Extremer Frust bei dementer Damen

Hallo!

Ich arbeite nun schon seit knapp 5 Jahren mit Menschen mit Demenz zusammen und habe einiges erlebt. Zur Zeit arbeite ich im ambulanten Bereich und besuche auch ein Seniorenheim - dort behandle ich seit einem Jahr eine demente Dame. Sie wird kaum gefördert und sitzt den lieben langen Tag an ihrem Platz oder liegt im Bett. Mit der Physiotherapeutin habe ich deswegen ausgemacht, dass wir abwechselnd zu ihr gehen (2-3mal die Woche komme ich, 2mal die Woche die Physiotherapeutin). In den Einheiten hat sie bis vor einem Monat sehr gut mitgemacht und mit der Zeit hat sie sogar Fortschritte gemacht.

Seit einem Monat nun ist sie extrem gefrustet. Man merkt ihr die angestaute Wut richtig an - sie hat einen starren Blick und alles, was sie macht wirkt extrem. Wie aus einem Ventil schreit sie das Vater unser oder 'Gott erbarme dich meiner' raus. Wenn ich mit ihr Bewegung mache (sie war früher sehr sportlich und liebt es, sich zu betätigen), stampft oder schlägt sie so sehr auf, dass ich Angst habe, dass sie sich das Bein oder den Arm bricht. Neulich hat sie sogar eine Porzellanfigur zerschlagen! Reden will sie nicht und auch mit Erfolgserlebnissen kann ich sie nicht mehr aufmuntern. Sie hat leider keine Angehörigen und die behandelnde Gerontopsychiaterin gibt ihr nur mehr Melporon.

Wie kann ich ihr den Frust nehmen? Was kann ich ihr in einer Stunde anbieten, damit sie ihre Aggressionen abbauen kann?

hast du sie mal direkt angesprochen?

ihr gesagt das sie dir angst macht?

Vieleicht reagiert sie darauf.

In meiner Intervention rede ich immer mit den Menschen. Ich versuche ihnen immer das Gefühl zu vermitteln, dass sie 'normal' sind.

Auch bei ihr... Aber seid einem Monat verschließt sie sich richtig. Sie hat nie viel geredet, aber diesmal schweigt sie nur. Sie hat nur kurze Momente, in denen sie antwortet. Und dann begrüßt sie mich nur und sagt, dass es ihr gut geht.

Es ist echt unglaublich, aber ich habe das Gefühl sie ist erstarrt in ihrer sprachlosen extremen Wut. Nur durch festen Körperkontakt wird sie etwas ruhiger... dann halte ich sie ganz fest oder halte ihren Arm. Aber das Problem: die innere Wut ist immer noch da!

Sprech mit den schwestern. Kann auch normal sein, sie ist ja in nem seniorenheim, sicher auch nicht ohne grund. 

Wenn sie dort neu ist, hat sie vielleicht jetzt erst richtig verstanden wa süberhaupt passiert ist.

Sie kann nie wieder nach hause, bekommt selten besuch, sie muß afstehen wenn die schwestern es sagen, es gibt essen wann andere es wollen und vor allem was sie wollen.

das können alles kriterien sein.

Wie ist sie bei der Physiotherapeutin?

Wie sind die schwestern auf ergotherapie eingestellt?

ich bekomme immer wieder mit, das sie vor den bwern sagen, bringt doch eh nix mehr.

kann auch sein das sie alte verhaltensmuster aufbaut, die sie als kind mal hatte.

Die Frau ist schon seit 5 Jahren dort.

Bei beiden Therapien machte sie - bis vor kurzem- sehr gerne mit. Sie freut sich über jeden 'Besuch', der nur für sie da ist.

Eigentlich habe ich einen sehr guten Draht zu den Schwestern dort und sie schlagen Ergotherapie auch immer vor. Bei den Präsenzkräften ist es zum großen Teil auch so. Sonia... du hast mich gerade auf eine Idee gebracht. Da sie keine leichte Persönlichkeit hat, wird sie auch von den Leuten gemieden und die Präsenzkräfte sind mit ihr hoffnungslos überfordert. Gut, das kann der Grund sein.  Was traurig eigentlich...

Aber diese Sachen kann ich kaum ändern - ich habe schon einiges dort verändern können, aber es gibt auch genug resistente Leute.

Was kann ich denn für Frau H. machen? Sie leidet ja richtig. Bei jedem fitten Menschen würde ich einen Boxsack aufhängen, aber das kann sie leider nicht mehr verarbeiteten.

Gehn die mit ihr auch mal raus? in vielen heimen haben sie keine zeit dafür? mach doch mal terapie im freien.

Ist nur ein versuch!

Und wenn das weiter so kalt bleibt, den schwestern sagen sie sollen sie an dem tag wo du als nächstes kommst, dick anziehen, eine kanne tee bereitstellen lassen und einfach nur mal kurz drausen auf ner bank sitzen, muß nicht weit weg sein.

Wieviel zeit hast du bei ihr?

