Jeder kennt das Spiel "Mensch ärgere dich nicht". Eigentlich können alle mitspielen, jedoch sind demenzkranke Menschen schnell überfordert. Als Alternativen hat Marcel Feichtinger die Spiele "Alle würfeln mit" und "Wer ist schneller?" entwickelt. Wie kommen sie bei den demenzkranken Senioren an?
Erinnerungen an Spieleabende
Das Spiel "Alle würfeln mit" erinnert an den Spieleklassiker "Mensch ärgere dich nicht". Es kann mit bis zu vier Personen gespielt werden. Der Weg der Figuren ist kreisförmig angeordnet und hat vier Start-/Zielpositionen. Für das Spiel braucht jeder Mitspieler nur eine Spielfigur, mit der er von seinem Startfeld aus einmal in der Runde läuft bis er wieder genau auf seinem Startpunkt endet. Jede Spielrunde dauert etwa 7 bis 10 Minuten. Durch die mitgelieferten Spielvarianten ist das Spiel im Schwierigkeitsgrad variabel. So regen die auf der Website erhältlichen Würfelvorlagen die Kommunikation an. Wird zum Beispiel das Herz gewürfelt, soll der Spieler etwas Nettes sagen, bevor er die Spielfigur setzen darf. Aber auch Aktionen wie Schimpfen, Witzemachen, "Foppen" und selbst ausgedachte Aufgaben bringen Abwechslung ins Spiel. Sobald man sagt, das spielt man wie "Mensch ärgere dich nicht", wissen fast alle, wie das Spiel funktioniert.
Mehr als nur ein Spiel
Sobald der Ergotherapeut das Spielbrett umdreht, entdecken die Mitspieler das Spiel "Wer ist schneller?" Zu sehen sind zwei Spielreihen, die parallel zueinander verlaufen und an dessen Anfang und Ende sich ein gelbes oder rotes großes Start-/Zielfeld befindet. Gespielt wird "Wer ist schneller?" mit zwei Personen. Aber auch ein kleines Turnier mit mehreren Personen ist möglich. Das Besondere an diesem sehr einfachen Spiel ist die benötigte Zeit. Je nach Fähigkeiten der Mitspieler dauert eine Runde 2 bis 5 Minuten. Auch hier kann man einen Großteil der Spielvarianten einsetzten.
Für Demenzkranke geeignet?
So viele Spielmöglichkeiten mit nur einem Spielbrett, einem Würfel, vier Spielfiguren und einer Würfelvorlage zum Ausdrucken. Sind die Herstellerangaben richtig? Ist das Spiel tatsächlich für demenzkranke Menschen geeignet oder nur für kognitiv fitte Menschen? Wer kann die Spiele einsetzten? Kann der Ergotherapeut mit dem Spiel auch seine Therapieziele erreichen? Welche Grenzen hat das Spiel? Nach alle diesen Kriterien wurde der Spieltest im zwei verschiedenen Alten- und Pflegeheimen von einer Ergotherapeutin eingesetzt.
"Alle würfeln mit" – Testergebnisse
Hier treffen alle Herstellerangaben zu. So sind die angegebenen Schwierigkeitsgrade passend. Das Spiel kann jederzeit schnell an die motorischen und kognitiven Defizite und Ressourcen angepasst werden. Besonders positiv ist den Mitspielern aufgefallen, dass jede Spielrunde recht schnell vorbeigeht und nicht so lang dauert wie beim Klassiker "Mensch ärgere dich nicht". Menschen mit leichten bis mittelschweren motorischen Defiziten fanden die "tiefergesetzten" Spielfelder sehr gut. Ihnen fiel positiv auf, dass die Spielfiguren nicht dauernd verrutschen, sodass ein leichter Tremor oder feinmotorische Defizite kein Ausschlusskriterium sind. Um aktiv mitspielen zu können, braucht es lediglich einen Gruppenleiter sowie die Fähigkeiten zu würfeln und die Spielfiguren weiterzusetzen. Besonders durch die beigefügten Spielvarianten und Möglichkeiten dieener Adaptionen können mit dem Spiel sehr gut ergotherapeutische Ziele erreicht werden, obwohl für den Demenzkranken der Spiel- und Spaßfaktor im Vordergrund steht.
"Wer ist schneller?" - Testergebnisse
Besonders Demenzkranke können hier ihre Ressourcen gut nutzen und haben ein schnelles Erfolgserlebnis. Die Zeitspanne von 2 bis 5 Minuten pro Spielrunde wird nur selten überschritten. Es bleibt somit immer Zeit für eine Revanche, da einem das eigentliche Spiel so wahnsinnig kurz vorkommt. Wenn kognitive Defizite wie bei einer Demenz die Fähigkeiten in den Bereichen Raum-Lage, Merkfähigkeit, Konzentration und Ausdauer einschränken, ist das Spiel "wer ist schneller?" eine gelungene Möglichkeit, die noch vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Ergotherapeuten können das Spiel gut in die Therapie integrieren und es auch Angehörigen, Ehrenamtlichen und anderen Berufsgruppen als Aktivierungsmöglichkeit empfehlen.
Idee klauen, selber bauen?
Nein, denn der Preis von 39,90 Euro (zuzüglich Versand) ist vollkommen gerechtfertigt. Material und Verarbeitung des Spielbretts wirken hochwertig. Alle Spielelemente sind aus Holz. Das Spielbrett wie auch die Spielfiguren lassen sich gut abwischen und bei Bedarf desinfizieren. Lediglich der Würfel ist optimierungsfähig, da die zu benutzenden Zahlen vom Empfänger aufgemalt bzw. für die Spielvarianten aufgeklebt werden müssen und der Holzwürfel somit sehr schmutzanfällig ist. Wünschenswert ist ein Standardwürfel mit den Zahlen 1 bis 3, der ab Werk mit Klarlack überzogen ist und zusätzlich ein Blankowürfel zum Selbergestalten.
"Alle würfeln mit" kostet EUR 39,90 (plus Versandkosten) und ist bei diversen Händlern erhältlich.