Abschied von Bewohner

  • Andrea84
  • Autor
  • Offline
  • Junior Mitglied
  • Junior Mitglied
Mehr
01 Feb. 2008 21:37 #2675 von Andrea84
Abschied von Bewohner wurde erstellt von Andrea84
Hallo!

Ich arbeite erst seit kurzem auf einer beschützenden Station und verbringe fast den ganzen Vormittag mit den Bewohnern.
Diese Woche ist eine Bewohnerin nach einem Infekt relativ plötzlich verstorben.

Auch wenn dies mich weniger mitnimmt als ich zuvor gedacht habe, da ich weiß dass es ihr jetzt besser geht fehlt mir doch ein Abschied von ihr.
Ich war zwar kurz nach dem Tod nochmal im Zimmer, doch eigentlich lag dort nicht die Person, die ich kenne. Sie verändern sich so, die Seele fehlt eben.

Habt ihr irgendein Ritual? Mir fehlt einfach nur ein symbolischer Abschied! Möchte aber nicht, dass die anderen Bewohner etwas mitbekommen. Nur für mich und evtl. mit den Pflegekräften.

Freue mich auf Antworten!

Andrea

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Anzeige

Mehr
02 Feb. 2008 11:47 #2677 von Trischa
Trischa antwortete auf Abschied von Bewohner
Hallo Andrea,

ich kann Dich gut verstehen!

Für mich ist es auch wichtig nochmals abschied zu nehmen von einem verstorbenen Bewohner.
Wir richten das Zimmer des/der Verstorbenen nochmals her ,und Auch den oder die Verstorbene wird nochmals versorgt .Wenn ich da nicht dabei bin,gehe auch ich nochmals hin und halte eine Art Zwiegespräch mit ihm oder ihr und verabschiede mich so.Da wir keine Kerze anzünden dürfen,habe ich LED-Lichter besorgt,das in einem satinierten Glas schimmert  wie eine Kerze.

Ein Kollege von mir ist sehr gläubig...dieser betet in so einer Situation nochmals am Bett.

Ich war einmal zu Besuch in einem Hospiz,dort wird einen ganzen Tag eine Kerze brennen gelassen ,wenn jemand verstorben ist...Am Schwesternzimmer.Dies könnte man auch mit einer LED-"Kerze" tun,zum Gedenken!

Meine Frage wäre noch ,warum du nicht möchtest das die anderen Klienten dies nicht mitbekommen,habt ihr da negative Erfahrungen gesammelt?

Ich kann mir vorstellen und es ist auch meine Erfahrung das auch demente Bewohner abschied nehmen möchten bzw. darüber sprechen möchten?!

Ich hoffe es hilft Dir ein wenig weiter.

Lieber Gruß
Trischa

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
02 Feb. 2008 13:07 #2679 von Sonne
Sonne antwortete auf Abschied von Bewohner
Hallo,

das sind die traurigen Tage in unserem Beruf. Auch ich habe immer das Bedürfnis mich von dem Bew./Bewrin zu verabschieden, denn durch das tägliche Zusammensein hat man ja eine vertraute Beziehung aufgebaut. Ich verabschiede mich indem ich Zwiesprache mit dem Verstorbenen aufnehme. Zudem habe ich ein Ritual eingeführt, hier stelle ich ein Bild des Verstorbenen auf und stelle eine LED Kerze dazu. Den Bew. des WB teile ich es mit und bete mit Ihnen ein Vaterunser.
Jeden Mensch hat das Recht in Würde verabschiedet zu werden!

Lieben Gruß

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Anonymous
  • Besucher
  • Besucher
02 Feb. 2008 13:58 #2682 von Anonymous
Anonymous antwortete auf Abschied von Bewohner
Hallo Andrea!

Letztendlich findet jeder mit der Zeit sein eigenes Ritual.

Ich finde es bedenklich, wenn du diese Rituale vor den anderen Bewohnern geheimhalten willst, denn der Tod wird in unserer Gesellschaft schon zu viel tabuisiert.
Für die Bewohner - die ihr eigenes Ablschiednehmen in nicht allzuweite Ferne wissen - ist doch wichtig mitzuerleben, dass der verstorbene Mensch wichtig war, sein Tod eine Lücke aufgerissen hat und dass man nicht einfach zum Alltagstrott übergeht. 

Verstirbt ein Bewohner in der Einrichtung, gehe ich noch einmal hin und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
LED-Lampen finde ich scheußlich; bei uns gibt es Kerzen (auch bei Feiern) und die werden auch angezündet. Aber nur unter Aufsicht von  Mitarbeitern.

Oft bekommen Mitbewohner ja gar nicht mit, wenn jemand verstirbt und ich höre oft die Enttäuschung heraus, wenn  Bewohner vom Pflegepersonal nicht erfahren, wenn im Zimmer nebenan jemand verstorben ist.
Die Haltung „Ich wollte Sie damit nicht belasten“ finde ich falsch, denn das Interesse an den Mitmenschen, an ihrem Leben wie auch an ihrem Tod ist eindeutig vorhanden.

