Demenzbereich und immer noch Konzeptplanung und -umsetzung, brauche Hilfe!!

Mehr
17 Juni 2009 16:19 #6267 von Sunni
Hallo liebe Leute!
Ich brauche mal wieder euren Rat, eure Ideen und vor allem eure Erfahrungen...
Kurz vorab:
Ich arbeite seit 2 Jahren in einem Seniorenzentrum, in dem bisher kaum ein Interesse für besondere Betreuung für Demenzkranke herrschte. Zum Glück hat sich dies mit einem Wechsel der Heimleitung und Geschäftsführung nun sehr geändert.  Ich habe in dem Haus eine 30 Stunden Stelle, habe noch eine Kollegin, auch Ergo, mit 16 Stunden, was aber erhöht werden soll auf 20. Zusätzlich arbeiten noch Ehrenamtliche und Schüler bei uns mit und einen Betreuungsassistenten suchen wir auch grad. Für 54 Bewohner kommen wir also Personalmäßig ganz gut aus.
Leider sind wir was die Räumlichkeiten betrifft sehr eingeschränkt, was die Arbeit nicht gerade erleichtert. Momentan versuchen wir einen extra Demenzbereich einzurichten, was aufgrund der baulichen Gegebenheiten echt schwer ist, aber wir sind voll motiviert und es kann sich eigentlich nur verbessern.
Nun meine Bitte:
Schreibt mir doch bitte eure Erfahrungen, Tips bezüglich eines Demenzbereiches, wie habt ihr eure Wohnebereiche gestaltet? Wie sieht eure Tagesstruktur aus? Was ist besonders wichtig? Wir haben zwar jede Menge Ideen und machen auch schon einiges im integrativen Bereich, aber ich habe immer noch das Gefühl, kein "System" hineinzubekommen. Nicht nur was das Konzept sondern auch den zeitlichen Ablauf (Gruppen groß und klein, Einzeltherapien, welche Inhalte......) und aber auch den Einsatz der Mitarbeiter betrifft. Da wir echt viiiel zu wenig Platz haben, ist ein paralleles Arbeiten außer halt Gruppe und Einzelbetreuung nie möglich.
Oje, ich glaube dieser Beitrag liest sich so konfus wie ich mich fühle.. :-(
würde mich riesig über jede Menge Antworten freuen, möchte nämlich aus dem Bereich echt was machen und bin super motoviert!!

Liebe, liebe Grüße, Sunni

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Anzeige

Mehr
22 Juni 2009 12:24 #6296 von Sunni
Hallo nochmal.
Hat denn niemand Lust, sich mit mir auszutauschen? Würde mich echt ´freuen...

Gruß, Sunni

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Nadja Busch
  • Offline
  • Administrator
  • Administrator
  • Ergotherapeutin und Gedächtnistrainerin
Mehr
22 Juni 2009 15:41 #6298 von Nadja Busch
Hallo Sunni,
,
ich fand deinen Beitrag nicht konfus. Habe selber mal am Aufbau einer Demenzstation mitgearbeitet. Das Glück was wir hatten, es war ein Neubau!

Nun aber zu deine Fragen:

Sunni schrieb: Schreibt mir doch bitte eure Erfahrungen, Tips bezüglich eines Demenzbereiches, wie habt ihr eure Wohnebereiche gestaltet?


Der Wohnbereich ist eine Wohnküche, mit Fernserher, Aquarium und blick auf den Garten. Vom Wohnbereich abgehend sind: das Dienstzimmer, der Übergang zu den anderen Stationen, das Badezimmer (Badewanne, DVD Spieler + WC), ein WC, eine Elektrikraum, der Innenhof (kleine Grünfläche) und dem Flur mit den Bewohnerzimmern.
Es gibt einen ovalen Tisch, an dem alle Bewohner platz haben. Dieser konnte bei Bedarf zur Seite gestellt werden.

Damit du es dir besser vorstellen kannst habe ich ein paar Fotos (sind während der Therapie gemacht worden) beigefügt.
Bild Demenzbereich 1 - Gruppenstunde zum Thema Ostern: Blick Richtung Übergang Stationen (grau), Innenhof, Aquarium. Rechts befinden sich: Bad, WG, Elektrikraum. Links zwischen Aquarium und Innenhof befindet sich der Übergang zu den Bewohnerzimmern.
Bild Demenzbereich 2 - Aktivierung mit dem Luftballon: Blick Richtung Garten und Fernseher. Der Fernseher befindet sich im Schrank.

