Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen

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20 Aug. 2008 18:29 #4435 von majati

merle schrieb: Guten Tag,

Ich möchte nicht falsch verstanden werden in Hinblick auf die Ausbildung eines Ergotherapeuten. Es ist mir schon sehr klar, dass diese kurze Zeit meiner Weiterbildung längst nicht ausreicht um zu therapieren. Aber ich hatte Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen (z.B. bei der Essensbegleitung). Doch das schlechte Licht, dass im Moment auf meine Fortbildungsmaßnahme geworfen wird, stört mich doch sehr......das, mit Fleiß erworbene, Zertifikat ist für mich nicht mehr wert als das Papier auf dem es gedruckt wurde.

Merle


Hallo Merle,

aus den bisherigen Meldungen habe ich "Langzeitarbeitslose" als Begriff herausgehört. Wie ich schon sagte, ist dies ja schon ein Stigma an sich.

Es wird aber auch suggeriert, dass es "alle" Langzeitarbeitslosen betreffen soll- damit habe ich schon ein Problem!

Wer dagegen in diesem Bereich Erfahrungen und Kenntnisse hat, ist doch gern willkommen!

Was ich mir noch wünsche, ist eine klare Definition der Aufgaben dieser Betreuungspersonen, denn sonst geht die Rechtfertigung therapeutischen Handelns wieder von vorne los...


@ Nadja:

es tut mir aufrichtig Leid, wenn jemand wie du- der auch diese HP hier initiiert hat- nun ohne Job dasteht. Es ist eine Schande!
Ich wünsch dir, dass du schnell wieder reinkommst!!

LG, majati

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20 Aug. 2008 21:16 #4437 von Nadja Busch

majati schrieb: @ Nadja:

es tut mir aufrichtig Leid, wenn jemand wie du- der auch diese HP hier initiiert hat- nun ohne Job dasteht. Es ist eine Schande!
Ich wünsch dir, dass du schnell wieder reinkommst!!

LG, majati


Hallo majati und die anderen ebede´ler,
ich persönlich empfinde es nicht als Schande, sondern als eine Chance auf etwas neues!
Nach dem ich nun fast 5 Jahre im Alten- und Pflegeheim in der sozialen Betreuung gearbeitet habe, wollte ich mal was neues ausprobieren. Somit bin ich im April in die geriatrische Reha gewechselt. Dort habe ich für mich sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt. Da aber das Schicksal etwas anderes mit mir vor hat, bin ich nun auf der Suche nach was neuem.

Viele liebe Grüße sendet
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

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20 Aug. 2008 23:11 #4438 von stefan
Erstmal was Positives: Ein Heimleiter spricht sich in der taz für die Einstellung von Fachkräften aus (in dem Fall: Sozialpädagogen).
www.taz.de/1/politik/deutschland ... v-pfleger/

Mir kann niemand erzählen, man könne keine Fachkräfte finden. Wenn Nadia mit einer 0,75 Stelle eingestellt würde u. Merle mit dem gleichen Stellenanteil von ihr angeleitet würde, dann könnten die beiden 50 Bewohner sicher besser betreuen als 2 "Berufsfremde" mit einer vollen Stelle. Das Geld für eine anständige Bezahlung dürfte da wohl auch reichen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die beiden gar keine Schulung brauchen. So fließt ein großer Teil der neuen Mittel mal wieder in Bürokratie und Verwaltung und wird politischen Interessen geopfert (Arbeitslosenstatistik!). Bei den Bewohnern wird nicht viel ankommen.
Merkt man, dass ich sauer bin? Soll man auch!
Ich habe übrigens eine unbefristete Stelle, aber ich sehe jeden Tag, wenn ich mit den Bewohner arbeite, den großen Bedarf an sozialer Betreuung.
>:( :'( >:( :(

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21 Aug. 2008 09:19 #4442 von Nadja Busch
Hallo in die Runde,
gestern (20.08.2008) hat zu diesem Thema die deutsche Gesellschaft geäußert.

Zu den Situation in den Heimen sagt Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft folgendes:

Pressemitteilung Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 20.08.2008 schrieb: ...„Wer an den Qualifizierungs­maßnahmen teilnimmt, muss menschlich geeignet sein, d.h. eine zugewandte Haltung gegenüber demenzkranken alten Menschen mitbringen, und bereit sein, sich Fachwissen anzueignen und sich fortzubilden. Wenn dafür geeignete Arbeitslose gefunden werden, ist das nur positiv. Allerdings sollte klar sein, dass es in erster Linie um eine bessere Betreuung Demenzkranker geht und nicht um eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme“...

Pressemitteilung Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 20.08.2008 schrieb: ...„Entscheidend ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer in der Praxis nicht allein gelassen werden. Sie müssen von erfahrenen, fachlich qualifizierten Fachkräften angeleitet und begleitet werden und schwierige Betreuungssituationen besprechen können. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die Betreuungskräfte als Lückenbüßer in der Pflege eingesetzt werden.“...


Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft

Ich denke mit diesen Worten spiegelt Frau Lützau-Hohlbein die Grundhaltung wider, die im Vordergrund stehen soll. Und wenn man diese Worte frei interpretiert, können sich auch Ergotherapeuten weiter Qualifizieren lassen/als anleitende Fachkräfte aktiv sein und hätten somit ebenfalls eine Chance auf Arbeit.

Hier könnt ihr die ganze Pressemitteilung lesen und weiter zu dem Thema informieren.