Ich fände es pietätlos, einfach zum normalen Alltag überzugehen, insbesondere wenn enge Kontakte zum Verstorbenen gepflegt wurden. Man merkt recht schnell, wer darüber sprechen möchte und wen das zu sehr belastet.
Die Möglichkeit, den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen und die Besonderheiten des Verstorbenen noch einmal in Erinnerung zu rufen gebe ich grundsätzlich immer.
Das ist oft nicht einfach, insbesondere wenn eine bestimmte Aktivität für den Tag geplant war. Ich verweise in solchen Situationen darauf, dass ich mir gern nach der Gruppenstunde Zeit für Einzelgespräche nehme und das wird auch gern angenommen.

Meine "eigenen Rituale":
Ich habe ein Trauergesteck angefertigt und das wird an die Tür des Verstorbenen gehängt. Gehe ich mit einem Bewohner daran vorbei, halten wir kurz inne und ich erinnere an die verstorbene Person.
Auf einer Anrichte stelle ich ein Kreuz , eine Kerze (wird nicht angezündet) und einen Bilderrahmen, in dem neben dem Sterbedatum auch ein Trauerspruch und – falls vorhanden – ein Foto des Verstorbenen eingefügt ist.
Erstmalig werde ich in diesem Jahr auch ein Fotoalbum anlegen. Dort hinein kommt  die Traueranzeige, ein schönes Foto des Verstorbenen, Charaktereigenschaften, die denjenigen auszeichneten oder auch typische Sprüche. Das Album liegt dann im Wohnbereich aus und wer mag, kann da jederzeit reinschauen. Bin mal gespannt, wie das angenommen wird. Ich erlebe aber immer wieder, wie Gespräche über Verstorbene aufkommen und dann fragt immer einer „Wer war denn das? Ich kann mich gar nicht erinnern!“ und da soll eben das Album helfen.

Wenn möglich, nehme ich an der Beerdigung teil und frage Mitbewohner, ob sie mich begleiten möchten was auchs chon oft der Fall war.

Auch die Gespräche mit Angehörigen sind wichtig; das Pflegepersonal hat ja selten die Zeit  für ein paar tröstende Worte.

Ich weiß von einem  schönen Ritual in einem anderen Pflegeheim:
Vor der Tür des Verstorbenen wird eine große Bodenkerze aufgestellt und die Mitarbeiter versammeln sich vor der Tür. Jeder darf seinen Gedanken freien Lauf lassen, sowohl positive als auch negative Gedanken zum Verstorbenen. Denn nicht jedem Bewohner wird hinterhergetrauert, oft ist es auch für das Personal eine Erlösung, wenn jemand heimberufen wird. Diese Art des Abschiednehmens empfinde ich  als ehrliche Art, mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen ins Reine zu kommen.
So würde ich auch nicht zu einer Trauerfeier gehen, wenn keine echte Anteilnahme dahinter steckt.

Meist versterben die Bewohner ja im Krankenhaus und man hat keine Möglichkeit mehr, persönlich Abschied zu nehmen. Wenn man dann nach dem Wochenende vom plötzlichen Tod eines Bewohners erfährt, wird einem wieder bewusst, dass das Leben ein Geschenk ist und wir nur für kurze Zeit Gast auf dieser Welt sind.

Liebe Grüße,
Cassiopeia

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
02 Feb. 2008 16:49 #2687 von frieden
frieden antwortete auf Abschied von Bewohner
hallo ihr lieben,
ich handhabe es so, das ich, eine andacht für den verstorbenen ausrichte,
mit entsprechender musikalischer begleitung ( cd) , das bild des verstorbenen in die mitte der stuhlrunde lege , dazu eine kerze anbrenne
und wir über den verstorbenen rede. wie hat jeder einzelne den verstorbenen kennengelert und wann, was gab es für gemeinsame
erlebnisse, was gab es zu lachen oder zum nachdenken.
wie hat der bewohner vom tod des anderen erfahren.
für senioren, die eine sehr gute beziehung hatte eine möglichkeit,
durch reden dies besser zu verarbeiten.
es ist durchaus nicht nur traurig , ich empfinde es als würdevoll,
und jeder bewohner weiß wenn er geht werden alle in diesem feierlichen
rahmen zusammensitzen.

zum schluß legt jeder ein teelicht in den kreis und sagt oder auch nicht
ein paar worte .

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Andrea84
  • Autor
  • Offline
  • Junior Mitglied
  • Junior Mitglied
Mehr
06 Feb. 2008 15:36 #2708 von Andrea84
Andrea84 antwortete auf Abschied von Bewohner
Vielen Dank für die Anregungen!

