Hallo zusammen!
Ich denke, dass man von den Interessen der Bewohner oder Bewohnerinnen ausgehen sollte - und die sind sehr verschieden. Ich kenne mehrere alte Damen um die 90 die leidenschaftliche Strickerinnen oder Häklerinnen sind - auch wenn mal eine Masche fällt oder läuft...Meine 92jährige Tante bestrickt uns noch sehr gerne mit Wollstrümpfen und bekommt dafür sehr viel Anerkennung und Lob - und ihr ist es ein angenehmer Zeitvertreib. Sie hat auch schon Strümpfe im Heim verkauft, bekommt ständig Wolle von anderen Mitbewohnern oder Angehörigen und hat einen schwunghaften Handel mit kleinen selbstgestrickten Weihnachts- und Schneemännern mit aufgestickten Gesichern, die sie liebevoll mit Hut und Schal ausstattet, der Schneemann bekommt auch noch ein paar Zweige als Rute....
Aber meine Tante würde diese NIE kostenlos spenden! Sie möchte einen Lohn für ihre Arbeit oder verschenkt diese an Menschen, die sie lieb hat. Ob eine Gruppe was für sie wäre, weiß ich nicht.
Ich kann mir vorstellen, dass es für viele nett sein kann, gemeinsam zu handarbeiten und zu plaudern, bei einem Tässchen Kaffee und Keksen. Geschichten erzählen oder auch Vorgelesenem zuhören, vielleicht sogar Klatschzeitschriften bei Interesse oder biographische Erfahrungen, die schriftlich vorliegen....das kenne viele Damen aus ihrer Biographie.
Und es wäre auch eine Möglichkeit, sich dieser unschönen Erinnerungen bewusst zu werden, sie eventuell zu formulieren, auszusprechen und mit anderen zu teilen. Auch die negativen Erinnerungen gehören zu uns, haben uns geformt und sind Teil unsere Vergangenheit und Identität, die es zu erhalten gilt.
Ein altes Sprichwort sagt: Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Spinnen am Abend erquickend und labend. (Damit ist die Tätigkeit des Spinnens gemeint.)
Die Wollstränge auf beide Hände zu nehmen, sie auszuschlagen und so zu bewegen, dass ein Mitstreiter die Wolle aufwickeln kann....das Aufräufeln und Aufwickeln...das sind für viele Damen auch Erinnerungen, motorischer und sensorischer Art, und können aus dem Körpergedächtnis auf diese Art und Weise wieder aufgefrischt werden...vielleicht sind sie sie so automatisiert, dass selbst schwächere Menschen sie noch ausführen können. Es wäre ja auch eine Möglichkeit, dass den Ungeschickteren das Aufräufeln oder Aufwickeln angeboten wird. Damit man die Wolle wiederverwenden kann. Die aufgeribbelte Wolle kann man auf ein Brettchen wickeln lassen, was einfacher als ein Knäuel ist. Wenn man diese Wolle nass macht und trocknen lässt, wird sie wieder glatt....
Jedenfalls gibt es keine Antwort auf die Frage nach Sinn oder Unsinn der Handarbeit. Erlaubt ist, was Spaß macht und anregend ist. Und das ist für jeden verschieden. Jeder einzelne Bewohner sollte entscheiden dürfen, ob er ein Angebot mitmachen möchten. Und vielleicht mögen andere "nur" dabei sein und zuhören, zusehen, wenn andere handarbeiten.
Noch eine kleine Anregung, die aber nichts mit der Biographie der Älteren zu tun hat, aber Anlass für Gespräche oder außergewöhnliche Reize bieten kann, ist das Bestricken oder Behäkeln von Baumstämmen und Ästen. Gesehen im öffentlichen Straßenland von Berlin und Bonn. Lenkt die Aufmerksamkeit und weckt Interesse.
Wenn ihr also einen Garten habt, wäre das vielleicht auch eine Möglichkeit (mit der die Bewohner aber bestimmt nicht einverstanden sind und sie dafür nicht ihre Arbeit hergeben würden, da es sich ja um Unsinn und Verschwendung in ihren Augen handeln wüde - nehme ich an). Und eine Laufmasche oder Löcher schaden diesem Gewebe gewiss nicht... wenn man ergebnisorientiert arbeiten möchte.
www.geo.de/GEOlino/kreativ/zeitv
... 70972.html
Wenn man "Bäume bestricken" googelt, bekommt man anschauliche Bilder, die zumindest mir als kunstinteressiertem Menschen Lust machen.
Also, ran an die Nadeln und das Drumherum nett gestalten und ausprobieren....
Viel Spaß dabei!
Bestrickende Grüße
Senioras