Fühlt Ihr Euch auch oft überfordert?

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28 März 2009 20:56 #5820 von Lusinchen
Fühlt Ihr Euch auch oft überfordert? wurde erstellt von Lusinchen
Ich bin m Moment wieder mal total frustriert, und innerlich dabei, zu kündigen...Ich weiß nicht aber ich habe das Gefühl ich kann den ganzen Tag machen und tun, es reicht trotzdem nie....Meine halbe Stunde Mittagspause mache ich wirklich fast nie, nur schnell Brot essen und nebenbei Einfuhrpläne schreiben und dann gehts weiter...
Von der Pflege krieg ich auf Brot geschmiert: Herr soundso und Frau soundso und noch 7 andere müßten aber mal dringend Einzeltherapie haben....und ich weiß einfach nicht wann....ich bin voll in die MAhlzeiten eingebunden mit austeilen, reichen, BW wieder aufs Zimmer bringen...

Eigentlich sind wir personell auf den ersten Blick gar nicht schlecht ausgestattet: ich mit 35 Std. , 2 andere (keine ergos) mit 40 STunden, 2 1-Euro-Kräft mit 30 Stunden...hört sich doch gut an, oder?
Aber wir haben 365 Tage im Jahr 2 mal Beschäftigung am Tag...und seit 1.3. auch aufgeteilt in 2 Gruppen, also 2 Leute ...
Die 1-Euro-Kräfte sind sehr oft von der Pflege mit Beschlag belegt mit Arztbegleitungen...und für alles kann man die auch nicht einsetzen...
Dann die Doku, die soviel Zeit kostet....Tiere versorgen, Übergabe....Leute wieder holen..die Zeit ist in meinen Augen kaum da für Einzelbetreuung,,,,Und wenn ich bei Cassio lese, daß sie einmal am Tag ALLE bettlägerigen BW besuchen soll, dann bewundere ich wie das so geht...

Vielleicht mach ich wirklich irgendwas total falsch....

Und dann die Pflege...Beschäftigung ist ja in ihren Augen sowieso nur lalalala, wirklich arbeiten tun ja nur sie...bloß machen wills keiner wenn bei uns mal einer krank ist, komisch...Ich fühl mich da in der Übergabe oft wirklich ausgegrenzt, man gehört als Therapeut einfach nicht dazu, gut, muß man ja auch nicht, aber ich fühl mich da oft einfach total unwohl und nicht anerkannt...

Danke, daß ich das mal loswerden konnte...

Lusinchen

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29 März 2009 13:03 #5822 von talie
Hallo Lusinchen,
man da ist ja echt ein Trubel bei euch. Ich kann das total nachvollziehen das du da kein Land siehst. Was mir zuerst einmal auffällt in deinen Zeilen ist, das du vielleicht an dich selbst einen sehr hohen Anspruch hast, Alles und Jedem gerecht zu werden. Es ist schwer aber macht dich davon frei, denn in so einem Zustand wirst du immer mehr dich und deine Funktion als Ergo verlieren. Ich war auch mal an einem Punkt wo ich dachte, es geht nicht mehr, aber dann habe ich mich hingesetzt und mal mit Abstand mich selbst betrachtet. So kann man sich wieder selbst herunter holen und wieder mehr Gefühl für das Wesentliche bekommen. Ein Tip von mir, schau das du eine bessere Arbeitsstruktur entwickelst, auch die Struktur an sich in deiner Einrichtung solltest du mal genau durchleuchten in Bezug zusammenspiel der einzelnen Fachbereiche. Gerade die kostellation mit der Pflege und deiner Position sollte klar auf den Tisch liegen. Es ist oft der Fall, das die in das Verhaltensmuster hereinrutschen;; Ergo mach DU mal''. Wenn sie zu Dir sagen, der oder der braucht Einzeltherapie, fragt die Pflege immer warum, oft ist es von denen schnell daher gesagt. Ich will dem Pflegepersonal nichts böses anhängen, nur wenn sie das mal erklären sollen warum, dann erweitert sich deren Bewußtsein auch welche Kompetenzen du hast, weil Du dann fachlich mit ihnen in den Austausch gehen kannst. Tja und dann lernst Du dich auch besser von den Anderen Gesund abzugrenzen. Natürlich werden wir Ergos immer ein Stück damit zu kämpfen haben nicht alles zu schaffen, können wir auch nicht. Die Qualität zählt, nicht die Fließband, die oft von Ergos abverlangt werden. Ich hoffe ich konnte dich trösten.
LG Talie

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  • Nadja Busch
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24 Apr. 2009 11:34 #5953 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf Fühlt Ihr Euch auch oft überfordert?
Hallo Lusinchen,
ich kenne das Gefühl nur zu gut.
Was mir geholfen hat war die Erstellung eines Planes, wer macht wann was.
Zeiten für holen, bringen, essen reichen, Gruppenangebote und vor allen Dingen Zeiten für Organisation und Dokumentation.
Entweder ist in die Gruppentherapie und Einzeltherapie Zeit für die Dokumentation integriert, oder du musst sie gesondert ausweisen.

