Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wer im Pflegeheim arbeitet, kommt früher oder später in die Situation, Sterbebegleitung und Trauerarbeit zu leisten.
Auch ohne Fortbildung in diesem Bereich habe ich bereits viele Sterbende in der letzten Lebensphase begleitet, die entsprechende Weiterqualifizierung (neben dem Wälzen unzähliger Bücher) hole ich im Herbst dieses Jahr nach.
Heute bin ich mal wieder in die Situation gekommen, auch den Angehörigen während des Sterbeprozesses zu begegnen und Trauerarbeit zu leisten.
Leider sterben noch zu viele Bewohner in Abwesenheit der Angehörigen, erst nach ihrem Ableben und spätestens auf dem Friedhof sieht man sie dann wieder. Klingt vielleicht fies, aber der Tod ist in unserer Gesellschaft leider ein Tabuthema und mit vielen Ängsten behaftet.
Ich habe zur Tochter der heute verstorbenen Bewohnerin zwar einen guten Draht, merkte aber doch, dass ich anders an die Sterbebegleitung heranging als sonst. Eben weil sie auch anwesend war und ich im Hinterkopf immer daran denken musste "Wie wird sie das jetzt auffassen?"
Die Tatsache, dass die Tochter ehemals als Erenamtliche bei uns arbeitete und allem gegenüber sehr kritisch gegenüberstand, trug sicher zu meiner Unsicherheit bei.
Ich habe zum Beispiel Kirchenlieder gesungen und mit einem in Tee getränkten Wattebausch den Mund der Sterbenden ausgestrichen. Bei meinen verbalen Begleitungen weinte die Tochter hemmungslos und musste sich abwenden und das ist ja auch mehr wie verständlich. Ich vergewisserte mich auch immer wieder, ob es für sie in Ordnung sei dass ich da bin und erklärte was ich gerade mache.
Schließlich möchte man nicht den Ruf des Hauses schädigen, weil Angehörige das eigene Verhalten als pietätlos empfinden. Mein Bauchgefühl sagte mir zwar, dass dem nicht so war, aber ich fühlte mich in der Situation doch recht hilflos. Nach dem letzten Atemzug haben wir noch lange miteinander geredet, aber ich musste nach "den richtigen Worten" ringen falls es sowas überhaupt gibt. Ich mag mich nicht nur auf mein Bauchgefühl verlassen.
Daher meine Frage an euch: Wie geht ihr mit den Angehörigen eines Sterbenden um? Was sagt ihr ihnen?
Ich warte gespannt auf eure Antworten, zumal noch zwei Bewohner bald heimgeholt werden und ich den Angehörigen gegenüber noch sicherer werden möchte.
Liebe Grüße,
Cassiopeia