screening

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06 Feb. 2011 08:56 #9547 von Vittorio
screening wurde erstellt von Vittorio
Hallo liebe Kollegen,

ich beschäftige mich schon seid einiger Zeit mit der Frage wie ich demente Bew. ( jeden Stadiums)  adäquat befunden kann; je nach Möglichkeit benutze ich hierfür den MMST, Demtec, CMOP...habe bei allen jedoch dass Problem, dass diese nicht immer zwingend aussagekräftig sind.
Wie befundet hier z.B. die Wahrnehmung euer Klienten, gebt ihr  Hilfestellungen quasi zur Förderung des Selbsthilfestatus ?

Wie grenzt ihr die Altersdepression von einer Demenz ab, wenn diese nicht diagnostiziert ist, jedoch der dringende Verdacht dahingehend besteht ?
Und vorallem, wie geht ihr mit Bew. um,  die aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung kaum noch Äußerungen treffen können, dennoch viel mehr wahrnehmen als man primär vermutet ?

Hoffe viele Aw´s zu bekommen ;O)

Danke vorab ^^

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06 Feb. 2011 10:23 #9552 von nike84
nike84 antwortete auf screening
Ich finde das auch schwierig und wir hatten das Thema letztens auch. Meine Grandiose Idee war es, bei Bewohnern die neu einziehen den MMST zu machen, wenn sie keine diagnostizierte Demenz haben. Als dann jedoch eine 96jährige Dame vor ein paar Wochen eingezogen ist, wurde ich eines besseren belehrt. Sie hat beim Test schlecht abgeschnitten. Nachdem sie an einigen Gruppen teilgenommen hat etc., musste ich feststellen, das sie in meinen Augen nicht dement ist, sondern einfach "nur alt". Finde in dem Alter darf man auch mal vergessen oder etwas nicht verstehen.
Ich finde, es müsste ein Test entwickelt werden, bei dem auch Alter und andere Faktoren eine Rolle spielen. Bis jetzt habe ich aber noch keinen gefunden, mit dem ich mich anfreunden kann...

Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes, er ist schneller und gründlicher als ich. (Fürst Bismarck)

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06 Feb. 2011 10:43 #9554 von Vittorio
Vittorio antwortete auf screening
verstehe, schwierige Situation...welche Faktoren - von denen du sprichst - wären dir denn noch wichtig; bzw.  vorallem warum ?!

lg ^^

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06 Feb. 2011 11:51 #9555 von nike84
nike84 antwortete auf screening
Naja wie beurteils du objektiv ob jemand dement ist oder es eine altersbedingte Vergesslichkeit ist? Wir haben einige Bewohner wo eine Demenz diagnostiziert wurde, wo ich der Meinung bin, dass es keine Demenz ist und genauso haben wir einige Bewohner, wo der Arzt sagt, keine Demenz aber wenn man sich länger als 5 Min mit denen unterhält und man sie kennt, kann man das wohl kaum leugnen. Die Grenzen sind einfach fließend...
Da ich in der Betreung arbeite, muss ich keine Screenings machen, aber hin und wieder mache ich bei Neuaufnahmen dann doch den Uhrentest oder den MMST, wenn ich mir nicht sicher bin wie ich sie einsortieren soll. Gerade im Anfangsstadium sind Demente perfete Schauspieler, vor allem wenn man die Person nicht kennt. Dennoch wünsche ich mir einen Test, der halt nicht nur eine Momentaufnahme wiedergibt und der auch andere Faktoren als nur die kognitiven mit einbezieht. klar spielt sich die Dmenez größtenteils auf kognitiver Ebene ab, aber die umfasst ja mehr als das, was gerade beim MMST abgetestet wird...

Und zum Thema Wahrnehmung: Hier kannman nur beobachten und dies dokumentieren. Ich arbeite mit Wachkomabewohnern, wo ich einfach auf Tonus, Puls, Atmung etc achte. Hier lassen sich wunderbar Rückschlüsse ziehen, wie weit die etwas mitbekommen und ob es für die unangenehm ist oder sie es gut finden. Und die Ergebnisse sind vor allem Mess- und Vergleichbar.
Können sich Leute nicht mehr äußern, nehmen aber noch aktiv wahr, beschreibe ihre Gestik und Mimik und die gesamte Körpersprache. Was man daraus für Schlüsse zieht, muss dann jeder selbst entscheiden, denn ohne Worte ist und bleibt es immer eine subjektive Wahrnehmung deinerseits...