Vielleicht kannst du mal 2 therapieeinheiten zusammenziehen, als ergo kann man da smal begründen, als physio schlechter. kenne mich da abe rnicht so aus bei euch, zwecks abrechnung.

hatte sie nen hund?  hast du einen? Wenn du das darfst und du scheinst dich sehr für die dame zu interessieren wäre ein versuch oder die idee an das heim weitergeben. kannst ja an mehreren bwern mal ausprobieren.

Nur als anhaltspunkt für die betreuung dort selbst.

Alles kannst du nicht abfangen und du solltest es nicht zu sehr mit nach hause nehmen.

integrative Validation
Sie platzen vor Wut
das schlägt dem Faß den Boden aus
sie sind völlig verzweifelt

oder Gefühle spiegeln
oder snoezeln,Basale Stimulation

auch einmal überlegen was einem selbst helfen würde wenn man sich in einer solchen KRISE wie deine BW befindet


ich habe viel Erfolg mit singen und bewegen.

Hallöchen,
so sehr das Einen auch frustet, weil man natürlich viel lieber mit positiven Emotionen arbeitet - aber sei froh, dass sie überhaupt was zeigt, womit du arbeiten kannst. Ich habe viele Patienten, die kaum noch reagieren, egal was ich tu oder sage.
Vor allem, wenn du anfangs einen guten Draht zu ihr hattest und sicher bist, das du nicht der Auslöser bist, kannst du versuchen mit dieser Energie weiterzuarbeiten.
Boxsack ist vielleicht zu gefährlich, aber wenn sie tatsächlich "Zerstören" will, dann mach so etwas. Z.B. Papier zerreißen  -  um es anschließend als Pappmaché oder "Laterne" wieder zu etwas zusammenzufügen.

Wie sieht es mit Tonarbeit aus, wobei auch der vielleicht zu großen Widerstand gibt...?

Mach mit ihr Apfelmus oder Kartoffelbrei - mit einem Hand-Stampfer - oder einen Rührkuchen mit Schneebesen - nicht maschinell. Oder Teig kneten... Wenn sie das motorisch noch hinbekommt...

Ballspielen gegen die Wand - mit einem etwas weicheren Ball, der kein Verletzungsrisiko darstellt...

Gerade, wenn es körperlich nicht mehr gut geht, muss so aufgestaute Aggression wirklich schwer auszuhalten und natürlich abzubauen sein. Gib ihr dazu die Möglichkeit, wenn sie schon nicht mehr kommunizieren kann/möchte - dann versuch kraftgeladene Aktivitäten auszuprobieren - wenn es sich dadurch natürlich nur steigert oder verschlimmert, würde ich es mit einem anderen Material/Medium versuchen...

Ich würde auch versuchen herauszubekommen, was vor einem Monat gewesen ist - vielleicht findest du in den Pflegeberichten was (wenn sie gut geführt sind) - oder vielleicht hat die PT ja ein doofes Erlebnis gehabt.

Viel Erfolg / Glück

Hallo

ich finde den letzten Beitrag zeimlich gut. Da sind viele gute Ideen und Anregungen drin.
Wenn nur du und die Physio zu ihr gehen und die anderen mit ihr net klar kommen bzw üpberfordert sind, fühlt sie sich vielleicht unwohl.
Vielleicht ist ihr erst jetzt aufgefallen, das sie von den Betreuungskräften gemieden wird bzw nur du unddie Physio sich richitg Zeit nehemn. Viell frustriert sie das so sehr. Es ist schwer einzuschätzen, weil ich net weiss wieviel die Frau mitbekommt ect. Aber das könnte ja eine Erklärung sein.
Vielleicht kannst du ja die Betreungskräfte oder Schwestern dazu ermutigen auch mehr mit der Frau zu machen und ihr merh Aufmerksamkeit zu schenken. Somit fühlt sie sich vom Heim (was nun mal ihre Wohung ist) nciht abgelehnt.

Weisst wie ich meine. War nur so eine Idee..viell hilfts ja.

lg, sarah

habe gerade vielleicht bald so einen ähnlichen fall, deutet zumindest leicht shcon mal hin.

Wir haben eine bwin die nahm an alles teil, kochen, zeitungsrunde ect.

Nun liegt sie seit einem monat in ihrem bett. momentan wird sie auf ihrem zimmer wieder im sessel mobilisiert.

da sie immer in der kochgruppe war und versuche sie weiter am leben teilhaben zu lassen und zeigen wollte die bwer denken an sie, bin ich heute mit essen von der kochgruppe zu ihr.

Dies hat ihr das erste mal nicht geschmeckt. das von der küche wollte sie auch nicht.  In den letzten tagen ist auch leicht agressiv geworden.

ihr gehör wird schlechter, ich denke da geht jeder schnell wieder raus, weil zeitdruck und sie will sich nicht unterhalten.

Und sie liegt da, den ganzen tag, bekommt essen wenn "wir" es wollen, soll ständig trinken, soll reden wenn wir gerade "jetzt" da sind.

das würde mich auch glaube agressiv machen.

Nur eine bwerin besucht sie ab und zu mal und auch nur dann wenn wir oder die schwestern zeit haben sie zu ihr zu fahren.

Für alle anderen bw ist sie eigentlich schon vergessen.

das finde ich schade.