Entwicklung Arbeitsmarkt

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25 Okt. 2010 13:18 #8966 von Ruthf650
Entwicklung Arbeitsmarkt wurde erstellt von Ruthf650
Hallo Zusammen,
ich wünsche mir eine neue Rubrikt: Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt oder so.
Ich beobachte, dass sich in der letzten 1-2 Jahren sehr viel auf dem Arbeitsmarkt verändert.
Gerade komme ich von einem Vorstellungsgespräch und bin wütend, schockiert....
Es wird gesucht: gutes qualifiziertes Fachpersonal für hauptsächlich Vormittags 20 Wochenstunden im Altenheim.
Im Gespräch stellt sich heraus: wir stellen ein nur qualifiziertes Personal spät nachmittag oder abend, 20 Wochenstunden, 7 Tagewoche aber kosten soll es möglichst nix. Und eingestellt wird auch nur als Mitarbeiter im sozialen Dienst, nicht als Ergo. Aber schön, dass wir als Aushängeschild einen Ergo haben. Und bitte, wir sind der Mittelpunkt deines Lebens...
Und das ist so nicht das erste mal gelaufen...
Ich würde hier gerne mal etwas wachrütteln, Ergos und den Rest der Gesellschaft.
Wir haben viel gelernt, wir können viel, wir setzen uns viel ein, wir erreichen viel, viel lieben unsere Arbeit.
Aber das lassen wir nicht mit uns machen!
Bin gespannt auf Stellungnahmen.

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27 Okt. 2010 06:57 #8969 von Sophia65
Sophia65 antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
Hallo Ruth,

deine Wut kann ich gut verstehen. Wenn nur vormittags in der Anzeige stand und nur für nachmittags gesucht wird, dann werden da falsche Tatsachen vorgespielt.

Mir war von Anfang an klar, dass ich nur nachmittags arbeite, das war offensichtlich und der Grund warum ich über diese meine Stelle auch nachdachte, aber mein Arbeitgeber ist so, dass ich frei bekomme, wenn da eben besonders am Freitag mal was ist. (Überstunden habe ich genug), so kann ich meine Dinge wahrnehmen und dennoch zufrieden arbeiten.
Eingestellt bin ich als Ergo, unterstellt in der  Organisation der Heimleitung und zugeordnet dem sozialen Dienst. Das heißt, dass ich meine eigenen Pläne und Gruppenangebote mache, mich mit dem sozialen Dienst abstimme und wir öfter mal  zusammen arbeiten, was in meinen Augen auch Sinn macht.

Dass dein Arbeitgeber, der Mittelpunkt deines Lebens sein soll, nun schau mal in die Pflege, da ist das mehr als üblich: länger bleiben, aus dem Frei oder Urlaub geholt werden, Dienstplanänderung und so. (ich habe 20 Jahre in der Pflege gearbeitet und da ist das mehr als üblich). Im Gesundheitswesen appelliert oft oder gar meist der Arbeitgeber an das soziale Gewissen und nun mach mal. Das ist mit einkalkuiert. Auch etwas was mich sehr ärgert (diese "freiwilligen" und unenteltlichen Überstunden sind  aber in allen Branchen vertreten: denk an die Skandale aus der Verkaufsbranche!) Wir sind alle selbst mit schuld daran, denn es wehrt sich ja niemand, weil jeder  Angst um seinen Job hat.
Neulich las ich in der Zeitung, dass wir alle bis 67 arbeiten sollen bei 45 Wochenstunden oder mehr. Sowas verhallt ungehört im Volk. So einen Aufstand wie in Frankreich ist hier doch undenkbar. (die Rentenkürzung mit der Einführung der Rente mit 67 wurde doch auch hingenommen).

Mir ist bei meinen Bewerbungen aufgefallen, dass auch in Praxen nur 400€ Kräfte gesucht werden und mir bei einer Stelle eben auch klar gesagt wurde, dass ich frei einteilbar sein müsse, also keine weitere Arbeitsstelle haben kann. Nun von 400€ kann ich nicht leben, also eben keine Stelle für mich.

Grüße von sophia

Glück ist nicht in einem ewig lachenden Himmel zu suchen, sondern in ganz feinen Kleinigkeiten, aus denen wir unser Leben zurechtzimmern.
Carmen Sylva,Schriftstellerin

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01 Nov. 2010 22:10 #8986 von Ruthf650
Ruthf650 antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
Hi Sophia,
es ist nett, dass Du mich trösten möchtest.
Meine Intention war eigentlich hier etwas wach zu rütteln.
Ein Aufruf gemeinsam dem katastrophalen Bild auf dem Arbeitsmarkt ein Ende zu setzen.
Wir sind sehr gut ausgebildet.
Und wer gutes Personal möchte, soll auch entsprechende Arbeitsbedingungen und entsprechenden Lohn anbieten.

