Hallo ihr lieben,
wahrscheinlich werden jetzt gleich die fauligen Tomaten fliegen, aber ich möchte mich mal mit ein paar kritischen Fragen in diese Diskussion mit einmischen.
Ich habe alle Beiträge gelesen, und ich finde es jammerschade, dass es oft in den Heimen kaum Akzeptanz oder volle Unterstützung seitens der Pflege für die Ergotherapie gibt.
Ich arbeite jetzt seit vier Jahren im gerontopsychiatrischen Bereich und es macht mir immer noch viel Spass. Mein Chef zieht mich immer mehr mit in die GF mit rein, ich lerne viel, aber ich muss mich auch mit kritischen Fragestellungen auseinandersetzen. Zum Beispiel:
"Die Ergo leistet tolle Arbeit, ein Ausbau wird nicht erfolgen (eher im Gegenteil), denn wir erfüllen voll die Leistungen, die im SGB XI gefordert werden. Delegieren Sie Aktivierungsangebote an die Pflege, arbeiten Sie mehr konzeptionell".
Ich habe jetzt das Problem, dass ich oft nicht "loslassen" kann, dass ich das Gefühl habe, (ohne jetzt hochnäsig klingen zu wollen: "wenn ich es selbst mache, dann läufts besser....")
Wie ist das bei euch?
Zweite Frage....das Thema mit dem selbständigen Essen....natürlich ist es richtig, die Selbständigkeit möglichst lange zu erhalten. Bei Broten...sehe ich da auch kein Problem, und das Schneiden oder Doppeln von Scheiben ist sicher auch ein guter Weg (den die Pflege oft auch annehmen wird --> seht sowas auch als Erfolg!) ABER: bei dem Mittagessen seh ich das echt anders....ich habe eine Kollegin, die sehr gerne "Esstraining" macht...das sieht so aus, dass der BW (ungelogen) mehr als 1 1/2 Stunden für sein Essen braucht. Das Resultat, alles ist kalt, der Bewohner hört auf zu Essen. Ich möchte mal kein kaltes Essen stundenlang Stück für Stück zu mir nehmen müssen, nur weil ein Ergo meint er tue mir damit etwas Gutes. Ganz ehrlich!
Achja, und zu der Gabel und dem Brot: ich habe eine BW, die nach einem Schlaganfall Probleme mit dem Tonus in beiden Händen hat. Sie kann gerade Dinge wie Brot nicht mit den Fingern greifen, es rutscht ihr durch den stark erhöhten Tonus schwupps wieder aus der Hand. Gibt man ihr das Essen ein, fühlt sie sich nutzlos und ist völlig deprimiert. Mit der Gabel klappt es jedoch super. Also, warum nicht?????
Und Punkt zwei: wenn ich jemandem Essen eingebe, dann nehme ich fast immer eine Kuchengabel......fändet ihr es hygienisch, wenn euch ein fremder Mensch das Brot in den Mund schiebt? Netter Nebeneffekt: man stimuliert den Mundraum sehr viel intensiver.
Ich finde das alles viel wichtiger - und viel mehr im Sinne der Ergotherapie - als immer nur auf dem zu beharren, was WIR auf Grund unseres Berufes leisten KÖNNTEN. Ich arbeite nicht 24h und sieben Tage die Woche, ich muss sehen, dass ich REALISTISCHE Ziele setze, und diese evaluierbar bleiben. Ich muss darauf achten, dass die Pflege gewisse Dinge übernimmt, weil sie sie unterstützen und gut finden. Natürlich könnte ich theoretisch viiiiiel mehr erreichen, aber Realist bin ich dennoch geblieben. Und mache ich dann nicht mir (der Pflege, den Bw und den Ang) etwas vor....die grösste Enttäuschung erlebt doch man selbst wenn es nicht klappt.
So.... jetzt bin ich mal auf eure Antworten gespannt.
Liebe Grüße
Kathrin