Konzepte zur Betreuung Demenzkranker in Einrichtungen (Heime)

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03 Apr. 2008 18:09 - 10 Jan. 2015 22:47 #3323 von kinava

Gugs schrieb: ...Ich möchte nur kurz hinzufügen, dass es nicht d i e  Pflegeoase schlechthin gibt. Es gibt viele Versuche und Konzepte. Wichtig ist natürlich, dass eine Pflegeoase kein Sterbezimmer ist, es geht um die bestmögliche Betreuung dieser schwerkranken Menschen.
Gugs


nach eher unbefriedigenden recherchen vor einiger zeit und angeregt durch oben genannte info aus einem anderen thread möchte ich gern ein neues thema anregen und hoffe auf viele informationen, da es mich sehr interessiert und unser seniorenzentrum wohl bald erweitert wird und somit auch der gerontobereich - vielleicht kann ich da ja noch was machen...  ::)

IDEE:
eine sammlung von verschiedenen konzepten mit informationen über das konzept/ die versuche und den ursprung, sowie wer was wie umsetzt, gepaart mit entsprechenden links wäre toll. das können heime, wohngruppen etc. sein.


oder gibt es solch eine sammlung irgendwo schon?  ???

wie erfolgt die weiterempfehlung? müssen sich heime selbst darum kümmern? denn es ist natürlich anstrengend, wenn man sich selbst kümmern muß und was neues will (aus sicht der HL bzw. PDL). ich unterstelle mal, dass viele zwar von neuen ansätzen wissen, jedoch keine details, so auch z.B. über finanziellen aufwendungen, haben. wer macht werbung in häusern dafür?

kinava

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Letzte Änderung: 10 Jan. 2015 22:47 von EbeDe.net-Team.

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04 Apr. 2008 12:43 #3336 von Gugs
Hallo kinava,
die Konzepte zur Betreuung dementiell erkrankter Menschen ähneln sich natürlich sehr. Es ist die Frage ob Heim, Wohngruppen oder Tagesbetreuung. Der Vorreiter in den Konzepten war Hamburg 1999/2000 mit der "besonderen stationären Betreuung demenzkranker Menschen", die zwischen dem Senat Hamburg und den Kostenträgern ausgehandelt wurden. Dieses Konzept gibt es abgewandelt in vielen Städten wie München, Berlin, Stuttgart usw. Ein sehr gutes Konzept, das auch diesen Ursprung hat, ist "Holle" (Nähe von Hildesheim). Ich denke, dass man das auch im Internet findet. 

Wohngruppen sind Einrichtungen, die meistens von den Angehörigen initiiert werden. In Berlin gibt es schon sehr viele Wohngruppen. Hier mieten die Angehörigen die Räume an, ordern einen "ambulanten" Pflegedienst und kümmern sich um alles. Meistens werden hier zwischen 10 und 12 kranke Menschen betreut. Es müssen auf jeden Fall so viele kranke Menschen sein, dass sich die Einrichtung finanziell trägt.

Bei den Konzepten geht es um die Räumlichkeit, die Betreuung (Tagesstrukturierung), die Fortbildung für die Mitarbeiter etc. Das muss man sich individuell erarbeiten. Was ist der Einrichtung besonders wichtig? Geht es um eine Segregative oder Integrative Einrichtung? Wie soll der Tag strukturiert werden? Welche dementiell erkrankten Menschen soll man aufnehmen?
Gugs

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04 Apr. 2008 23:23 - 05 Apr. 2008 09:42 #3354 von kinava
um allen hier gerecht zu werden und nicht alle in gleichen einrichtungen arbeiten, habe ich die art der einrichtung (heim, wohngruppe etc.) offen gelassen.

es hatte mir eine umfangreiche sammlung für alle einrichtungen vorgestellt.

Da es mich jedoch grad persönlich interessiert, ich in einem heim arbeite und alles andere sicher zu viel wird, habe ich mir erlaub, den themennamen zu ändern. d.h.  ich habe "in einrichtungen (heimen)" hinzugefügt.

bei uns wird der geschützte bereich gerontobeeich genannt und so bin ich auch eingestellt: ergotherapeutin im gerontobereich. im leistungsnachweis hacke ich zwar segretativ ab, wobei die vorraussetzungen für einen segretativen ebreich eigentlich anders aussehen.

bisher hatte ich das gefühl, dass weder HL noch PDL WIRKLICH WISSEN, was auf diesem bereich los ist. es fühlte sich eher immer wie ein unliebsamer ballast an, ein normaler WB, nur mit weniger bewohner, die irgendwie nen bisl anders sind. DAS jedenfalls haben sie mir vermittelt. seit einer woche arbeitet jedoch ein neuer PDLer bei uns, vorher WBL auf einem gerontobereich! 

