Basale Stimulation

Hallo,
ich arbeite als Ergotherapeutin in einer geschlossenen Gerontopsychiatrie. Seit Oktober bin ich Praxisbegleiterin für Basale Stimulation.
Ich würde gerne mal wissen, ob ihr die Basale Stimulation in eure Arbeit mit den Demenzkranken integriert, wenn ja freue ich mich über jede Rückmeldung.

Mich interessiert einfach mal so, wie es in anderen Einrichtungen so umgesetzt wird und welche Möglichkeiten es vielleicht noch gibt.
Sicherlich denke ich, ist die Basale Stimulation noch nicht so öffentlich im Demenz Bereich ist, da sie ja aus dem Bereich der Arbeit mit behinderten Menschen kommt, jedoch nimmt es in Altenheimen und daher auch gerade bei der ARbeit mit demenziell Erkrankten einen großen Stellenwert ein.
Daher freue ich mich über jede Rückmeldung, einfach auch mal des Informationsaustausches willens.

LG
P.S: ich hoffe, es ist das richtige Unterforum, falls nicht, einfach verschieben und schonmal sorry

Hallo,

Basale Stimulation ist im Bereich der Gerontopsychiatrie absolut nix Neues und ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Arbeit.

Ich arbeite in einer Praxis und bin auf Hausbesuch in Heimen unterwegs, habe aber auch schon in Altenheimen gearbeitet - immer mit Schwerpunkt Demenz.

Besonders für die schwer-betroffenen und weit-vorangeschrittenen Patienten ist das DIE Behandlungsform!
Bei mobilen und leicht dementiell Betroffenen ist es schwieriger. Wenn die Kommunikation bereits eingeschränkt ist, vielleicht ein Bewegungsdrang vorhanden ist und eine grundsätzliche Skepsis gegenüber allen Menschen groß ist, muss man genau abschätzen, ob Körperkontakt / Basale Stimulation überhaupt erwünscht ist.
Dazu gehört immer eine ganz vertraunsvolle und empathische Stimmung / Beziehung.

Bei Bettlägerigen / Schwer-Betroffenen gehört das zwar genauso dazu, aber man ist oft viel eingeschränkter in den Möglichkeiten / Angeboten. Oft sind dies dann Menschen, die wenig Reize bekommen, wenig Besuch, sich vielleicht garnicht mehr ohne fremde Hilfe bewegen können. Das allein kann zu Wahnvorstellungen und massiven Ängsten führen, weil das Körpergefühl völlig abhanden kommt. Eine Förderung der Wahrnehmung (ich sage immer "Förderung der POSITIVEN Körperwahrnehmung), dein freundliches und ruhiges Auftreten kann in diesem negativen Kreislauf mal einen Moment eine Pause geben.

Man muss ja nicht gleich eine einstündige körperbetonte Basale Stimulation machen, aber für mich sind Elemente aus der Basalen Stimulation meist der Anfang für eine weiterführenden Therapie - z.B. leichte Mobilisation

He,
nein so im allgmeinen Neu in der Geriatrie meinte ich auch nicht so ganz. Dann ist das vielleicht falsch herübergekommen.
In der Pflege wird es schon viel angewandt, aber ich habe irgendwie immer wieder das Gefühl, das es in der Therapie noch nicht so ganz angekommen ist. Meist heisst es, dass ist doch hauptsächlich Aufgabe der Pflege.

Aber ich sehe das so ähnlich wie du. Es gibt eine Art abwechslung den Bewohnern bzw. Patienten. Und es stimmt, es muss nicht immer eine Stunde körperbetonte Basale Stimulation sein.

Aber danke für deine Antwort.
Grüße

Hallo,

einfach mal zusammengefasst die Punkte die mir spontan dazu einfallen:
- basale Stimulation - für Bettlägerige (welche bei uns je nach Allgemeinbefinden in regelmäßigen Abständen z. Bsp. eine Stunde Vormittags, wenn eine Gruppenstunde auf der Etage ist beispielsweise, im Pflegerollstuhl mobilisiert werden und anschließend wieder hingelegt werden) - Bettlägerige bekommen ihr Zimmer individuell gestaltet, von der Einrichtung wird ein Mobile/ oder ähnliches ins Zimmer gehangen - Einzelangebote finden individuell statt - nicht nur körperbetonte auch sinnesbetonte Stimulationen - nicht zu oft sondern Intervalle (um nicht zu überfordern, nicht zu viel auf einmal)

