Hallo Sonnenschein!
Die Angehörigenarbeit ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt unserer Arbeit, sind sie es doch, die ihren Angehörigen am besten kennen und somit die Aufgaben der Pflegekräfte und Therapeuten am effektivsten unterstützen können.
Und nicht zuletzt tragen sie ihre Meinung über eine Einrichtung und der dort stattfindenden Pflege und Betreuung im „Schneeballsystem“ nach außen weiter und können somit den Ruf einer Einrichtung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.
Ich bemühe mich, so schnell wie möglich Kontakt zu den Angehörigen aufzunehmen um mich und meine Aufgabengebiete vorzustellen und nach Möglichkeit gemeinsam mit den Angehörigen den Biografiebogen ausfüllen. Denn immer wieder stelle ich fest, dass aus Unwissenheit die einzelnen Punkte nicht beantwortet werden oder die Meinung vorherrscht „Das geht die gar nichts an wie und wo meine Mutter ihre Kindheit verbracht hat“. So kann ich (oder eine Kollegin aus der Pflege oder die PDL) im Gespräch die Wichtigkeit des Biografiebogens hervorheben
Oftmals ist es auch nötig, bestehende Schuldgefühle zu nehmen, den Vater / die Mutter „ins Heim abgeschoben“ zu haben.
Vielen Angehörigen ist nicht bewusst, wie wichtig altvertraute Gegenstände /Reiseandenken /Fotos etc. oder „Kleinigkeiten“ wie das selbstumhäkelte Taschentuch sind. Hier kann man beratend zur Seite stehen, wie das Zimmer persönlich eingerichtet werden kann.
Auch bitte ich Angehörige, beim Anlegen einer persönlichen „Erinnerungskiste“ behilflich zu sein, die später immer wieder für biografisches Arbeiten und für die Basale Stimulation eingesetzt werden kann.
Insbesondere bei immobilen und/oder dementiell erkrankten Bewohnern lasse ich Angehörige gern zusehen was ich so mache, denn einige ergotherapeutische Angebote können Angehörige aufgreifen und unterstützen, z.B.
- Basale Stimulation
- Erinnerungspflege
- Leichte Bewegungsübungen z.B. mit einem Luftballon
- Spaziergänge im Dementengarten
Auch bei anderen Gruppenangeboten lasse ich Angehörige gelegentlich zusehen (sofern sie den Gruppenverlauf nicht stören) oder gebe ihnen bei erstbester Gelegenheit ein Feedback, wie ihr Vater/ihre Mutter sich so in der Gruppe verhält. Somit hat der Angehörige ein positives Gefühl wenn er weiß, dass der Vater/die Mutter ins Heimgeschehen integriert wird.
Manchmal hat man sehr engagierte Angehörige im Haus, diese kann man auch ansprechen, ob sie bereit wären hin und wieder ehrenamtlich tätig zu werden, z.B.
- als Begleitperson bei Spaziergängen / Ausflügen
- bei Hol- und Bringdiensten z.B. bei Gottesdiensten, Singstunden etc.
- bei der Durchführung einfacher Gruppenangebote, z.B.
Bingonachmittag, Vorlesen, Gespräche in der Gruppe,…
- so manch einer hat musisches Talent und freut sich, bei einem Fest
Akkordeon, Flöte etc. spielen zu können
- bei der Vor- und Nachbereitung von Festen; Tisch decken, Dekoration,
Fotografieren, beim gemeinsamen Backen helfen,…
Angehörigenberatung ist wichtig, gerade im „richtigen“ Umgang mit den jeweiligen Krankheitsbildern. Da sind einfühlsame Gespräche angezeigt, die über noch vorhandene Kompetenzen aber auch Schwächen aufklären, insbesondere wenn die Angehörigen utopische Ziele haben („Mein Vater soll wieder laufen lernen!“)
Man kann auch Informationsnachmittage bei Kaffee und Kuchen anbieten und dann beispielsweise – natürlich laiengerecht - über Kommunikations- und Umgangsregeln bei Demenz aufklären.
Auch Möglichkeiten der Sterbebegleitung sollte man bei Bedarf aufzeigen, da hier neben der psychischen Belastung ja oft Angst und Unsicherheit vorherrscht. Und kein Bewohner sollte einsam sterben müssen, weil sich niemand an den Sterbenden „rantraut“.
Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig, das ist das was mir sp spontan einfiel.
Liebe Grüße
Cassio