HILFE - Programm für Anspruchsvolle / Schwierige Bewohner

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17 Okt. 2008 16:37 - 19 Okt. 2008 16:35 #4784 von Kisu
Hallo ihr Lieben.

Ich mache derzeit ein Praktikum und suche nun anspruchsvolle Aufgaben für kognitiv fitte Bewohner, die (ich zitiere) keine "Kinderkacke" sind. o_O
Ich bin nun mal noch sehr jung und die Leute in dem Heim sind mehr auf meinen Anleiter fixiert der schon eher in den jahrgang der Bewohner passt. Das heißt er hat mehr Hintergrundwissen über die damalige Zeit/Lieder/Schlager/Fersehshows/Schauspieler etc... Die Bewohner sind zwar alle nett zu mir aber irgendwie merkt man wenn ich mir etwas ausdenke dass es noch hakt und dann bekommt man nur zur hören "Sie müssen das ja noch lernen"... -.-
Dabei habe ich in andern Heimen so leicht Leute aktivieren können etw zu machen z.B. kreative Arbeiten oder schöne Spiele für das HL-Training. Aber diese Bewohner sind echt schwer zu knacken Sie scheinen mir unzufrieden und beschimpfen teilweise demente Bewohner die mit in der Gruppenstunde sitzen. "Spielen und Basteln" wollnn sie nicht aber ich halte es für sehr eintönig mit ihnen immer Quizfragen in allen Formen, Vertellekes und wer wird millionär zu spielen. Aus kostengründen wird an medien auch kaum was zur verfügung gestellt. Ich habe nicht mal einen Gruppentisch an dem alle bewohner sitzen um sie so am Geschehen besser beteiligen zu können.
Könnt ihr mir vll helfen ich bin langsam am Ende meiner Kreativität grade dann wenn man es den Meisten nie recht machen kann... Das demotiviert.

Liebe Grüße
Kisu

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19 Okt. 2008 11:49 #4788 von natzeline
Oje oje, du Ärmste.

Kann richtig nachvollziehen wie du dich fühlst.

Ich hab zum Glück auch Leuts die gerne an allen Angeboten teilnehmen, von sich aus kommen und mit Freude und Dankbarkeit dabei sind.

Dennoch hab ich auch noch sehr fitte Leute, deshalb kann ich dir ein paar Sachen aus meinem Programm sagen.

Ich habe letztens zum Beispiel eine Deutschlandkarte groß kopiert, die einzelnen Bundesländer ausgeschnitten und diese erstmal "puzzeln" lassen. Danach die einzelnen Bundelsländer benennen lassen und die dazugehörige Landeshauptstadt. Das war selbst für die fitten Bewohner ganz schön kniffelig, aber sie haben es geschafft und waren darüber ganz stolz.

Dann könntest du Stadt/Land/Fluss mit oder ohne Zeitangabe spielen lassen.

Du könntest Blumengestecke oder Weihnachtskränze stecken lassen - ist auch anspruchsvoll.

Du könntest auch - anstatt eine Runde zu machen - Zettel austeilen, mach ich auch oft, in denen sie dann gemeinsam an den Aufgaben tüfteln können. Da kannste dann auch schwierigere Sachen bringen, wie Kreuzworträtsel, Anagramme (auch in der Runde der große Renner), Buchstabenwirrwarr etc.

Ich hoffe es war die ein oder andere Anregung dabei,

liebe Grüße
Nadine

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19 Okt. 2008 16:34 #4792 von Kisu
oh wie schön dass doch noch wer meinen hilferuf erhört hat T_T
Ich kanns nicht anders sagen ich bin dort richtig unglücklich. Die kognitv fitten Leute lästern und beschimpfen sogar die dementen bewohner wenn diese auch mal was zum thema beitragen wollen oder einfach so... Sowas hab ich noch nie gesehen  :'(

Danke natzeline für deine vorschläge. Stadt Land Fluss klingt gut. Wie genau spielst du das denn mit den Leuten lässt du einfach Begriffe zu den Oberpunkten in die Runden sagen?
Aber das ist ne tolle idee! Das mit der Deutschlandkarte müsst ich gucken wie ich das mache da ich ja keinen Tisch zur Verfügung habe an dem alle drum rum sitzen können. Auch keinen Flipchart -.-

Zum Thema Kreative Dekoration hab ich mir mittlerweile auch was überlegt. Ich mache aus alten Büchern "goldene Weihnachtsbücher". Ich hoffe das kommt an.