Natürlich wissen die Bewohner, die es noch verstehen bei uns über den Tod des anderen Bescheid. Im Eingangsbereich wird auch für ein paar Tage das Foto des Verstorbenen aufgestellt. Und auch im monatlichen Gottesdienst wird an alle Verstorbenen gedacht. Das fínde ich sehr schön so.

Doch auf meiner Station (geschlossene Station) verstehen die meisten Bewohner nicht mehr, wer genau gestorben ist, bzw. denken es ist die eigene Mutter. Und diese Ängste möchte ich vermeiden.

Hoffe ihr versteht nun wie ich es gemeint habe, dass nicht alle Bewohner davon etwas mitbekommen sollten.

Dennoch vielen Dank für die Anregungen!

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
13 Feb. 2008 20:12 #2784 von robins
robins antwortete auf Abschied von Bewohner
Das mit der kleinen Andacht finde ich total schön.Ich könnte mir das auch für uns vorstellen.
Wir haben inzwischen Trauerplätze eingerichtet, um allen die Möglichkeit zu geben Abschied zu nehmen.Einmal im Jahr haben wir einen Gedenkgottesdienst und auch in den Andachten werden die BW abgekündigt.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
14 Feb. 2008 14:55 #2792 von Jana
Jana antwortete auf Abschied von Bewohner
Hallo an alle!

Ich finde es sehr interessant, was ihr zum Thema Sterben und Tod geschrieben habt.
Mich interessiert das vor allem deshalb, weil es in meiner Diplomarbeit um das Thema Demenz im GDS - Stadium 6 / 7 und die Sterbebegleitung gehen soll.

Wie sieht denn bei euch Sterbebegleitung aus? Führt ihr sie durch? Wenn ja, wie?

Liebe Grüße!
Jana

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
22 Feb. 2008 16:29 #2943 von Traudl1
Traudl1 antwortete auf Abschied von Bewohner
Also ich habe eine Hospiz Ausbildung gemacht, das unseren Heim sehr zugute kommt.Ich arbeite auch ehrenamtlich für unsere Hospiz Einrichtung.
Wenn im Heim jemand sterbend ist kommt eine ehrenamtliche Dame vom Hospiz, die sich abwechselt mit Kollegen besonders Nachts. Aber nur wenn von den Angehörigen erwünscht.Am Tag sind ja meist Verwande da aber in der Nacht wirds kritisch und die Nachtschwester kann das sehr schätzen,
weil sie die Zeit gar nicht hat bei dem Sterbenden zu sein.
Man kann ja nicht immer bis zuletzt beim Sterbenden sein, aber wichtig ist denjenigen ein Stück zu begleiten.
Auch wir haben ein sehr schönes Ritual für Verstorbene, es ist für die Angestellten sehr wichtig das auch sie sich verabschieden können.
Traudl

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
23 Feb. 2008 01:49 #2945 von E.P.
E.P. antwortete auf Abschied von Bewohner
Hallo

Bei uns ist das Thema durch den plötzlichen Tod eines Kollegen auch wieder aktuell geworden. Kurz davor und danach sind auch Bewohner verstorben. Ich habe mal die Idee mit dem Erinnerungsalbum hier aus dem Forum aufgegriffen und die Idee findet unter den Kollegen guten Anklang. Wir haben nun auch beschlossen für jeden Bewohner eine Abschieds bzw. Trauerfeier durchzuführen.

Habt ihr Erfahrungen mit solchen Runden ? Gruppengrösse ca. 20 Bewohner und 5-8 Kollegen, gemischtes Klientel.
Habe dies nun zum ersten Mal gemacht und Daten aus der Biografie vorgetragen, ein Foto rumgegeben und es gab Kuchen. Das ganze findet im Rahmen des allnachmittaglichen Kaffeetrinkens statt, ca eine Stunde.
Kann den Eindruck der sichmir geboten hatte irgendwie etwas schwer fassen, aber ich möchte eigentlich dorthinkommen, das den Lebenden der Tod eines Mitbewohners bewusst wird und sie sich auch mehr mit der Thematik ihrer letzten Phase bewusst werden in der sich die meisten (überwiegend Ü 80) befinden.
Meint ihr man kann in einer solchen Runde dahingehend anregen/arbeiten oder sollte das ganze doch eher traditionell vonstattengehen.

Würde mich über ein paar Meinungen freuen.


Lieben Gruss

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: EbeDe.net-Team

Über EbeDe.net

EbeDe.net ist das Portal für alle, die mit demenzkranken Menschen arbeiten. In den Foren tauschst Du Dich über Ideen für den Therapie-Alltag aus und erhältst neue Anregung. Im Blog erfährst Du über aktuelle Veranstaltungen, Aktionen, Berufsfeldpolitik, Forschung und mehr. Testberichte, Buchbesprechungen, Interviews und Grundlagen findest Du im Magazin-Bereich. Das gesamte Angebot ist kostenlos und wird ehrenamtlich betrieben.