nach einem jahr arbeit dort sehe ich, dass einiges zu tun ist. erstmal veränderungen im kleinen und wenn dann der anbau IRGENDWANN mal fertig ist, auch im großen. der neue PDLer kam sicher zur rechten zeit.

wenn ich veränderungen anstrebe (wie gesagt, von HL und PDL war bisher kein interesse daran zu spüren, viell. auch aufgrund fehlender arbeitserfahrung in diesem bereich) muss ich wohl auch erstmal die veränderungen anregen. 
dazu benötige ich so viele infos wie möglich. denn wie soll ich was anregen, wozu ich keine inhalte habe und das interesse daran im moment eher gering scheint.

die oase im hamburg ist mir schon vor einiger zeit während recherchen begegnet. nur ein gutes,  informatives und umfangreiches dossier dazu, habe ich bisher nicht gefunden. darum meine fragen hierzu und zu anderen konzepten, die irgendwie alle ähnlich und doch anders sind
  • welche konzepten gibt es
  • wo gibt es informationen zum konzept, zum ursprung sowie den versuchen
  • links zu den einrichtungen, die die konzepte nutzen
  • wo findet man die neuesten forschungen zu diesem gebiet
  • wo gibt es erfahrungsberichte zu den konzepten
  • wie hoch ist der finazieller aufwand - personal, vorabplanung, arbeitsgruppe etc pp
  • wie wir sicher gestellt, dass das heim dann auch voll wird
  • sind die vorraussetzungen in diesem örtlichen bereich überhaupt gegeben
  • marktchancen
  • sind die baulichen vorrausetzungen gegeben
  • bewohnernutzen daraus
  • nutzen für das haus daraus
  • was ist mit den "alt eingesessenen" bewohnern, die nicht in das konzept "passen"
  • wie kann ich interesse wecken, bei PDL dann HL und später auch geschäftsführer (kommentar einer PDL- er ist halt ein kapitalist - sagt sicher schon alles
  • was ist, wenn das haus nicht voll wird (wird der geschäftsführer dann die Hl gleich wieder ersetzen)
  • wa ist wenn die neuesten forschungen in ein paar jahren ganz anderes besagen
  • stellen in häusern neu umgesetzte konzepte mittels werbetour auch direkt in einrichtungen vor?
    (frei nach dem motto: wenn der prophet nicht zum berg kommt, kommt der berg zum propheten  )

gugs schrieb: Was ist der Einrichtung besonders wichtig?

volles haus!? wie kann die einrichtung das wissen, wenn wissen über den gerontobereich fehlt und möglichkeiten der veränderungen fehlen?

gugs schrieb: Geht es um eine Segregative oder Integrative Einrichtung?

wie kann die einrichtung das wissen, wenn sie sich nicht damit auseinandersetzen? wie gesagt, im moment segretativ, wobei hier jedoch, meiner einschätzung nach, nicht die rahmenbedingungen dafür stimmen.

gugs schrieb: Wie soll der Tag strukturiert werden?

das liegt zusammen mit den PP und möglichkeiten (beschrieben durch gechäftsführer/ HL) wohl in meiner hand

gugs schrieb: Welche dementiell erkrankten Menschen soll man aufnehmen?

tja, auch hier schulterzucken. im moment haben wir korsakow, depressive, demenzen von mittels bis eher hochgradig, weglaufgefährdung allgemein) alles mit drin.

wo soll ich also anfangen? am besten für mich wahrscheinlich erstmal info`s sammeln, möglichst ohne viel schulungen. denn wer schickt mich schon zu so etwas? dann veränderungen vorsichtig anregen