Alles etwas sehr schwierig aber ich bin froh dass es doch noch Leute gibt die mir helfen :)

Vielen vielen vielen Dank ich dachte nämlich schon es interessiert sich keiner dafür....

Lieben Gruß

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20 Okt. 2008 16:20 - 10 Jan. 2015 22:54 #4797 von Johanna Radenbach
Hallo Kisu,

Kisu schrieb: Die kognitv fitten Leute lästern und beschimpfen sogar die dementen bewohner wenn diese auch mal was zum thema beitragen wollen oder einfach so... Sowas hab ich noch nie gesehen  :'(


So etwas gibts, ich erlebe das häufig. Es handelt sich bei diesen Leuten meist um einen bestimmten Schlag von Bewohnern. Das Lästern tut einem in der Seele weh. Man darf aber nicht vergessen, dass die meisten Personen nicht aus Böswilligkeit sondern aus der Angst heraus Sticheln, auch so dement und krank zu werden und um sich von den Schwächeren abzusondern. Am besten versuchst Du die Gruppen anhand der Fähigkeiten der Bewohner zu bilden, um dem vorzubeugen. Ich weiß, das ist manchmal schwer möglich... In einigen Einrichtungen gilt leider: Je größer die Gruppe, desto mehr Bewohner sind beschäftigt, wodurch das Pflegepersonal entlastet wird. Von der Qualität der Therapie bei solch großen Gruppen schreibe ich lieber gar nicht erst. Als Ergotherapeutin oder Ergotherapiepraktikantin muss dann dem Vorgesetzten das Ziel der Ergotherapie genau geschildert werden. Manche PDL oder Heimleiter denken immer noch, es handelt sich um eine Art Animation. Nur der Unterschied: Es sind hier nicht Urlauber sondern alte Menschen.

Um zu Deiner Aussage wieder zurück zu kommen: Falls bestimmte Personen besonder über die Demenzerkrankten herziehen, dann nimm Dir die Personen zur Seite und sag ihnen, dass das so einfach nicht geht. Vielleicht hilft es auch, wenn ihr zusammen spielerisch einen schriftlichen Plan erstellt. Jedes Gruppenmitglied sagt, was ihm bei der Ergotherapie im Gruppensetting wichtig ist. Dann kannst Du einfach mit einfließen lassen, dass man gegenüber anderen Personen tolerant sein soll und Schwächen akzeptiert. Vielleicht nehmen sich die bestimmten Personen das zu Herzen.

Kisu schrieb: Das mit der Deutschlandkarte müsst ich gucken wie ich das mache da ich ja keinen Tisch zur Verfügung habe an dem alle drum rum sitzen können.


Ihr habt keinen Tisch bei der Ergotherapie!? Was sind das denn für Zustände!? Genauso wie bei dem Thema , wo die Ergotherapie vor dem Fahrstuhl stattfindet. Naja, Ergotherapie kann man das bei solchen Rahmenbedingungen wahrscheinlich nicht mehr nennen, sondern eher Beschäftigung auf Teufel komm raus.
Ohne Tisch lassen sich viele Ziele nicht ermöglichen und Aktivitäten nicht durchführen. Besprich das mal mit Deiner Anleiterin oder Du gehst am besten gleich zur PDL oder Heimleitung. Praktikanten finden oft leichter Gehör, als es zunächst erscheint. Du lernst schließlich gerade, welche Rahmenbedingungen für eine gute Therapie notwendig sind. Erzähl dann auch, dass Du das sonst nirgendwo erlebt hast. Als Praktikantin hast Du weniger zu verlieren, als wenn Du angestellt bist. Dann durch den Hausmeister schleunigst einen Tisch besorgen oder die Therapie in einem Raum mit Tisch abhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt kannst Du noch folgende Aktivitäten anbieten:

Gymnastik (geht bei kognitiv wenig eingeschränkten Bewohnern auch ohne Tisch)
- Kegeln
- Luftballon zuspielen
- Übungen mit Seidentuch (siehe Skript im Downloadbereich)

Kognitive Aktivitäten:
- Zeitungsrunde (Artikel aus der Tageszeitung ansprechen und diskutieren lassen)
- Kreuzworträtsel lösen
- Wortketten: Letzter Buchstabe eines Wortes zu einem bestimmten Thema (z. B. Namen) wird als Anfangsbuchstabe des folgenden Wortes genommen (Bspw.: Anne - Elisabeth - Hedwig...)
- "Haste Worte" - Sehr gutes Buchstabenspiel von seni-on für kognitiv fitte Bewohner

Natürlich müssen erstmal Ziele für die Bewohner definiert werden. Anhand dieser Ziele werden dann die Aktivitäten ausgesucht.

