Hallo Marie,
die Prüfkriterien des MDK, die Nadja bereits angesprochen hat, muss ich auch einhalten.
Aufgrunddessen habe ich meinen kompletten Wochenplan so umstrukturieren müssen, dass ich täglich (!) einmal alle immobilen Bewohner besuche (und wenn es nur 10 Minuten sind, wobei einige ja auch nach dieser kurzen Zeit auch schon an ihre Leistungsgrenze stossen) und einmal am Tag mit den Dementen arbeiten.
Es muss gewährleistet sein, dass ich meinen Wochenplan allein aufrecht erhalten kann, denn nicht immer habe ich Praktikanten oder Ehrenamtliche, die mich unterstützen können.
Es ist geplant, dass die Pflegekräfte die Einzeltherapien und Dementengruppen übernehmen, sollte ich mal im Urlaub oder krank sein -aber das sehe ich noch nicht.
Ich bin die einzige Ergotherapeutin in unserer Einrichtung und für 72 Bewohner zuständig (wenn die Einrichtung voll belegt ist) da kann man sich vorstellen, dass ich viele Angebote, die ich bisher den orientierten, mobilen Bewohnern machen konnte (z.B. den heißgeliebten Bingonachmittag und handwerkliches Gestalten) nur als "Bonbon" anbieten kann wenn ich wie jetzt 2 Praktikanten habe. Ansonsten - nicht mein Wortlaut! - "können sich die fitten Bewohner allein beschäftigen!"
Das ist echt frustrierend - für mich wie für die Bewohner, die jetzt etwas "abgeben" müssen und sich nun zurückgesetzt fühlen.
Um nun aber zu deiner Frage zurückzukommen:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Bewohner sich aus lauter Langeweile hinlegen oder weil es "anerzogen" ist. Klar kann es auch Ausnahmen geben.
Ich finde, man kann auch nicht pauschal sagen, was man eher in die Vormittagsstunden und welche Aktivität man lieber in die Nachmittagsstunden verlegen sollte, denn das Leistungsniveau ist bei jedem Bewohner unterschiedlich und diese Frage sollte daher individuell geklärt werden. Im Idealfall wechseln sich Ruhe- und Aktivitätensphasen ja ab (das sog. "Schaukelprinzip")
Was ich auch problemlos schon nachmittags gemacht habe:
- Musiktherapie: gemeinsames Musizieren und Singen, Hören und Raten von
bekannten Liedern, Herstellen einfacher Instrumente
- Spaziergänge bzw. -fahrten
- Gartenarbeiten (z.B. Blumentöpfe bepflanzen)
- Kommunikations- und Ratespiele wie "Vertellekes", "Sonnenuhr",
"Lebensreise"
- einfache Handarbeiten wie Pompons wickeln oder Nassfilzen (letzteres
finde ich ideal für Demente, weil sich damit so viele Ziele erreichen lassen!)
- Hören von Kurzgeschichten / Gedichten
- Hauswirtschaftsgruppe (Backen, Kochen, Handtücher zusammenlegen,
Tisch decken, Blumen gießen, abwaschen,...)
- 10-Minuten-Aktivierung
- Erinnerungsgruppen
- Basale Stimulation
- Biografiearbeit
Jetzt bei dem schönem Wetter haben Spaziergänge allerdings Priorität für mich, denn auf welche Weise kann man effektiver die Mobilität und Wahrnehmungsfähigkeit dementiell erkrankter Bewohner erhalten?
Liebe Grüße von
Cassio