Coverabbildung der PlaudertaschePlaudern, reden, kommunizieren, das tun Menschen Tag für Tag. Kommt es jedoch zu einer Demenz, treten die Defizite in den Vordergrund. Ergotherapeuten können den Abbauprozess verzögern. Welche Fördermöglichkeit empfehlen sie? Die Plaudertasche tritt an, all diese Anforderungen als ständiger Begleiter der Betreuungskräfte zu erfüllen.

Inhalt

Die Plaudertasche sieht aus wie ein nett gestalteter Aktenkoffer, der zum Öffnen einlädt. In der Tasche befinden sich 16 Bildtafeln in DIN-A3 mit je fünf themenbezogenen Bildern, die zum Assoziieren, Beschreiben, Rätseln und Plaudern auffordern. Zusätzliche Ideen, Übungen und Tipps enthält das beigefügte Anleitungsbuch.

Viele Spielvarianten sorgen für Abwechslung

Ältere Dame am Tisch nimmt sich die PlaudertascheErprobt wurde die Plaudertasche von einem interdisziplinären Betreuungsteam, bestehend aus einer Ergotherapeutin, einer Sozialpädagogin und einer zusätzlichen Betreuungskraft. Sie setzen es in der Einzel- und Gruppenaktivierung von Senioren mit leichten bis schweren kognitiven Störungen ein. Zu jeder Aktivierung wird die vollständige Plaudertasche mitgenommen, mit den Teilnehmern betrachtet und geöffnet. Je nachdem was der Therapeut geplant hat, bieten sich für den praktischen Einsatz unterschiedlichste Varianten an - von der Bildbetrachtung mit biografischem Gespräch über verschiedene Gedächtnistrainingsübungen bis hin zu zahlreichen Spielvarianten. Variante 1: Der Spielleiter entnimmt der Plaudertasche eine Bildtafel und betrachtet mit dem Klienten die darauf abgedruckten Bilder, um ein Gespräch zu führen. Variante 2: Zu den betrachteten Bildtafeln werden verschiedene, dem kognitiven Leistungsstand der Klienten angemessene Gedächtnisübungen ausgeführt. Diese Übungen beschreibt das Anleitungsbuch im Einzelnen. Variante 3: Spiel, Spaß, Spannung. Die Bildkarten liegen auf dem Boden und die Kategorie und die dazugehörige Übung über Zielwürfe der Spielteilnehmer ermittelt.

Das sind die Lieblingsübungen der Senioren

Ältere Dame öffnet die Verpackung der PlaudertascheInsgesamt fielen das Urteil der Praxistester einstimmig und die Erfahrungsberichte nahezu identisch aus. Bei allen Testpersonen weckte die Plaudertasche pure Neugierde. Dem Wunsch, in die Plaudertasche zu schauen, konnte keiner widerstehen. Nach kurzer Einsatzzeit kristallisierten sich die Lieblingsthemen der Senioren heraus. Im Praxistest waren die Bildtafeln "Alles was in eine Streichholzschachtel passt", "Musik", "Kleidung" und "Haushalt" mit den Übungen "Assoziationen: Dabei fällt mir ein...", "Assoziationen: Zwei Wörter - eine Redensart" und "Kategorien von A bis Z" sehr beliebt. Leider überfordern manche Abbildungen demenzkranke Menschen. Die Zeichnungen sind zumindest für kognitiv schwer eingeschränkte Senioren mitunter zu abstrakt. Sie wecken zwar zahlreiche Assoziationen, doch können die den gesuchten Begriff nicht mehr nennen. Führt die betreuende Kraft die Aktivierung in Anlehnung an ergotherapeutische Konzepte durch, gelingt die Aktivierung ohne zu überfordern. Der Einsatz passender Gegenstände ermöglicht den kognitiv schwer eingeschränkten Senioren die Teilnahme so mittels "Be-Greifen".

Spiel, Spaß und Bewegung

Die Plaudertasche ist sehr vielseitig einsetzbar. Natürlich soll sie das Gedächtnis trainieren, die Kommunikation fördern und biografieorientiert aktivieren. Aber sie fördert nebenbei auch die Beweglichkeit und das Geschick, besonders wenn die Plaudertasche als Spiel eingesetzt wird. Das Zielwerfen etwa von Körnerkissen auf einzelne Bildtafeln hat sich in der praktischen Arbeit bewährt. Den Schwierigkeitsgrad kann die aktivierende Person durch die individuell zusammenstellbaren Aufgaben und Regeln sehr gut steuern. Dank großer Bildmotive ist die Integration und Aktivierung seheingeschränkter Menschen gut möglich. Neben der inhaltlichen Vielseitigkeit lässt sich die Plaudertasche aufgrund ihrer transportgeeigneten Größe überall einsetzen.

Ist die Plaudertasche ein Kinderspiel?

Ältere Dane blättert durch die großformatigen Karten der PlaudertascheNein, denn die Autorinnen haben mit Liebe zum Detail eine erwachsenengerechte Aktivierungstasche erstellt. In anderen Seniorenspielen wirken die Bilder manchmal kindisch und verspielt. Dies wurde bei der Plaudertasche vermieden. Alle Bilder sind detailgetreu erstellt und könnten in einem anderen Kontext auch als Raumgestaltung dienen. Die ausgewählten Übungen sind auf fitte bis kognitiv eingeschränkte Senioren abgestimmt. Zur klassischen Einzel- und Gruppenaktivierung mögen die Teilnehmer den generationsübergreifenden Einsatz. Das Spiel lädt zum gemeinsam Rätseln und im Rahmen einer Plauderei zum Vergleich "früher - heute" ein.

Fazit

Eine sehr ansprechend gestaltete, flexibel einsetzbare und rundum gelungene Aktivierungsmöglichkeit für Senioren ist die Plaudertasche. Allein der Anblick beim Öffnen inspiriert zu zahlreichen Ideen für den täglichen Einsatz. Sie bietet allen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen die Möglichkeit, spontan ein Gespräch anzuregen. Das beigefügte Ringbuch wird schnell zum Nachschlagewerk und Ideengeber für die abwechselungsreiche Aktivierung.

Friese, Andrea; Hallbach, Anne (2010): Plaudertasche. Aktivierung für Menschen mit und ohne kognitive Störungen. Hannover: Vincentz Network. 79,00 Euro. ISBN: 9783866301078.