Kisu schrieb: Aus kostengründen wird an medien auch kaum was zur verfügung gestellt.


Wollen die bei Deiner Praktikumsstelle denn wirklich Ergotherapie? Wenn ja, sollte klar sein, dass dafür Medien zur Verfügung stehen müssen. Ansonsten ist keine qualifizierte Therapie möglich. Will man unter diesem Zuständen dort arbeiten? Auch als Praktikantin? Ich denke nicht. Deshalb: Etwas bewirken, indem Du die Missstände ansprichst.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.
Letzte Änderung: 10 Jan. 2015 22:54 von EbeDe.net-Team.

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20 Okt. 2008 19:05 #4804 von natzeline
Hallöchen,

das mit der Deutschlandkarte kannste im Übrigen auch ohne Tisch machen, ist zwar schwieriger, aber geht. Kannste nicht zur Not im Speisesaal der Bewohner auf Station die Tische nutzen? Ich habe zwar bei mir auch Tische, aber wenn ich richtig was machen möchte, wie nen riesen Weihnachtskranz oder ähnliches, dann geh ich einfach in die Speiseecke (die ist offen, also kein seperater Raum), schiebe 4 - 5 Tische zusammen und schwupps hab ich Platz für 20 Bewohner, die ich ausenrum setzen kann :)

Zum Stadt/Land/Fluss Spiel:

Du machst es ja in der Runde, weil du keine Tische hast. Da hätte ich dann mehrere Vorschläge.
Entweder mit Luftballons, du gehst von Bewohner zu Bewohner im Kreis, spielst den Luftballon zu und sagst "Eine Stadt mit A", dann gehst du zum nächsten" Eine Stadt mit ??? Dann muss er schonmal konzentriert sein um den nächsten Buchstaben zu wissen und die Aufgabe beantworten. Bei schwächeren Bewohnern, die das ABC nicht können, fragste in die Runde ob jemand helfen kann oder gibst den Buchstaben selbst an.
Andere Möglichkeit, du laminierst dir das ABC. Ich hab mir jeden Buchstaben groß auf eine Karte laminiert und zeige diesen in die Runde, dann lass ich ein Land oder so sagen.

Ich hoffe ich konnte dir bisschen helfen,
liebe Grüße
Nadine

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20 Okt. 2008 20:46 #4809 von Kisu
Oh schön dass sich doch noch einige melden :)

Ich habe heute nochmal einiges mit meinem Anleiter besprochen und mir gehts jetzt besser weil ich meinem frsut luft gemacht hab ^^;

Nochmal zu den "Schimpfenden Bewohnern"... Ich glaube... die sind einfach so wie sie sind. Die gönnen sich nichtmal unter einander einen deut. Sogar wenn der tischnachbar ne größere Kartoffel auf dem teller hat als man selbst wird schon gemeckert. Naja kann man wohl nix machen.
Wir haben die Leute schon mehrmals (auch einzeln) darauf hingewiesen dass es so nicht geht die dementen zu beschimpfen. Ich denke du hast recht Johanna mit dem was du sagst. Wahrscheinlich haben sie selbst einfach angst mal so zu werden.
Als Reaktion auf die Ansprache (die freundlich war) kommt nur noch mehr unverständnis und evtl sogar eine beschwerde bei der heimleitung. Aber da das Problem allgemein im Heim bekannt ist geht man dann nicht drauf ein und behandelt alle Bewohner gleich. Die Gruppen zu trennen oder zu "sortieren" geht einfach aus zeitgründen nicht und es würden dann eine ganz kleine mini gruppe und eine große da sein. Außerdem seh ich auch irgendwo nicht ein den lästernden Bewohnern noch den Gefallen zu tun den sie wollen indem ich die dementen Bewohner aus der Gruppe entferne. Sie sollen akzeptieren dass die dementen auch ein Teil der Gruppe sind.