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06 Feb. 2011 12:23 #9557 von Vittorio
Vittorio antwortete auf screening
"Naja wie beurteils du objektiv ob jemand dement ist oder es eine altersbedingte Vergesslichkeit ist? Wir haben einige Bewohner wo eine Demenz diagnostiziert wurde, wo ich der Meinung bin, dass es keine Demenz ist und genauso haben wir einige Bewohner, wo der Arzt sagt, keine Demenz aber wenn man sich länger als 5 Min mit denen unterhält und man sie kennt, kann man das wohl kaum leugnen. Die Grenzen sind einfach fließend..."

-> ganz allgemein beurteile ich überhaupt nicht ob jemand dement ist
    oder nicht; ich würde vielmehr vom kog. Status im Moment X sprechen,
    den ich anhand des MMST´ o.a. festhalten kann; um diesen jedoch
    halbwegs objektiv zu gestalten, wiederhole ich die Tests im Intverall
    von einer Woche
    3 mal, ermittle den Mittelwert und kann dann über den daumen gepeilt
    eine Schlussfolgerung über den oben genannten Status treffen


Generell gehts mir auch gar nicht zwingend um die gestellte Diagnose, sondern um den jeweiligen Ansatz, ein einfacher Scorewert ist im großen und ganzen nicht aussagekräftig, davon mal abgesehen, dass dieser ebenfalls nicht individuell ist; wie vertrete ich also therapeutische Maßnahmen vor mit selbst, meinen Kollegen und außenstehenden Pers. wenn ich nur diesen blöden Test zum Befunden benutzt habe *grübel...
Also wie erstelle ich eine angemessene Zielstellung im Sinne des Kl. welche auch wirklich dem Ist- Stand hinsichtlich vorallem auch der emo. Verfassung des Bew. entspricht. Allgemein kann ich mir immer nicht so recht erklären wem es bsw. etwas bringt Sprichworte o.a. zu verfollständigen, ich pers. arbeite fast ausschließlich über die emo. Bindung und versuche nur am Rande kog. Fähigkeiten herauszukitzeln, wichtiger scheint mir das gute Gefühl welches ich den Menschen vermitteln kann...aber wie messen, wie nachvollziehbar gestalten...wie evaluieren ?!
Wie handhabt ihr das ?


"klar spielt sich die Dmenez größtenteils auf kognitiver Ebene ab, aber die umfasst ja mehr als das, was gerade beim MMST abgetestet wird..."

stimmt, jedoch ist soweit ich weiß auch davon auszugehen, dass jede Einschränkung diesbezüglich, sich in einem gewissen Grad auch auf das Erleben und Verhalten des jeweil. Bew. auswirken kann, dementsprechend müsste man also eig. auch auf die emo. Intelligenz bei einer solchen Befundung/ Beobachtung eingehen denk ich oder wie siehst du das ?

Was die Wahrnehmung angeht, find ich deine Beobachtungen sehr interessant, sollte wohl also auch in so einen Befundungspunkt aufgenommen werden, da man den kog. Status ja nicht unbedingt ermitteln kann.

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06 Feb. 2011 13:27 #9559 von Nadja Busch
Nadja Busch antwortete auf screening
Hallo in die Runde,
bezüglich eines umfangreichen Befundes hat Frau Schaade eine guten und übersichtlichen Ankreuzbefund erstellt. Nachzulesen (als Kopiervorlage) findet ihr diesen im Buch Ergotherapie bei Demenzerkrankungen. Mir persönlich ist dieser Befund aber in Teilbereichen nicht aussagekräftig genug, da er nur in die Einschränkungen nicht detailliert beschriebt. Hier kann aber anhand des Leitfadens jeder Therapeut seine eigenen Ergänzungen machen.

Test wie der MMST, Uhrentest usw. sind nur ein Bestandteil der Befunderhebung und Diagnostik. Sie geben Hinweise auf mögliche Probleme in der Alltagskompetenz. Z.B. kann jemand nicht mehr eine Uhr Zeichnen, so könnten diesem Probleme im Bereich Raum-Lage zugrunde liegen. Was im Alltag auch bedeuten kann dass ich Schwierigkeiten in den ADL´s habe bei denen die Fähigkeit benötige nur mittels Kompensation oder gar nicht mehr möglich sind. Die reinen Zahlenwerte sagen für die Praktische Arbeit uns nur sehr wenig. Interessant für uns sind die Test wenn wir die ausgefüllten Bogen betrachten und sehen in welchen Teilbereichen treten die Defizite auf. Wichtig dabei ist auch das abwägen wie relevant ist die Fähigkeit z.B. rückwärts rechnen für jemanden im Alten- und Pflegeheim oder jemanden der seit Jahren nicht mehr einkaufen war. Dagegen kann ich mit dem Punkt ist jemand in der Lage drei Worte zu wiederholen sehr viel anfangen.