- auf unserem geschützten Bereich/ Demenzstation befinden sich an den Wänden in den Gängen: in regelmäßigen Abständen:
"Tastwände" (teilweise noch im Aufbau - Naturmaterialien zum anfassen)
"Aktionsplatten" zum anfassen und mitmachen
der Gruppenbereich/ Speise- und Aufenthaltsbereich ist hingegen nicht so "aktiv und interaktiv" gestaltet, da sich die Bewohner dort schon genug auf das Geschehen beispielsweise beim Frühstück konzentrieren müssen (um nicht zu überfordern)
- zudem ist gleich an den Demenzbereich ein sogenannter "Demenzgarten" angelegt, so können die Bewohner eine Runde um einen Teil des Hauses laufen und landen dann wieder automatisch auf dem Demenzbereich (mit angelegten Hochbeeten und Brunnenpumpe etc.) - für Bewohner mit hohem Bewegungsdrang und Hinlauftendenz

Das fällt mir spontan ein. Allerdings innerhalb der Therapien gibt es so viele Möglichkeiten und Dinge zur basalen Stimulation, dass ich nicht weiß, was genau du wissen möchtest. Wir verpacken viele Dinge so, dass sie zur gezielten Förderung und Anregung dienen. Da könnte ich noch eine Seite dazu schreiben
Also wenn du eine spezielle Frage hast, schreib das doch einfach nochmal her?

Hi, danke für deine genauen Antwort Raupe.
Ich wollte einfach nur mal so wissen, wie es in anderen Einrichtungen eingesetzt und umgesetzt wird. Und das hast du mir ja wirklich sehr gut und deutlich dargestellt, find ich gut, danke dir dafür.

Ich bin einfach im allgemeinen Neugierig. Daher sollte mein erster Beitrag ja auch nicht als spezielle Frage gemeint sein, sondern eher als ein Austausch von mir, falls verstehst was ich meine? Ich finde es halt auch immer mal interessant, wie andere so mit verschiedenen Dingen arbeiten.
Aber echt geil wie ihr das so komplett umsetzt, wirklich so als Gesamtkonzept. Das wäre auch bei mir mein Wunsch, ist aber leider nicht immer so ganz einfach. Meine meisten Kollegen sehen es leider meist als etwas an, was direkt nur am Patienten geamcht werden kann. Aber das eine Sinnesanregung, wie du es so schön genannt hast, einfach allumfassend auch Tastwände beinhalten kann, finde ich total klasse. Aber ich werde nicht aufgeben und meine Kollegen weiter darauf hinweisen.
Am geilsten finde ich den Demenzgarten. So ewtas ist leider bei uns in der Einrichtung nicht möglich.  Aber wäre echt ein Wunsch von mir. Leider ist aber kein Garten vorhanden, sondern leider nur eine Terasse. Liegt zum einen an der Lage, zum anderen angeblich schwierig, da wir eine geschlossene Gerontopsychiatrie sind. Aber wenn es um Blumenpflanzen geht zum beispiel, beziehe ich die Bewohner sofort mit ein. Gewürze pflanze ich auch hin und wieder immer an.

Es gibt einfach soviele Dinge, die man machen kann.

Hallo Elachen,

bei uns arbeiten sowohl Ergos als auch Alltagsbegleiter nach dem Konzept der Basalen Stimulation, fast alle haben dazu Fortbildungen besucht, oder sind zumindest hausintern geschult.
Es gibt Wasch -und Anziehtraining bzw. basale Waschungen und Wohlfühlbäder. Zimmer sind entsprechend gestaltet, z.B. mit Mobiles und Lichternetzen, die wiederum jahreszeitentsprechend dekoriert werden. Wir setzen Musik ein, führen Massagen durch oder regen im Rahmen von Beschäftigungsrunden mit verschiedenen Materalien die Sinne an (Teesorten, Kräuter...). Unser Dementenbereich ist so angelegt, dass die Bewohner ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen können; ein großer Garten gehört dazu, den wir seit letztem Jahr auch aktiv mit den Bewohnern gestalten (Blumen, Kräuter und Salat im Hochbeet usw.). Auf einem anderen Bereich leben Meerschweinchen, die aktiv im Rahmen der Beschäftigung eingebunden werden. Auch Tastwände gibt es bei uns (verschiedene Modelle).
Ich arbeite außerdem gern sowohl mit Handpuppen als auch mit Klangschalen.