Liebe Grüße sendet
Nadja

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muss das Unmögliche versucht werden."
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21 Aug. 2008 14:10 #4445 von Jana
Ich bin geschockt und habe immer mehr Angst um meinen Beruf...Vielleicht kann man ja doch etwas tun?? Ideen???

LG! Jana

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22 Aug. 2008 17:39 #4453 von stefan
Die Stellungnahme der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft findet ihr hier:
http://www.deutsche-gesundheitsauskunft ... 06936.html
Hört sich ganz vernünftig an, wie ich finde........

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23 Aug. 2008 17:30 #4455 von ergo031
Die Vorstellungen der Alzheimergesellschaft bezüglich der Voraussetzungen für die Dementenbetreuung klingt zwar schön und gut,aber sie wird in der politischen Entscheidung nicht wirklich gehört,sondern max. zur Kenntnis genommen!!So sieht es leider aus.Die Bedenken bzw. Einwände gegen den Einsatz fachlich unqualifizierter Personen will ja auf dem politischen Parkett keiner hören.Es geht auch nicht um die dementen Bewohner-ihnen was Gutes zu tun o.ä.-sondern nur um die Beschönigung der Arbeitslosenstatistik.Das erleben wir tagtäglich mit dem jetzigen Einsatz der 1€-Kräfte im Betreuungsbereich.
ich selbst wehre mich nicht generell gegen den Einsatz von Langzeitarbeitslosen,ABER:sie müssen meiner Vorstellung nach aus einem sozialen Beruf kommen und wenigstens 1x ein Praktikum in der Dementenbetreuung gemacht haben.Erst dann kann man sehen,ob sie überhaupt die richtige Einstellung zu diesem Krankheitsbild haben.Es ist und bleibt eine schwere Aufgabe,mit Bewohnern bzw. Patienten zu arbeiten,die demenzkrank sind!!!!
In jedem Pflegehim sollte dann mind. 1 ausgebildeter Ergotherapeut eingesetzt werden,ergänzt von Hilfskräften.Dann wird unsere fachliche Qualifikation doch anerkannt und wir können Einfluß nehmen auf die Beschäftigungs-und Betreuungsangebote.
ich selbst arbeite als alleinige Ergo in einem Heim mit ca.260 Bewohnern.Zur Unterstützung meiner Arbeit habe ich mir hart eine 1€-Kraft (ich konnte sie auswählen) erkämpft.Trotzdem ist eine akzeptable therapeutische Arbeit nicht möglich,aber ich habe die Kollegin anleiten können und sie ist mir jetzt nach ca.4 Monaten schon eine wirkliche Hilfe geworden.

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23 Aug. 2008 20:39 #4458 von stefan
Es gibt jetzt eine Petition an Ulla Schmidt, die man unterzeichnen kann:
www.petitiononline.com/mod_perl/ ... i?22082008

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25 Aug. 2008 16:26 #4464 von Nadja Busch
Liebe Ergokollegen/innen,
in der Rubrik "Kurz Notiert" hat der DVE unter den Titel "Menschen zweiter Klasse? DVE kritisiert Pläne zur Betreuung demenzkranker Menschen" Stellung genommen und einen offenen Brief an die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt gesendet.

Nachlesen könnt ihr die Stellungnahme und den Brief unter folgendem Link:
www.dve.info/informationen/kurz_ ... iveColor=2

Auf eure Meinungen bin ich gepant!

Liebe Grüße sendet
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
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25 Aug. 2008 18:58 #4466 von Maia
Hallo!
Auch ich stehe dieser Lösung, die bei uns glücklicherweise noch nicht angedacht wird, mit großer Skepsis gegenüber.

Als Diplompädagogin im Begleitenden Dienst eines Altenheimes betreue ich  auch viele demenzkranke BW einzeln und in Gruppen. Trotz vieler Ausbildungen, u.a. eine aufwändige im Demenzbereich und der Validation -Anwender-Ausbildung, bin ich immer noch damit konfrontiert, welch große Herausforderung die Arbeit mit desorientierten Menschen darstellt.

Trotz jahrelanger einschlägiger Erfahrung und einer großen Portion Empathie, über die ich verfüge, stoße ich angesichts der komplexen Gegebenheiten immer wieder an meine Grenzen: die verschiedensten Charaktere, die unterschiedlichen lebensgeschichtlichen Prägungen, die unterschiedlichen Stadien und Demenzformen verlangen in jeder Situation, bei jedem Menschen ein neues Mich-Einstellen, Erspüren der jeweiligen Bedürfnisse, Nöte und Interessen.
M.E. sollte es darum gehen , diese Menschen zu erreichen, sie in ihrer Würde zu stärken und trotz ihrer eingeschränkten Ausdrucksfähigkeit wenigstens noch ein Stück weit zu "verstehen".
Und diese Fähigkeit erfordert eine große fachliche, aber auch menschliche Reife. Ein Schnelldurchlauf einer Fortbildung, die jemanden dazu befähigen soll, in diesem Bereich eine sinnvolle Hilfe zu sein, v.a. auch für die Pflegenden, ist für mich nicht erfolgversprechend.
Ich glaube, das wird die Realität, nicht zuletzt auch die Reaktion der Demenzkranken, zeigen. Ihre unverhohlenen Reaktionen: Wegschlafen, Aggression, Teilnahmslosigkeit und Apathie, wenn jemand nicht ihre Bedürfnislage trifft, sie z.B. zu forsch oder zu schnell zu etwas bewegen will,  kennen wir ja alle.
LG von Maia

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