Zum thema medien und Tisch xD
Jaaa~~~ wir haben einen Tisch aber der steht in unserm ergo büro/bastelraum -.-
Das Heim steht unter Denkmalschutz und deshalb ist die Raumzahl gleich Null. Denn man darf nicht einfach dran anbauen wie man will... Gut aber mit der Tatsache habe ich mich so langsam abgefunden.
Früher wurden viele Sachen im Speisesaal gemacht nur leider ist da zu viel Durchgangsverkehr. Das hat abgelenkt und die Küche hat wohl wie ich mir hab sagen lassen auch irgendwann keinen Bock mehr gehabt weil sie sonst nicht rechtzeitig eindecken konnten. o.O
Kreatives Arbeiten und kognitives Training etc... machen wir also notgedrungen in unserm büro. Aber immer noch besser als vorm Fahrstuhl xD
Mein Anleiter spricht die Heimleitung/PDL/Inhaber des Heims alle regelmäßig mit seiner Kollegin auf einige Missstände an aber es wird sich einfach nicht ändern und er arbeitet da immerhin schon 15 Jahre! Es sei einfach kein Geld da - punkt....bla.
Diesen satz kann ich natürlich für alles verwenden. *seufz*
Naja jedenfalls muss ich wohl oder übel noch bis ende Dezember damit abfinden und sehe das ganze jetzt als Herausvorderung. Natürlich sind das keine optimalen vorraussetzungen für eine ordentliche ergotherapie aber immerhin konnte ich dann auch mal die schattenseiten kennen lernen und mache mir keine falschen hoffnungen. Und abbrechen kann ich ohnehin grad nicht in so kurzer zeit eine neue stelle zu finden...unmöglich.

Zu den Vorschlägen...vielen dank.
Haste Worte habe ich letzten Donnerstag versucht. Wir kamen von Höcksken auf Stöcksken so dass ich Schwierigkeiten hatte wieder zum Spiel zurück zu finden. mal sehen ob ich das mal in einer kleineren Gruppe mache. Zeitungsrunde ist bei uns jeden Montag und Kegeln ein mal im Monat. Aber die anderen Sachen werd ich mal versuchen.
Ich danke nochmal für euer interesse an dem thema und für die vorschläge.

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20 Okt. 2008 22:02 #4810 von kiwigelb
Hallo Kisu,
auch wenn Du nun schon einige Hilfe bekommen hast, wollte ich noch kurz zu dem "Stadt, Land,Fluß" was sagen. Ich habe das auch schon oft mit Bewohnern gespielt, aber in der klasssischen Variante: Also hat  jeder ein Blatt erhalten, auf dem die Kategorien stehen und dann wird "ganz normal" gespielt-einer zählt im Kopf das Alphabet, der nächste sagt Stop, dann schreiben alle auf, was Ihnen einfällt und es werden auch Punkte vergeben. Habe das aber ohne Zeitlimit gespielt, damit jeder die Chance hat in Ruhe nachzudenken. Ich kenne auch das Problem der meckernden Bewohner (fitte) und es ist schwer zu akzeptieren. Manchmal ist es bei denen aber auch wirklich Frust darüber, mit wem Sie gezwungenermaßen Ihren Lebensabend verbringen müssen. Ich würde Dir empfehelen, für die Fitten eine eigene "Praktikanten-Spielerunde" aufzumachen. Du kannst damit argumentieren, als Praktikant eine ganz eigene Gruppe leiten zu wollen, in der Du alles ausprobieren kannst, wie du es gelernt hast (z.B. Gruppengröße,- zusammensetzung,...). Spielen ist immer -meiner Ansicht nach-das beste Gedächtnistraining ! Bei meiner Gruppe kam das "Kniffeln" sehr gut an ! Hab es mit der Gruppe nach und nach erarbeitet- erst der obere Teil, dann der untere (alles entsprechend kopiert), dann alles zusammen-und alle fanden es wirklich anspruchsvoll!
Wünsche Dir trotz allem noch viel Spaß im Praktikum- und bis Dezember ist ja auch nicht mehr so lang ...
Gruß kiwi

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