(Basale) Stimulation bei Demenzkranker BW

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25 Jan. 2011 20:17 #9477 von Jana
Hallo Sonja,

muss jetzt doch nochmal fragen, damit ich es besser verstehe: Arbeitest du in einem Seniorenheim? Bist du dort fest angestellt oder arbeitest du auf Rezept? Inwieweit kannst du mit Infos aus aussagekräftigen Biografiebögen arbeiten? Bei uns werden die von den Angehörigen leider viel zu selten ausgefüllt abgegeben...  :-[
Was ist mit auditiven oder visuellen Reizen? Welches Ziel verfolgst du mit taktilen Reizen? Ich will dir nicht unterstellen, dass du "ohne Ziel" behandelst. Aber manchmal will man vielleicht zu viel erreichen bzw. man verliert das Ziel aus den Augen und bemerkt kleine Erfolge evtl. gar nicht?!
Wenn du taktil arbeitest, bietest du auch Ganzkörper- oder Teilwaschungen an? Massagen, Igelbälle, Massagehandschuhe, Vibrationsgeräte, Cremes, Körperöle.....? Würd dir gern helfen.

Schönen Abend!

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27 Jan. 2011 12:45 #9490 von Parapluie
Hallo,
ich gehe auf Rezept in verschiedene Seniorenheime. Die Biographiebögen dort (sowie die restliche Aktenführung) lässt eigentlich mehr Fragen als Antworten - Angehörige gibt es nicht mehr. Es ist also russisches Roulette.

Auditiv mach ich auch was, entweder erzähl ich ruhig einfach etwas, vom Wetter, von der Jahreszeit - oder ich habe schöne Musik an. Der Blick geht oft ins Leere, so dass ich denke, dass sie Gegenstände oder Bilder nicht fixieren (und dann erkennen) kann - und sie soll keine Angst bekommen. Mit farbigen Tüchern - also großen Flächen könnte ich mal versuchen, aber so was hab ich garnicht... muss ich mal organisieren.

Ganzkörperwaschungen mach ich selten, weil ich das persönlch einfach zu intim finde - und weiß wie die Pflege teilweise vorgeht - und ich mir eher vorstellen könnte, dass es Angst auslöst...

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30 Jan. 2011 20:56 #9507 von Jana
Hallo Sonja,

schade das du auf wenig hilfreiche Informationen bzgl. der Biografie usw. zurückgreifen kannst.
Gibt dir die Pflege Rückmeldung zu deiner Arbeit? Ist der / die Bew. evtl. an den Tagen wo du behandelt hast ruhiger oder aufmerksamer? Vielleicht stellt sich der Behandlungserfolg nicht unmittelbar ein, wenn du da bist sondern muss erst verarbeitet werden? Ich hatte mal eine Bew. die viele Stunden am Tag nur laut geschrien hat. Die Pflege hat mir dann gesagt, dass sie an den Tagen wo ich sie behandelt habe, später am Tag deutlich ruhiger war. Da ich die Bew. fast ein Jahr behandelt habe, konnte man das dann wirklich gut beobachten.
Hm, ansonsten fällt mir noch ein: Massagen an Hand oder Fuß? Toll ist ein Reizwechsel (z.B. erst Peeling dann Bodylotion). Entspricht ja dann nicht direkt einer pflegerischen Handlung, ist nicht zu intim (oder?) und je nach Wassertemperatur anregend bzw. beruhigend.

Liebe Grüße!

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31 Jan. 2011 12:45 #9508 von Parapluie
Hallo Jana,

die Pflege gibt mir kaum Rückmeldungen und es verändert sich während ich da bin nichts bei der Frau, was ich sehen kann. Dann kommt so langsam die "Sinn-Frage" in mir hoch. Aber das mit dem Peeling und der anschließenden Creme werde ich ausprobieren.
Wie ich meine Arbeit aber gut rechtfertigen kann, weiß ich echt nicht. Die Begründung "mir würde das gut tun" ist ja sehr persönlich und es ist wie gesagt nichts messbar...

Gruß
Sonja

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31 Jan. 2011 15:31 #9509 von Anonymous
Hallo,
also wegen der "Sinn-Frage" kann ich Dir helfen. Deine Bewohnerin hat ja nunmal keine Chance selbstständig ihre Sinnessysteme anzuregen. Und wenn diese nicht angeregt werden verkümmern sie, bzw. man nimmt einfach schlechter etwas wahr. Das führt dann irgendwann dazu, das auch Missempfindungen bis zu Halluzinationen auftreten können. Also stell Dir vor du weißt gar nicht ob du liegst oder stehst, ob es warm ist oder kalt, wo dein Arm gerade ist und ob du überhaupt noch Beine hast, denn du kannst es ja nicht mehr spüren. Deshalb ist die "Basale Stimulation" so wichtig. Ich habe über Wochen bei einem Bewohner immer die gleiche Handmassage gemacht da er in den Händen noch ein wenig Restbeweglichkeit hatte und zum Schluß hat er angefangen die Augen zu öfnen als ich kam. Es dauert halt auch sehr lange bis man Reaktionen bemerkt. Das können auch eine schnellere Atmung, Puls etc sein. Unsere immobilen Bewohner sind oft sehr verschleimt und können nur schwer abhusten. Das könnte auch ein Ziel sein, das Abhusten mit Hilfe einer Atemstimulierenden Einreibung zu fördern. 
Ich hoffe ich konnte Dir ein bißchen helfen.
Viele Grüße!
Kim

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31 Jan. 2011 15:59 #9510 von Parapluie
Hallöchen,
Danke für deine Antwort. Du hast ja recht, das sollte man einfach nicht vergessen. Wobei man ja manchmal keinen "Beweis" hat, das das funktioniert hat. Aber es ist eine Geduldprobe, das stimmt schon.

In dem Haus in das ich gehe, werden solche Leute mit einem Minimum an Aufwand versorgt - und ich komm mit solchen Argumenten kaum durch und hab es schwer meine Arbeit zu rechtfertigen. (z.B. "Wieso noch extra Sterbebegleitung anbieten, wir von der Pflege machen doch ab und zu das Licht an!"... ohne Worte!!)

Es tut gut sich hier auszutauschen und sich etwas Aufwind und Berechtigung zu holen - Danke

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02 Feb. 2011 15:19 #9518 von SammyJo
Halli Hallo, ich habe auch eine ganz ähnliche Bewohnerin in unserem Heim. Hab auch schon alles mögliche ausprobiert. Die besten Erfahrungen habe ich damit gemacht, dass ich ihr den Kopf, Schulter-Nacken-Bereich massiere und streiche, dass ich ihr die Körperumrisse nachfahre oder mit Kissen und Decken ein Nest baue. Ich lege zum Beispiel ihre Unterschenkel oder auch Unterarme in eine Handtuch und hebe sie dann von der Unterlage (also dem Bett ) ab und schwinge sacht hin und her. Sie braucht Spürinformationen. Sie nestelt sehr gerne und so habe ich eine Nesteldecke genäht aus verschiedenen Stoffen, mit Klettverschlüssen, Knöpfen, knisternder Folie. Das mag sie sehr. Und wenn sie mich anlächelt, weiß ich, dass ich angekommen bin. Das macht alle Mühe wett. Liebe Grüße von Yvonne

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