Standardisierte Test bezüglich der Wahrnehmung habe ich nicht. Hier setzte ich sehr stark auf die Beobachtungen im Alltag und der Therapie.

Liebe Grüße sendet
Nadja

"Damit das Mögliche entsteht,
muss das Unmögliche versucht werden."
                                          (Hermann Hesse)

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06 Feb. 2011 13:29 #9560 von nike84
nike84 antwortete auf screening
Allgemein kann ich mir immer nicht so recht erklären wem es bsw. etwas bringt Sprichworte o.a. zu verfollständigen, ich pers. arbeite fast ausschließlich über die emo. Bindung und versuche nur am Rande kog. Fähigkeiten herauszukitzeln, wichtiger scheint mir das gute Gefühl welches ich den Menschen vermitteln kann...

Du löst mit soetwas auch Emotionen aus! Denke an das Selbstbewusstsein. Den Bewohnern wuird permanent vor Augen geführt, was sie alles nicht mehr können und wobei sie Hilfe benötigen, was früher völlig Selbstverständlich von der Hand ging. Da das Langzeitgedächtnis aber erhalten bleibt und vieles sich früher ums Singen oder Sprichwörter oder Bauernregeln oder auch nur einfache Floskeln gedreht hat, können die Leute noch super darauf zurückgreifen. Und ich ganrantiere dir, dass wenn du diese Sachen regelmäßig machst und sie nicht mit all dem konfrontierst was sie nicht mehr können, stärkt das eure Bindung. Ich erlebe es hier im Alltag immer wieder, das wir Bewohner haben, die unter dem Pflegepersonal als agressiv gelten. Mit denen habe ich aber keinerlei Probleme und kann sie oft gezielt in Situationen leiten, wo sie bei der Pflege dicht machen. Genausogut ist es aber andersrum. Wir haben Bewohner im Haus, die machen wenn sie mich sehen kert, weil sie abgespeichert haben das ich etwas mit ihnen mache wo sie keine Lust zu haben. Die Pflege kann diese Personen aber ohne Probleme zu einigen Gruppen oder Angeboten bringen.
Wenn ich es heut Abend schaffe, öffne ich ein neues Thema zu einer Gruppe die wir unter Begleitung von der Uni Witten und Hr. Müller-Hergl eröffnet haben, in der genau solche Sachen  gefördert werden und wodurch nachweislich positive Efekkte bei Bewohnern aufgetreten sind (stoppen von Weglauftendenzen, Medireduzierung etc.)
aber wie messen, wie nachvollziehbar gestalten...
Wir haben 2x im Jahr ein DCM. Dort wird bei dementen Bewohnern das emotionale Wohlbefinden ausgewertet. Kennst du den? Er ist sehr umfangreich und langdauernd und ist auch nur eine Momentaufnahme, aber dort hast du einen Test, wo ohne Worte Wohlbefinden und Emotionen ausgewertet werden. Finde ihn einen guten Ansatz zur Beobachtungsdokumentation...
...wie evaluieren ?!Wie handhabt ihr das ?
Ich muss alle 6 Wochen die Pflegeplanung evaluieren bzw. bei Bedarf wenn sich etwas verändert hat. Dies muss am besten messbar sein z.B. über die Anzahl an teilgenommenen Angeboten od. ähnl. Dies ist aber auch nur bedingt möglich, denn auch hier ist vieles wieder ein subjektive Wahrnehmung. Ich beschreibe in der PP immer die Probleme und Recourssen (auch schon subjektiv), dann ein Ziel und dann sie Maßnahme. Und wie gesagt meine Ziele sind, muss ich zugeben, auch nicht immer überpfrüfbar.
=> meine Devise ist immer: Beschreiben, beschreiben, beschreiben, dann kann sich jeder sein Bild davon machen. Was der Bewohner letztenendes fühlt und wie es ihm geht, kann nur er selbst beurteilen, der eine mehr der andere weniger.

Bei MDK- Prüfungen wird ja auch auf das Wohlbefinden geschaut im Betreuungsteil. Ist die Frage wie die das Beurteilen. Auf Nachfrage, habe ich keine Antwort bekommen...sagt doch schon alles oder?!?
Bei meinem Chef habe ich inzwischen durchgeboxt, das ich es adequat erklären muss, was ich in der Doku niederschreibe, dann ist es für ihn OK.

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