Wie Du schreibst: die allgemeine Tendenz ist, den Arbeitnehmer auszulutschen bis er nicht mehr kann. Und dann wird er ausgewechselt.
Es gibt ja genug, die "gerne" zu diesen Bedingungen arbeiten nur aus Angst, keine Arbeit zu haben.
Ich sage: keine Angst mehr haben!

Liebe Sophia, ich freue mich, dass Du geantwortet hast.
Ich wünsche mir hier eine konstruktive Diskussion - auch mit den Vielen, die hier nur lesen.
Bewerbt euch doch einfach mal - so wie ich es getan habe. Schaut, wie euer Marktwert ist.
Die Arbeitgeber werden euch hinterher laufen, weil sie gutes Fachpersonal suchen. Aber sie werden nichts dafür geben wollen.....
Gruß Ruth

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23 Nov. 2010 12:38 #9133 von franziska mietusch
franziska mietusch antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
haalo, dein problem kann ich voll nachvollziehen.
hatte auch schon einige vorstellungssgespärche und jedes mal wird eine ergostelle angeboten,man soll dann aber nur für 20 oder 25 stunden die woche als sozialarbeiter arbeiten...geld wird auch nixht viel geboten.die miete und so das kann man von so einem kleinen gehalt alles alleine gar nicht merh bewerkstelligen wie die arbeitegeber sich das vorstellen.
nun arbeite ich als sozialarbeiter für 30stunden und werd einigermaßen gut bezahlt.ergostellen gibs bei uns in der region gar nicht...
ich glaub dass geht aber vielen so...

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24 Nov. 2010 23:28 #9144 von EbeDe.net-Team
EbeDe.net-Team antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt

Ruthf650 schrieb: Hallo Zusammen,
ich wünsche mir eine neue Rubrikt: Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt oder so.


Hallo Ruth,

vielen Dank für Deine Anregung. Wir werden beobachten, wie groß diese Thematik im Forum wird und gegebenenfalls über eine prominentere Platzierung nachdenken.

Bis dahin wünschen wir angeregtes und gern auch kontroverses Diskutieren!

Freundlichen Gruß,
Michael

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29 Nov. 2010 06:26 - 29 Nov. 2010 23:12 #9155 von Sophia65
Sophia65 antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
Hallo,

hätte gedacht, dass mehr Leute von ihren Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt berichten würden, aber das scheint kein Thema zu sein oder wie kommt es, dass niemand antwortet???

Was sagt ihr dazu, dass die Ärzte mehr Heilmittel verschrieben, aber ungleich mehr Physio als Ergo?  
"Deutschlands Ärzte haben im ersten Halbjahr Heilmittel wie etwa Krankengymnastik oder Ergotherapie im Wert von 2,2 Milliarden Euro verordnet. Das entspricht laut Techniker Krankenkasse (TK) einem Zuwachs von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Grundlage für die Berechnung ist eine Statistik des GKV-Spitzenverbandes."
....
"Der Wert je Verordnung lag statistisch gesehen bei 107 Euro. Insgesamt wurde Krankengymnastik für 632 Millionen Euro verordnet, danach folgen mit großem Abstand Ergotherapie (198 Millionen Euro) und Sprachtherapie (171 Millionen Euro)." (Aus der Apotheken Rundschau Online eben gerade)

Denke, dass unser Beruf vielen zu unklar, zu schwammig und unverständlich ist. Eben auch die Ärzte wissen nicht viel mit uns anzufangen. Aber jedem Doc einzeln im Umkreis zu erläutern, was wir warum machen, das ist ja auch mühsam und bringt nicht viel...
Wie wäre es mit veröffentlichten Studien in den Fachzeitschriften? Aber dazu brauchen wir eben unsere Masterergos...
Grüße von sophia


Edit: JavaScript-Fragment aus dem Link entfernt. Das EbeDe.net-Team

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07 Dez. 2010 10:42 #9196 von Ruthf650
Ruthf650 antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
Liebe Sophia,
das sehe ich auch so.
Fast kein Arzt weiß was Ergos leisten können und leisten. Wenn wir glück haben kommt eine Äußerung wie "machen sie mal Ihre Übungen".
Aber das Problem ist vielschichtig:
1. es gibt viele Kollegen, die nicht wissen was sie tun,
2. Ärzte haben keine Zeit und / oder kein Interesse an Erläuterungen zur
    Ergotherapie
3. die kurze Erläuterung deckt viel zu wenig ab
4. die längere Version, da hört keiner mehr zu
5. Ärzte haben immer mehr nur noch ihren Wirtschaftsbetrieb im Kopf
usw...
Ein einziges mal hatte ich wirklich engagierte Zuhörer. "Wir wußten gar nicht was die Ergotherapie alles kann und macht."