LG!  Jana

Ist ein "Sinnes-Garten" wirklich noch Basale Stimulation?
Und auch Fühlwände an der Wand?

Das sind zwar alles super Sachen, keine Frage! Aber nicht alles was die Sinne anspricht, ist automatisch Basale Stimulation...

Und ich bin auch sehr vorsichtig, wenn Pflegekräfte in Altenpflegeheimen meinen Basale Stimulation wäre nur was für sie. Es gibt mit Sicherheit auch sehr gute Einrichtungen, aber ich denke es gibt viel viel mehr Heime, die eben keine regelmäßige Einzelbetreuung durch die Pflege gewährleisten - UND - viele viele Pflegekräfte haben keine empathische Einstellung, geschweige denn eine richtige Fortbildung.
Ich kann mir immer nur an den Kopf fassen, wenn von Basaler Stimulation gesprochen wird und die Menschen im Intimbereich dabei gewaschen werden?!

Basale Stimulation kommt ursprünglich aus der Krankenpflege auf Intensivstationen, ein Kommunikationsmittel aufgebaut auf respektvolles Annähern und einen langsamen Vertrauensaufbau zu dem Betroffenen - alles Punkte die ich in den meisten Altenheimen nicht finde... leider

In Bezug auf den "Sinnes - Garten" oder auch Tatswände kann ich nur sagen, dass es nicht darum geht tausende Materialien zu haben, um basale Stimulation durchfühen zu können (es waren nur Beispiele). Oftmals ist weniger eindeutig mehr. Allerdings gibt es viele Materialien, die in das Konzept eingebunden werden können. Das ist natürlich immer individuell an den Bewohner anzupassen.

LG!

Hi Hi,

also sicherlich denke ich schon, dass auch Tastwände und auch Sinnesgärten im Sinne was mit Basale Stimulation zu tun haben. Auch die Zimmergestaltung kann man schon dazu zählen. Wir hatten auch einen kleinen Teil in meiner Fortbildung, wie man z. B. Zimmer ( besonders auch die Wände ) angenehm gestalten kann oder wie man ansprechend einen Essenstisch eindecken kann. Sicher ist das immer etwas grenzwertig zu sehen, aber es ganz von der Basalen ausgrenzen würde ich auch nicht.

Sicherlich bin ich aber auch der Meinung, die meisten Pflegekräfte dürften teilweise gar nciht in der Pflege arbeiten. Da hat man dann echt  Mitleid mit den Bewohnern. Ich denke, darüber lässt sich gar nicht streiten. Und auch bei dem Thema Intimpflege gebe ich dir teilweise recht Parapluie. Aber ich denke, es ist einfach ein Teil der Pflege und wenn es richtig gemacht wird, benötigt der Bewohner kein so großes Schamgefühl. Aber sicherlich ist das wirklich ein Thema für sich. Ich kenne einige Pflegehilfskräfte, die tausendmal besser arbeiten als Pflegefachkräfte.
Aber ich kenne auch einige anderen Pflegekräfte, die auch interessiert sind. Die einfach offen sind. Und da bin ich dann immer dankbar, wenn ich die an die basale heranführen kann, denn wie gesagt wurde, es fängt schon bei einem respektvollen Umgang an.

Schönen REstabend noch
LG aus dem Pott

Was meinst du damit:
"Aber ich denke, es ist einfach ein Teil der Pflege und wenn es richtig gemacht wird, benötigt der Bewohner kein so großes Schamgefühl." - Basale Stimulation oder Intimpflege??
Das kann man einfach nicht kombinieren!
Ein schön dekorierter Raum, ist auch eine schöne Sache - geht aber in Richtung Snoezelen und ist einzeln für sich genommen (ohne was Anderes zu tun) keine Basale Stimulation.
Dabei geht es um die einfachsten, grundlegendsten Körperwahrnehmungen. Darauf soll sich der Patient ja dann auch konzentrieren und nicht auf die Lichtreize an der Decke...