Bei einer Demenz beeinträchtigen Sprach- und Wortfindungsstörungen die verbale Kommunikation massiv. Häufig scheinen die Patienten wie versunken in ihrer eigenen Welt. Für Ergotherapeuten ist es dann nicht einfach, einen Zugang zu ihrem Bewusstsein zu finden. Speziell für Demenzkranke entwickelte Babypuppen und Handpuppen aber erreichen die Patienten direkt auf der Gefühlsebene, entlocken ihnen starke Reaktionen und schaffen so eine Kommunikationsbasis.
Durch Tierhandpuppen kommunizieren
Tierhandpuppen offenbaren in der Praxis einen hohen Aufforderungscharakter. Allerdings muss der Ergotherapeut in der Lage sein, sich auf dieses Medium einzulassen und der Puppe "Leben" einzuhauchen. Erst dadurch kommt es zu therapeutischen Effekten. Er sollte außerdem auf die Verarbeitung und die Authentizität der Handpuppen achten: Kleine Handpüppchen aus dem Spielzeugladen können dem Betroffenen den Eindruck eines Kasperletheaters vermitteln, sodass er sich nicht ernst genommen fühlt. Eine lebensecht wirkende Hundewelpen-Handpuppe dagegen sieht der Demenzkranke oft als ein reales Tier an und akzeptiert es. Neben dunklen Augen wirkt etwa glänzendes, weiches Fell nicht nur besonders realitätsnah, sondern es stimuliert auch den taktil-haptischen Sinn und lädt zum Fühlen, Streicheln, Drücken und Liebkosen ein. Diese Stimulation löst Wohlbefinden und Geborgenheit aus.
In unserem Praxis-Test mit einer Labradorwelpen-Handpuppe zeigten viele Demenzpatienten starke Emotionen wie Freude, Überraschung, Neugierde, Begeisterung und das Bedürfnis, Nähe zu der Puppe aufzubauen. Unsicherheit kam nur dann auf, wenn der Hund wild spielte. Niemals aber verspürten die Teilnehmer Abneigung oder Angst. Der Erfolg der Aktivierung durch die Tier-Handpuppe hängt von den intuitiven und empathischen Fähigkeiten des Therapeuten ab. Sie ermöglichen im Zusammenspiel mit den emotionalen Reaktionen des Patienten nicht nur nonverbale Kommunikation; ebenso kann die Handpuppe als Auslöser etwa eines biografischen Gesprächs funktionieren.
Einnahme der Mutterrolle durch eine Babypuppe
Auch Babypuppen ziehen die Aufmerksamkeit der Demenzkranken auf sich, die durchweg positiv reagierten: Gerade weibliche Betroffene fühlten sich in ihre Mutterrolle zurückversetzt und widmeten dem "Kind" Aufmerksamkeit, Zuneigung und Vertrauen. Das Durchleben einer solchen Rolle verleiht dem Menschen Identität und Sicherheit. Gibt der Ergotherapeut seiner Puppe einen bestimmten Charakter, ist sie umso stärker für den Patienten präsent und lässt ihn im Rahmen seiner Möglichkeiten auf die Puppe reagieren und mit ihr kommunizieren.
Fazit: Puppen fördern die Kommunikation, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung
Authentische Handpuppen lösen bei demenziell erkrankten Personen in allen drei Stadien positive Reaktionen auf der Gefühlsebene aus. Sie fördern die kommunikativen Fähigkeiten enorm. So beobachteten wir im praktischen Test, dass nahezu sprachlose Patienten einzelne Worte sagten. Selbst Demenzkranke mit Wortfindungs- und Satzstellungsproblemen formulierten wieder flüssige und situativ adäquate Sätze. Auch fördert die taktil-haptische Stimulation affektive und sensorische Prozesse und erhöht den Wachheits- und Aufmerksamkeitsgrad der Betroffenen. Die Puppen ermutigen sie, Handlungen im Rahmen der verbliebenen Fähigkeiten durchzuführen, gerade auch innerhalb von Gruppen.
Bezugsquelle: Handpuppen