Aber das schweift etwas vom Thema ab.
Hier sollte es darum gehen sich nicht als Sozialarbeiterin einstellen zu lassen sondern mit erhobenem Kopf als Ergotherapeut, als hochmotivierte Fachkraft bei passender Bezahlung, von der man leben kann.

Und das sollte jeder Ergotherapeut können und auch tun und nicht darauf warten, dass vielleicht irgend wann mal jemand etwas zusammen fasst und aufschreibt, was ich dann einem Arzt vorlegen kann.

Wir können alle viel!

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09 Dez. 2010 07:04 - 09 Dez. 2010 07:11 #9200 von Sophia65
Sophia65 antwortete auf Entwicklung Arbeitsmarkt
Hallo Ruth,
danke für deine Antwort. Ich finde nicht, dass du vom Thema abschweifst. Wenn wir uns nicht erklären können, dann wird unsere Arbeit billig eingekauft und nicht wertgeschätzt. Ich habe auch immer weider das Problem, dass ich nicht kurz und knapp erkklären kann, was mein Beruf ist!!! Die Definition vom DVE ist den meisten zu lang und nicht zwingend verständlich.
Das was Außenstehende sehen unterscheidet sich nicht so viel von der Arbeit der 87b Kräfte, Ich biete eine Kochrunde an und die 87b Frauen auch, das wird gesehen, aber der inhaltliche Unterschied nicht.
Manchmal denke ich, dass gerade der Alltagsbezug es so schwierig macht mein Tun transparent zu machen. Würde ich Geräte nehmen, dann ist jedem Außenstehenden offensichtlich: die beübt was. Eine Dame sagte beim Seidentuch anfertigen (auf dem Tisch Abbindetechnik): du machst mit mir Gymnastik und nichts Kreatives, muss mich ja bewegen, nun hast du mich aber ausgetrickst  :).  Sie hatte Spass am Tun und vergass dabei dann auch die körperliche Anstrengung. Anschließend bügelte sie für alle Teilnehmer die Tücher (sie war  zur Kurzzeitpflege und Haushalt war eben auch Thema). Jemand der vorbeigeht sieht: die basteln... Wer nimmt sich dann die Zeit um zu hinterfragen? Die Äußerungen der Frau brachten bei der Pflege dann mehr als lange Worte von mir. Aber dazu muss mich ein Heim ja erstmal eingekauft haben...

Dann kommt hinzu, dass unsere Bewohner in der Regel nicht mehr heilbar im kurativen Sinne sind. Also könnenn wir keine offensichtlichen Erfolgserlebnisse vorweisen. Dass eine schwer demente, überwiegend bettlägerige Person auf Basale Stimulation anspricht, reagiert, das sieht niemand.
Wieder kommt die Pflege ins Spiel, die bemerken kann, dass jemand eventuell ruhiger ist, wacher oder beweglicher. Dass die Beweglichkeit besser ist, wenn wir jemanden mobilisieren. Also denke ich, dass gerade die Pflege auch unsere Mitstreiter sind, die quasi Werbung für uns machen,, da sie unser Tun unmittelbarer erleben und im Gegensatz zu den meisten Bewohnern auch darüber reden können. So ist in unserem Heim die Akzeptanz auch für die ambuante Ergo gestiegen und die Ärzte werden direkt angesprochen...
Dazu biete ich immer wieder Schuluingen im Haus an zu diversen Themen  den verschiedenen Berufsgruppen an. (Ich habe das Glück, dass PDL und Heimleitung meine Arbeit durchaus differenziert betrachten und hinter mir stehen).
Natürlich gibt es auch KollegInnen, die meinen ich bastel und mache nur tralala. Aber eben auch andere, die meine Arbeit wertschätzen.

Dass Ärzte nur nuch ihr Budget im Kopf haben kenne ich auch!!! Da schlage ich ihnen KG für einen Bewohner vor, der eigentlich zur Kurzzeitpflege bei uns ist, noch Restfähigkeiten zum  Laufen hat, aber eben das Training, Kraft und Ausdauer fehlt.  Und das können die Pflege & ich allein nicht leisten. Abgelehnt. Budget. Bringt nichts mehr. Hm, da spart also der Arzt, jemand bleibt im Heim und kostet der Pflegekasse Geld. Nettes System!! (von der Lebensqualität und den möglichen Folgeerkrankungen des einzelnen mal abgesehen).

Nun erstmal genug.
Gruss Sophia

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