Sunni schrieb: Wie sieht eure Tagesstruktur aus?


1. Grundpfelgerische Versorgung durch die Pflegemitarbeiter.
2. gemeinschaftliches Frühstück (vom Pfelgepersonal oder Ergotherapie)
3. zeit für Toilettengänge
4. Gemeinschaftliche Aktivität - Gruppenangebot (falls es der Personalschlüssel zulässt mit 2 Mitarbeitern oder paraleler Einzeltherapie auf dem Zimmer)
5. Tischdecken fürs Mittagessen und Toilettengeänge
6. gemeinschaftliches Mittagessen
7. Spülen der Teller + Besteck
8. Toilettengänge
9. Mittagruhe bei bedarf Einzel- oder Kleingruppenaktivität/Betreuung
10. Toilettengänge
11. Eindecken für Kaffeetrinken (mit den Bewohnern)
12. Kaffeetrinken
13. ggf. Toilettengänge
14.  Gemeinschaftliche Aktivität - Gruppenangebot (falls es der Personalschlüssel zulässt mit 2 Mitarbeitern oder paraleler Einzeltherapie auf dem Zimmer)
15. ggf Toilettengänge
17. Tischdecken fürs Abednessen
18. Abendessen
19. Gemütlicher Abend z.B. Gesprächskreis mit einem Pflegemitarbeiter
20. zu Bett gehen

Aufgrund der Räumlichen Situation können nie zwei Gruppenengebote parallel stattfinden.
Die Gruppe besteht aus 10 Bewohnern + 3 Tagespflegeplätze (Bewohner von den anderen Stationen).
Es hat sich als sehr hilfreich erwiesen das bei Gruppenanegboten mit 2 Mitarbeitern zu arbeiten. So kann eine Person das Gruppengeschehen leiten und die andere Person kann gezielte Hilfestellungen geben. So können gezielt die "schwerer" erkrankten Bewohner gefördert werden, was bei einem Therapie/Betreuungsschlüssel von 1 zu 13 nicht möglich ist.
Eine 1 zu 1 Förderung in der Gruppe wird sehr dankend von den Bewohnern angenommen. Denn so ist es einigen Personen erst möglich in der Gruppentherapie aktiv (nicht nur beobachtend) dabei zu sein.

Sunni schrieb: Was ist besonders wichtig?

Eine feste Tagesstruktur.
Feste Ansprechpartner.
Rituale
Feste Sitzordnung.
Nicht zu viele Bewohner auf der Demenzstation! Empfehlung: max. 8 pro Therapeut

Für den Demenzbereich "Aufnahmekriterien" festlegen.
- Bewohner müssen Gruppenfähig sein. (Bei
- Bewohner müssen mindestens in den Rollstuhl mobilisierbar sein
- Bewohner müssen ein gewisses maß an Ressourcen haben, dessen Fähigkeit im Gruppengeschehen nutzbar/abrufbar ist

Liebe Grüße sendet
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)
Anhänge:

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
22 Juni 2009 16:20 #6299 von Sunni
Vielen Dank Nadja, für deine Antwort.
Unser Haus ist auch ein Neubau, aber beim Bau wurde alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.. Das Motto schien zu sein " wie ist es am ungünstigsten für alte Menschen/Demenzkranke..."
Naja, aber daran kann man jetzt nichts mehr ändern, man muss das beste draus machen. Einiges was du schreibst, habe ich auch schon angewendet und als gut empfunden, z.B. zu zweit in eine Gruppe, einer leitet, einer unterstützt. tut gut mal zu lesen, dass wohl doch einiges nicht so ganz falsch ist, was man macht. :-) Wie reagieren bei euch eigentlich die "Fitten" auf den Bereich und die gesonderten Gruppen? Denke, das wird bei uns ein Problem werden, da einige ( haben auch Teilnehmer aus dem Betreuten Wohnen) meinen, wir sind so ne Art Animateure und sie hätten ein Privileg auf die Gruppen.. Habe schon mehrfach versucht, mit diesen Damen zu reden, aber die verstehen das irgendwie nicht, auch nicht, dass einige Bwohner halt "krank" sind und sich deshalb manchmal so benehmen, wie sie es halt tun.. Naja, ich hoffe, dass sich das etwas entspannt, wenn wir den extra Bereich haben..

