Hallo Kisu,
Kisu schrieb: Die kognitv fitten Leute lästern und beschimpfen sogar die dementen bewohner wenn diese auch mal was zum thema beitragen wollen oder einfach so... Sowas hab ich noch nie gesehen :'(
So etwas gibts, ich erlebe das häufig. Es handelt sich bei diesen Leuten meist um einen bestimmten Schlag von Bewohnern. Das Lästern tut einem in der Seele weh. Man darf aber nicht vergessen, dass die meisten Personen nicht aus Böswilligkeit sondern aus der Angst heraus Sticheln, auch so dement und krank zu werden und um sich von den Schwächeren abzusondern. Am besten versuchst Du die Gruppen anhand der Fähigkeiten der Bewohner zu bilden, um dem vorzubeugen. Ich weiß, das ist manchmal schwer möglich... In einigen Einrichtungen gilt leider: Je größer die Gruppe, desto mehr Bewohner sind beschäftigt, wodurch das Pflegepersonal entlastet wird. Von der Qualität der Therapie bei solch großen Gruppen schreibe ich lieber gar nicht erst. Als Ergotherapeutin oder Ergotherapiepraktikantin muss dann dem Vorgesetzten das Ziel der Ergotherapie genau geschildert werden. Manche PDL oder Heimleiter denken immer noch, es handelt sich um eine Art Animation. Nur der Unterschied: Es sind hier nicht Urlauber sondern alte Menschen.
Um zu Deiner Aussage wieder zurück zu kommen: Falls bestimmte Personen besonder über die Demenzerkrankten herziehen, dann nimm Dir die Personen zur Seite und sag ihnen, dass das so einfach nicht geht. Vielleicht hilft es auch, wenn ihr zusammen spielerisch einen schriftlichen Plan erstellt. Jedes Gruppenmitglied sagt, was ihm bei der Ergotherapie im Gruppensetting wichtig ist. Dann kannst Du einfach mit einfließen lassen, dass man gegenüber anderen Personen tolerant sein soll und Schwächen akzeptiert. Vielleicht nehmen sich die bestimmten Personen das zu Herzen.
Kisu schrieb: Das mit der Deutschlandkarte müsst ich gucken wie ich das mache da ich ja keinen Tisch zur Verfügung habe an dem alle drum rum sitzen können.
Ihr habt keinen Tisch bei der Ergotherapie!? Was sind das denn für Zustände!? Genauso wie bei dem
Thema
, wo die Ergotherapie vor dem Fahrstuhl stattfindet. Naja, Ergotherapie kann man das bei solchen Rahmenbedingungen wahrscheinlich nicht mehr nennen, sondern eher Beschäftigung auf Teufel komm raus.
Ohne Tisch lassen sich viele Ziele nicht ermöglichen und Aktivitäten nicht durchführen. Besprich das mal mit Deiner Anleiterin oder Du gehst am besten gleich zur PDL oder Heimleitung. Praktikanten finden oft leichter Gehör, als es zunächst erscheint. Du lernst schließlich gerade, welche Rahmenbedingungen für eine gute Therapie notwendig sind. Erzähl dann auch, dass Du das sonst nirgendwo erlebt hast. Als Praktikantin hast Du weniger zu verlieren, als wenn Du angestellt bist. Dann durch den Hausmeister schleunigst einen Tisch besorgen oder die Therapie in einem Raum mit Tisch abhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt kannst Du noch folgende Aktivitäten anbieten:
Gymnastik (geht bei kognitiv wenig eingeschränkten Bewohnern auch ohne Tisch)
- Kegeln
- Luftballon zuspielen
- Übungen mit Seidentuch (siehe Skript im Downloadbereich)
Kognitive Aktivitäten:
- Zeitungsrunde (Artikel aus der Tageszeitung ansprechen und diskutieren lassen)
- Kreuzworträtsel lösen
- Wortketten: Letzter Buchstabe eines Wortes zu einem bestimmten Thema (z. B. Namen) wird als Anfangsbuchstabe des folgenden Wortes genommen (Bspw.: Anne - Elisabeth - Hedwig...)
- "Haste Worte" - Sehr gutes Buchstabenspiel von seni-on für kognitiv fitte Bewohner
Natürlich müssen erstmal Ziele für die Bewohner definiert werden. Anhand dieser Ziele werden dann die Aktivitäten ausgesucht.
Kisu schrieb: Aus kostengründen wird an medien auch kaum was zur verfügung gestellt.
Wollen die bei Deiner Praktikumsstelle denn wirklich Ergotherapie? Wenn ja, sollte klar sein, dass dafür Medien zur Verfügung stehen müssen. Ansonsten ist keine qualifizierte Therapie möglich. Will man unter diesem Zuständen dort arbeiten? Auch als Praktikantin? Ich denke nicht. Deshalb: Etwas bewirken, indem Du die Missstände ansprichst.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.