Hallo Lusinchen!
Nur weil die Bingorunde bereits bestand, muss sie ja nicht zwingend fortgeführt werden, denn offensichtlich sind die Teilnehmer damit überfordert.
In der Einrichtung, in der ich tätig bin, ist Bingo bei den orientierten und maximal (!) leicht dementen Bewohnern sehr beliebt, für schwerer betroffene Bewohner gibt es geeignetere Gesellschaftsspiele, wie „Vertellekes“ oder „Sonnenuhr“.
Da ich aber finde, dass die Bingorunde nicht unbedingt in Therapeutenhände gehört, habe ich sie abgegeben. Jetzt leitet eine orientierte und geistig sehr rege Bewohnerin mit viel Enthusiasmus die Runde allein und das klappt prima und ich kann mich in der Zeit um Einzelaktivierungen kümmern.
Wenn du wirklich an der Bingorunde festhälst (weil kein alternatives Gruppenangebot zur Verfügung steht?) ist eine Ursachenanalyse nötig um herauszufinden, warum „keine Stimmung aufkommt“, z.B.:
- sind vielleicht zu viele Zahlen auf dem Bingoschein (je schwächer die Teilnehmer umso weniger zur Auswahl!!!), so dass die Teilnehmer die Übersicht verlieren?
- Sind die Zahlen zu klein und können nicht erkannt werden, ist eine Vergrößerung nötig?
- Liest du zu leise vor?
- Sind die Teilnehmer durch äußere Einflüsse abgelenkt?
- Stellt das Ankreuzen eine Überforderung an die Auge-Hand-Koordination dar? Wären Plättchen zum abdecken evtl. eine Alternative?
- und…und…und
Und Stammplätze in allen Ehren…bei solchen Aktivitäten muss man Prioritäten setzen! Du wirst staunen, wie schnell sich die Bewohner insbesondere bei Aktivitäten auch an einen neuen Sitzplatz gewöhnen (Schwerhörige neben dir).
Zudem würde ich dir empfehlen, auf das Rumgehen und Kontrollieren zu verzichten, denn das führt den Teilnehmern ihre Schwächen vor Augen und frustriert. „Dabei sein ist alles“ sollte die Devise sein und nicht „auf die Richtigkeit kommt es an!“
Für viele Teilnehmer kann es schon befriedigend sein, nur dabei zu sein, auch wenn nicht alle Zahlen „richtig“ angekreuzt werden.
Das Drehen der Trommel und der damit verbundene Lärm empfanden einige Teilnehmer als lästig, also werden seitdem die Kugeln aus einem Korb gezogen.
Um ein wenig mehr „Pep“ in die Runde zu bringen, habe ich immer das assoziative Denken angeregt, indem ich durch gezielte Fragestellungen die nächste Zahl erraten ließ:
- Ein Duo sind immer…?
- Wie viele Tiere sind bei den Bremer Stadtmusikanten?
- Wie viele Gebote gibt es?
- Um welche Uhrzeit läuft die Tagesschau?
- Wie alt war Dornröschen, als sie in den 100-jährigen Schlaf fiel?
Usw.
Wenn du magst, schick ich dir mal meine Fragenliste von 1-75, mit der nun die fitte Bewohnerin die Gruppe aufpeppt.
Für fitte bewohner ist es hilfreich, den Buchstaben mit vorzulesen, so muss nicht auf dem ganzen Schein nach der Zahl gesucht weren, also "B 8" und "O 69"
Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhren, kann man wiederum zwei Zahlen direkt hintereinander vorlesen oder sich auf die vorangegange Zahl berufen:
"Die letzte Zahl minus 5"
"Das doppelte von der letzten Zahl"
"Die letzte Zahl, nur umgedreht" (z.B. 27/72)
usw.
Gewinne gibt es natürlich auch, ab und zu darf es auch mal ein Magenbitter sein.
Einmal im Monat kann man den Monatssieger küren, der bekommt den Wanderpokal, bis im nächsten Monat vielleicht ein anderer den Wanderpokal bekommt.
Liebe Grüße,
Cassiopeia