Basale Stimulation hat sich in der ergotherapeutischen Behandlung Demenzkranker bewährt, um einen Zugang zu ihnen zu bekommen. Eignet sich ein Snoezelraum zur Durchführung? Was spricht für einen mobilen Sinneswagen? Michaela Naß hat die Argumente zusammengetragen.
Was ist Basale Stimulation?
Demenzerkrankte und bettlägerige Bewohner verlieren durch ihren Krankheitsverlauf oder durch Immobilität jegliche lebensnotwendigen Reize ihrer Sinnes- und Körperwahrnehmung. Durch die Basale Stimulation kann vor allem bettlägerigen Menschen geholfen werden, deren Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeiten beeinträchtigt oder verloren gegangen sind. Die Basale Stimulation versteht sich dabei als pädagogisches Konzept und nicht als therapeutischer Ansatz. Mit einfachster Sinnesstimulation wird dabei versucht, Kontakt zu dem Bewohner aufzunehmen, um ihm den Zugang zu seiner Umgebung und seinen Mitmenschen zu ermöglichen. Und nicht, wie meist angenommen, einen Menschen in kurzer Zeit mit möglichst vielen Reizen aus allen Wahrnehmungsbereichen zu "überschütten".
Basale Stimulation verbessert Lebensqualität
In stationären geriatrischen Einrichtungen wird die Basale Stimulation vor allem für Demenzerkrankte und bettlägerige Bewohner zu einer immer wichtigeren Grundlage der elementaren Lebensqualität. Um diese zu gewährleisten, nutzen viele Pflegeeinrichtungen einen Snoezelraum oder einen mobilen Sinneswagen.
Snoezelräume kaum geeignet für Bettlägerige
Ein Snoezelraum ist ein Zimmer in weißer Einrichtung und Möblierung, das sich vollständig abdunkeln lässt. Der Transfer bettlägeriger Patienten im eigenen Bett scheitert aber oft an zu kleinen Räumlichkeiten oder am zusätzlichen Zeitaufwand. Bleiben mobile Bewohner als potenzielle Snoezel-Besucher. Doch durch ihren Fortbewegungsdrang suchen sie sich bereits unbewusst und eigenständig Stimulation ihrer Wahrnehmung. So erfahren sie dank ihrer Mobilität täglich eine "automatische" Anregung ihrer Sinne. Ein zusätzliches Angebot an Reizen ist für mobile Bewohner daher weniger notwendig.
Sinneswagen knüpfen an Alltag und Biografien an
Demenzerkrankte empfinden den weißen Snoezelraum und die eingesetzten Gerätschaften und Effekte oft als fremdartig. Sie können sogar Angst auslösen. Bei einem mobilen Sinneswagen kann der bettlägerige Bewohner in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Ferner regen Alltagsmaterialien statt fremdartige Reize die Sinneswahrnehmung an. Dieser Wiedererkennungseffekt entfällt beim Snoezeln tendenziell.
Nicht nur ist das Reizangebot des Snoezelraums zu groß und birgt die Gefahr der Reizüberflutung. Es mangelt auch an einer ausreichenden Regulierbarkeit. Dadurch lässt sich kein Bezug der Reize zu den einzigartigen Biografien der Bewohner herstellen. Die im Sinneswagen enthaltenen Gegenstände der Basalen Stimulation ermöglichen hingegen, besser auf die Individualität des jeweiligen Bewohners einzugehen.
Nicht zu verwechseln ist der Sinneswagen mit dem eher kritisch diskutierten Snoezelwagen, der die Nachteile des Snoezelraums allenfalls transportabel macht.
Fazit
Neben dem einfacheren Zugang zu bettlägerigen Patienten sowie dem alltagsnahen und biografiebezogenen Arbeiten spricht auch das entfallende Raumproblem für den Sinneswagen: Denn ein Snoezelraum muss lärmgeschützt und belüftbar sein, viele Elektroanschlüsse haben und Sicherheitsbestimmungen erfüllen. Diese Hindernisse erübrigen sich bei der Nutzung eines mobilen Sinneswagens. Zudem ist die Anschaffung mindestens um das Vierfache günstiger.
Links zum Thema Sinneswagen und Aktivierung Bettlägeriger
- Bettlägerige aktivieren (Buchrezension)
- Snoezelen (Forum)
Über die Autorin
Michaela Naß hat 2009 ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin absolviert und ist momentan in einem Altenpflegeheim in Hannover tätig. Nebenberuflich belegt sie einen Bachelorstudiengang im Bereich der Medizinalberufe. Durch Fortbildungen hat sie "Basale Stimulation" als einen Schwerpunkt gewählt.