Buchcover Andrea Friese: Bettlägerige aktivierenWie schenke ich bettlägerigen Menschen Lebensfreude und Momente des Wohlfühlens? Auf diese Frage geht Andrea Friese in ihrem Buch "Bettlägerige aktivieren" ein. Sie fasst 111 Ideen aus der Praxis zusammen, gibt Tipps zur praktischen Umsetzung, regt zur Selbsterfahrung an und bietet einen kurzen Einblick in theoretische Grundlagen.

Mit allen Sinnen wahrnehmen

Bettlägerige Menschen haben einen eingeschränkten Aktionsradius. Sie können an vielen Aktivitäten des täglichen Lebens nicht teilnehmen. Ein spontaner Wechsel des Zimmers ist nicht möglich. Somit sind sie auf engagierte Menschen angewiesen, die das Leben ans Bett bringen. Warum nicht einmal mit Kartoffeln zum Bett gehen, diese schälen und auf einer mobilen Kochplatte an Ort und Stelle zubereiten? Den Kaffee mahlen Patient und Therapeut gemeinsam und gießen ihn dann traditionell mit Filter und Kanne auf. Eine Kopf- oder Fußmassage, Tastspiele und vieles mehr regen die Wahrnehmung an. Unterteilt in die Rubriken Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und Sich-spüren veröffentlicht die Autorin ihre Ideensammlung, die zum Experimentieren einlädt. Ebenfalls wird in dem Buch der Snoezelen-Wagen vorgestellt und der Einsatz am Bett erörtert.

Steigende Anforderungen erfordern neue Wege

Die Anforderungen an Betreuungskräfte in Alten- und Pflegeheimen sind in den letzten Jahren immer mehr gestiegen: Eine nahezu tägliche Aktivierung der bettlägerigen Bewohner schreibt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) vor. Darüber hinaus überprüft die  Heimaufsicht die Qualität anhand der Dokumentation. Um dem Leser einen Einblick in die Dokumentationsmöglichkeiten zu bieten, sind dem Kapitel Dokumentation zwei Evaluationsbögen beigefügt. In Kombination mit den aufgeführten Fragestellungen helfen sie dem Anwender, das Wohlbefinden des Bettlägerigen einzuschätzen und weitere Maßnahmen zu planen.

Fazit

"Bettlägerige aktivieren" ist ein sehr gelungenes Nachschlagewerk für Tage, an denen man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Es liefert Mitarbeitern der sozialen Betreuung, Ehrenamtlichen und Angehörigen zahlreiche Ideen für die praktische Arbeit. Ein Transfer einzelner Übungen in die Einzel- und Gruppenaktivierung auf der Station oder im häuslichen Umfeld ist möglich. Ergotherapeuten bietet das Buch einen kompakten Überblick, welche aktivierenden Maßnahmen bettlägerigen Menschen gefallen könnten. Fachkräfte entdecken unter den einzelnen Übungen viel Bekanntes aus Fachliteratur sowie Aus- und Fortbildungen wieder. Tipps und Hinweise zum Einsatz bei demenzkranken Bettlägerigen fehlen zwar, jedoch lassen sich viele Ideen adaptieren. Besonders sinnvoll erscheint die Warnung der Autorin vor "Risiken und Nebenwirkungen": So erfahren Neueinsteiger im Betreuungswesen, wann der Rat eines Experten notwendig ist.

Friese, Andrea (2009): Bettlägerige Aktivieren. 111 Ideen aus der Praxis, Hannover: Vincentz. 124 Seiten. ISBN: 3-86630-096-4.

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