Liebe grüße, Sunni

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Nadja Busch
  • Offline
  • Administrator
  • Administrator
  • Ergotherapeutin und Gedächtnistrainerin
Mehr
22 Juni 2009 17:11 #6300 von Nadja Busch
Hallo Sunni,

Sunni schrieb: Wie reagieren bei euch eigentlich die "Fitten" auf den Bereich und die gesonderten Gruppen?

Die "Fitten" haben mitbekommen das es eine neue Station gibt, auf der ich ebenfalls Therapie anbiete. Mit einer Ausnahme sind alle gut damit klar gekommen. Sie hatte nicht begreifen wollen, warum Sie nicht an den Angeboten im Wohnbereich 4 teilnehmen darf.
Ich habe eine Rechnung aufgemacht:
Meine Arbeitsstunden minus Organisation, Dienstbesprechungen, Qualitätszirkel, Dokumentation. Die Summe der Stunden die dann noch übrig bleibt durch die Anzahl der Bewohner. Und daraus habe ich dann errechnet wie viele meiner Arbeitsstunden ich auf dem neuen Demenzbereich arbeite.
Das sieht mit den Zusätzlichen Betreuungskräften jetzt etwas anders aus. Ich würde sagen (wenn es mit dem Hauskonzept vereinbar ist): Die Ergo ist für alle da (siehe Rechnung oben) und die Zusätzlichen Betreuungskräfte für die von der Krankenkasse genehmigten Personen. Haben sie eine Zusage von der Krankenkasse, dann bekommen sie auch die zusätzliche Betreuung.
Der Vorteil der Demenzstation ist, dass die anderen Bewohner das Geschehen durch die Tür nicht mitbekommen. Und die Pflege ist verpflichtet auf allen Stationen anwesend zu sein. Somit waren sie bis auf die zusätzlichen Angebote durch das Pflegepersonal gleichberechtigt.
Für jede Zielgruppe sprich Wohnbereich 1-3 und Wohnbereich 4 gab es spezielle Angebote.
So war die "Frühstücksgruppe für Demenzkranke" der Ergotherapie (damals) von Montag bis Donnerstag für den Wohnbereich 1-3 und zum Ausgleich gab es jeden zweiten Samstag ein gemeinschaftliches Frühstück für die "Fitten" von Wohnbereich 1-3 mit anschließendem Gruppenangebot, an dem die anderen nicht teilnehmen durften. Außer sie wurden zwecks Integration eingeladen. Die Essensgruppen im Wohnbereich 4 wurden damals von den Pflegekräften geleitet. Nur in Ausnahmefällen hat dies dei Ergotherapie übernommen.

Liebe Grüße sendet
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
22 Juni 2009 20:46 #6301 von Kaddi
hallöchen sunni..

ich arbeite auch auf einem dementenbereich (leitung) den wir trotzdem mit wenig platz zufriedenstellend "hinbekommen" haben...  ;)
wir ändern zwischendurch nur kleinigkeiten ( deko und aktivierungsecken)
also wir 15 Bw auf dem Bereich und die anderen 3 bereiche sind integrativ...
wir arbeiten sehr viel mit alten gegenständen wie ohrensessel, sofas, alten tischdecken usw.
wir haben zu Anfang einen großen Aushang gemacht, dass wir alte sachen wie Waschbrett, Kaffeemühle suchen... das war ne super idee aber wir haben von den angehörigen nur eine kaffeemühle bekommen :( vieleicht läuft es bei dir besser?! Man kann ja auch bei nueeinzug um alte möbel bitten, sei einfach so dreist und frag die Angehörigen. Die meisten schmeißen muttis und papas sachen eh weg.
wir haben dadurch schon einiges zusammen bekommen, auch von verstorbenen, aber da gucken wir immer wie wir mit den angehörigen klar kommen und ob man die fragen kann.
zur Tagesstruktur:

wir sind von morgens um sieben bis abends um halb acht da... aber in früh und spätschicht oder teildienst

um acht gibt es frühstüch- esstraining, essen reichen, austeilen, aberäumen usw.