Wenn du am Ende nur 2 Stunden für Einzeltherapie hast, dann ist das halt so. Die muss dann ebend gereicht aufgeteilt werden, oder mit Hilfe der PDL/Heimleitung/Pflege Zeiten für mehr Einzeltherapie geschaffen werden.

Des weiteren ergibt sich die Frage: Braucht der Bewohner Ergotherapie? Wenn ja, kann dieses ggf. über ein Rezept geleistet werden? Wenn nein, kann die Tätigkeit aufgrund der gewünschten Leistung auch von einer Hilfskraft übernommen werden. Oder wäre eine Kombination aus deinem Leistungskatalog und einer Hilfskraft sinnvoll. Wegen der Ausfallzeiten aufgrund von Arztbegleitungen muss man einfach mal verdeutlichen wie viel "Geld"/wertvolle Zeit anderen Bewohnern fehlt. Dann muss sich die Heimleitung entschieden wo soll der Schwerpunkt liegen oder auf einem kostenlosen Begleitservice zu lasten der Individuellen Fähigkeitsförderung.

Klar bestätigen Ausnahmen die Regel, aber es sollte den Mitarbeitern klar werden was den anderen Fehlt. Bei mir war es mal so, dass ich wegen Arztfahrten in Menchen Wochen fast keine Therapieangebote mehr machen konnte. Da hat sich selbst die Pflege für meine Interessen eingesetzt und gesagt so kann es nicht weiter gehen.

Liebe Grüße und viel Kraft bei der Arbeit
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

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25 Apr. 2009 09:41 #5954 von Sumina
Hallo Lusinchen,

Dein Problem ist mir mehr als bekannt! Vor zwei Jahren ging es mir nicht anders. Die Gruppen, die ich angeboten habe reichten nicht mehr aus. Viele Bewohner konnten aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit oder ihrer Demenz nicht daran teilnehmen. Also mehr Einzeltherapie! Genauso wie Du mußte ich den Transfer in die Gruppen allein stemmen und dann bei den Mahlzeiten mitarbeiten. Zusätzlich konnte ich mir noch anhören, dass ich früher viel mehr gearbeitet und so schöne Dekorationen für das Haus gebastelt habe. Ich habe damals zuerst versucht alles geforderte zu schaffen und dann habe ich mir überlegt mir eine neue Stelle zu suchen. Ich erzählte mein Problem in einem Arbeitskreis und bekam da sehr viel Mut gemacht endlich mit der heimleitung und der Pflegedienstleitung zu sprechen. Sie sollten sich überlegen, ob sie meine Fachlichkeit füe Hol- und Bringedienste, fürs Essen austeilen und anreichen verschwenden wollten - oder ob ich die Zeiten für Einzelangebote nutzen sollten. Außerdem habe ich meine Gruppen/Arbeit beschrieben im Rahmen des QMB und so auch meine Arbeit deutlicher machen können. Es ist eben mit den heutigen Bewohner nur noch bedingt möglich Raumschmuck zu basteln. Für den Transfer haben wir jetzt 1-Euro -Kräfte, die auch das Tische eindecken und das Essen austeilen und die Wäscheversorgung übernehmen. Teilweise helfen sie mir in den Gruppen aus. Ich habe eine Fortbildung zur 10-min-Aktivierung/Bienchendienste gemacht und entsprechende Körbchen für die Bewohner zusammengestellt. Zurzeit sind wir im Aufbau einer Präsenzstruktur für die dementiell erkankten Bewohner/Innen und wollen über den §87b Präsenzkräfte einstellen. Es hat sich einiges verändert unter anderem, weil mir damals im Arbeitskreis Mut zugesprochen wurde mich um mich zu kümmern und nicht nur allen anderen es recht zu machen. Ich hoffe Du findest für Deine Lage die richtige Lösung.

Gruß Sumina

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