kinava

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08 Apr. 2008 16:49 #3397 von Gugs
Hallo, kinava,
Dein Bericht klingt richtig frustriert und das tut mir sehr leid. Ich kenne das auch, dass es Zeiten gibt, da man denkt, niemand im Pflegebereich interessiert sich für die Erarbeitung und Durchführung eines Konzepts.
Hast Du schon einmal im Internet unter "Pflegekonzepte Holle" oder "Holler Runde" nachgesehen? Oder unter "besonderer stationärer Betreuung Demenzkranker".
Es gibt leider keine zentrale Stelle, die Konzepte für die Betreuung Demenzkranker zusammenfaßt. Es gibt ein Buch - was übrigens sehr empfehlenswert ist - Qualitätshandbuch Leben mit Demenz vom Kuratorium Deutsche Altenhilfe. Dort findet man alles, was es über Demenz an Wissenswertem gibt und hier werden auch verschiedene Konzepte dargestellt. Allerdings ist das Buch - es ist mehr ein dicker Ordner - nicht ganz billig. Vielleicht kannst Du es über die Einrichtung bekommen. ISBN 3-935299-19-2.
Du schreibst, dass Du von dem Oaseprojekt in Hamburg gehört hast. Aber das Oaseprojekt ist speziell nur für schwerst demenzkranke Menschen in der letzten Phase gedacht. Das Projekt für "fittere" demenzkranke Menschen heißt in Hamburg "besondere stationäre Betreuung Demenzkranker". Hier geht es darum, vor allem Menschen mit herausforderndem Verhalten (auch Wegläufer, Schreier etc.)zu betreuen und ihnen das Umfeld anzupassen, da sie sich nicht mehr anpassen können. Da ist das Ziel, dieses herausfordernde Verhalten zu verringern.
Dieses Projekt ist wissenschaftlich begleitet worden  und es ist ein Buch darüber erschienen "Demenzkranke Menschen in Pflegeeinrichtungen" von Siegfried Weyerer et.al. im Kohlhammer Verlag. ISBN 3-17-019030-X
Ob man solche speziellen Einrichtung voll bekommt, hängt einfach von der Qualität der Pflege und Betreuung ab. Mir hat einmal jemand gesagt, wenn ich Schuhe kaufe, gehe ich in einen Schuhladen, klar, aber es gibt viele Schuhläden und so sehe ich darauf, welche Art von Schuhen in den einzelnen Läden verkauft werden.
Man muss zuerst ein richtiges Konzept erstellen und dann dafür Werbung machen. Ich kenne Einrichtungen, die so gut sind, dass sie Wartelisten aufstellen müssen, obwohl diese Art der Betreuung etwas teurer ist als andere Einrichtungen.
Wenn man eine Umgestaltung plant, muss man natürlich die anderen Bewohner zunächst versorgen, die nicht in das Profil dieser Station passen. So ein Prozess geht nicht von einem Tag auf den anderen. Bei uns wurden diese Bewohner langsam auf andere Stationen verlegt. Es ist schwierig, Menschen mit so gemischten Krankheitsformen zusammen zu versorgen. Vielleicht kann man ja so anfangen, dass man die schwerer an Demenz erkrankten Menschen während des Tages zusammen an einem bestimmten Ort betreut und sie am späten Nachmittag wieder zurückbringt. Dies wäre dann eine integrative Versorgung.
Dass "Informanten" aus anderen Häusern in die Einrichtung kommen, ist selten. Da müsste man schon ganz gezielt jemanden anfragen. Aber vielleicht kannst Du ja irgendwohin reisen.
Ich hoffe, dass ich Dir einige Antworten auf Deine vielen Fragen geben konnte. Viel Erfolg und vor allem einen langen Atem!
Gugs

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09 Apr. 2008 08:38 #3403 von Gugs
Hallo kinava,
ein kurzer Nachtrag zu meinem letzten Beitrag: Du mußt unter "Seniorenzentrum Holle" im Internet suchen, dann findest Du das Konzept.
Gugs

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12 Apr. 2008 16:32 - 12 Apr. 2008 17:41 #3425 von kinava
@ gugs

  für die anregungen, hinweise, büchertipps und info`s 

schade das es noch keine sammlung solch neuer konzepte gibt, aber vielleicht stolpert ja mal jemand über diesen thread, fühlt sich angesprochen, sitzt dazu noch genau an der richtigen stelle und fängt solch eine sammlung mal an?!

haaaaaaallooooo ihr da drausen! nur zu, ein neues projekt wartet auf verwirklichuuuuung!  ;D   ;D   ;D

meine projekte sehe ich im moment an anderer stelle und da gibt`s nee menge zu tun...  ::)


@ all
gerne kann dieser thread jedoch fortgeführt werden, wenn jemand interessante konzepte findet


LG kinava 8)

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12 Apr. 2008 23:32 #3430 von Gugs
Hallo kinava,
geh doch einamal auf die Internetseite von der DED (Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung) Dort gibt es auch viele Hilfestellungen.
Gugs

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13 Apr. 2008 14:50 #3440 von kinava
dank deiner tipps und hinweise, bin ich schon über deren internetseite "gestolpert"  ;D   ;D   ;D

trotzdem danke!!!

kinava

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04 Juni 2008 00:11 #3835 von stefan
Einen guten Überblick über therapeutische Verfahren auch durch das räumliche Umfeld bietet meiner Meinung nach das Buch:"Milieutherapie - ein Konzept zur Betreuung demenziell Erkrankter" von Swen Staack (2004 im Vincentz Verlag erschienen). Da dieses Buch zu der Powerbooks-Reihe gehört, findet man hier vieles in kompakter Form d.h.: räumlich-sachliche Gesichtspunkte, therapeutische Verfahren, einen Überblick über verschiedene Wohnformen bzw. -konzepte in Europa. Das alles ist leicht zu lesen, insgesamt 80 Seiten in einem kleinen Buch mit Spiralbindung, das man auch gut mitnehmen kann. Kostet so um zehn Euro.

P.S. ich habe mit dem Verlag absolut nix zu tun. ::)

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