ab neune fängt die Besch. an: Zeitungsschau, Gymnastik, 2. Frühstück
dann von um dreiviertel zehn oder zehn geht die Hauptbesch. los Mobtraining, Lesen, Gedächtnistraining, Hauswirtschaft, Musik, Gottesdienst, Kochen und Backen usw

dann ist mittag und mittagsschlaf. ab 14 Uhr sind wir wieder voll für die bew da.. Kaffee und Nachmittagsbesch.

so läuft das bei uns ab... Wenn du noch irgendwas bestimmtes wissen willst frag einfach mir fällt grad nicht mehr ein

Lg Kaddi :)

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
23 Juni 2009 08:41 #6306 von Sunni
hello!
Danke nochmal für eure Erfahrungsberichte.
An Kaddi. Wir haben auch vor, einiges mit alten Möbeln zu gestalten. Bei uns ist der Vorteil, dass oft Bewohner, die ins Betreute Wohnen ziehen, von sich aus einige alte Möbelstücke anbieten. Hoffentlich werden wir da dann was schönes finden. Wir haben auch vor, unsere Wohnbereiche insgesamt farbig zugestalten und damit auch von einander zu differenzieren. Wie läuft das bei euch mit der Doku? Seid ihr schon vor oder direkt am Einzug beteiligt? Machst du für deine Planung für jeden Bewohner jeweils eine Befundung? und wie sieht das mit dem Dokumentieren aus? Bei uns wird alles per Computer eingetragen,  leider ist das Programm überhaupt nicht für die Betreuung ausgelegt, was wie ich finde ein Unding ist, wenn man auf die Vorgaben des MDK guckt.. jetzt wurde alles so provisorisch eingefügt....aber unsere Betreuungsberichte erscheinen nur so ganz am Rande.. naja.
Noch eine Frage, wie gestaltest du die Einzelbetreuungen bei euch? Irgendwie fehlen mir da noch so Ideen. :-)

Liebe Grüße, Sunni

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
29 Juni 2009 19:20 #6336 von Kaddi
hey sunni


das hört sich doch gut an...  ;) unsere doku ist rein handschriftlich.. wir selber haben eine monatsdoku ausgearbeitet wo wir mit hdz kürzeln... es gibt zu jedem bew ein einzelnes blatt wo das wichtigste drauf steht, an welchen beschäftigungen er teil nimmt und ob überhaupt, welche religion welchen beruf ( nur die 2 sachen um eben doppeldoku zu vermeiden), ob er hbw mit erhötem betreuungsaufwand ist, schmerzgefährdet, dekubitusgef., dehydrationsgef. usw.
eine befundung mach ich für mich im kopf und setze mir die einzelnen ziele ( wurde sehr belächelt als ich die einzelne befundung anfing)  ::)

mit dem einzug läuft das meistens so ab, dass wir den bew gleich nach einzug kennenlernen ( vorgestellt werden wir nie, wir machen das aus freien stücken, weil uns das als wichtig erscheint) meistens sind dann auch die angehörigen vor ort. zu den angehörigen haben wir meistens einen besseren kontakt als die kollegen von der pflege.

einzelbetreuungen gestalten sich immer unterschiedlich( logisch kennst du dich ja mit aus) ;) vorlesen, gespräche, zeitungsschau, basale stimulation, durchbewegen, basteln/ malen, kartenspiele usw. sowas bieten wir an.
hoffe da ist was für dich bei

lg Kaddi

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: EbeDe.net-Team

Über EbeDe.net

EbeDe.net ist das Portal für alle, die mit demenzkranken Menschen arbeiten. In den Foren tauschst Du Dich über Ideen für den Therapie-Alltag aus und erhältst neue Anregung. Im Blog erfährst Du über aktuelle Veranstaltungen, Aktionen, Berufsfeldpolitik, Forschung und mehr. Testberichte, Buchbesprechungen, Interviews und Grundlagen findest Du im Magazin-Bereich. Das gesamte Angebot ist kostenlos und wird ehrenamtlich betrieben.