Eine Seniorengruppe spielt TuchgolfAnders als beim Prestigesport Golf, mit dem Tuchgolf wohl nur das Einlochen gemeinsam hat, weckt dieses einfache Geschicklichkeitsspiel den Teamgeist. Die tägliche Berufspraxis mit alten und kognitiv eingeschränkten Menschen inspirierte die Entwickler zu diesem Aktivierungsspiel. Eignet es sich auch in der Gruppenarbeit mit schwer demenzkranken Menschen?

Bunte Tücher und Bälle

Im Tuchgolf-Set enthalten sind zwei Baumwolltücher mit den Maßen 1,5 mal 2 Meter und zwei verschieden große grüne Bälle. Im blauen Tuch befinden sich zwei verschieden große "Puttlöcher", die zum besseren Erkennen gelb abgenäht sind. In das gelbe Tuch sind sieben blau umrandete "Puttlöcher" eingelassen. Bei beiden Tüchern gibt es jeweils nur ein Loch, durch das der größere Ball fallen kann. Setzen die Golftücher einmal Schmutz an, kommen sie in die 30-Grad-Wäsche.

Der Praxistest fand in einem Altenheim mit zwei unterschiedlichen Gruppen statt. In Gruppe 1 befanden sich fitte Senioren und Personen mit leichter bis mittelschwerer Demenz. Gruppe 2 bestand durchweg aus Heimbewohnern mit einer schweren Demenz.

Gruppe 1: Heiteres Geschicklichkeitsspiel für die Fitteren

Etwas unpraktisch war für einige Senioren mit rheumatoiden Händen, dass die Tücher keine Haltegriffe bieten und sie so gezwungen sind, den Stoff sehr stark zu greifen. Zum Einsatz kam das gelbe Tuch mit den sieben Puttlöchern. Das eigentliche Ziel des Spiels, die Bälle in den Puttlöchern zu versenken, fiel dieser Testgruppe zu leicht und brachte nur für kurze Zeit Freude. Jedoch entwickelten die Spieler gemeinsam neue Spielideen. Sie veränderten kurzerhand das Ziel: Die Bälle durften nicht durch die Löcher fallen, was zu viel Bewegung und Spaß führte. Auch versuchten alle, den größeren Ball von einem Loch zum anderen hüpfen zu lassen und den Ball in ein bestimmtes Loch zu dirigieren. Das erforderte viel Geschicklichkeit und Interaktion. Das blaue Tuch befanden die Spieler nach kurzem Test für zu simpel.

Das Resümee der Bewohner: Eine spannende Sache, die den Menschen in Bewegung bringt und ordentlich die Armmuskulatur anspricht. Auch stieß auf Interesse, dass die Gruppe kooperieren musste, um den Ball in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Sie würden das Spiel jederzeit wiederholen. Viele bemerkten dennoch, dass der grüne Ball auf dem blauen Tuch schwer zu erkennen ist.

frau beim tuchgolfGruppe 2: Selbst Schwerkranke kommen in Schwung

Zur zweiten Gruppe gehörten Demenzerkrankte, die teils nicht mehr verbal kommunizierten, starke motorische Unruhe aufwiesen, massiv antriebsarm waren und Handlungen oft nur mit Unterstützung umsetzen konnten. Entsprechend schwierig ließen sich die Bewohner dazu bewegen, das blaue Tuch festzuhalten und stramm zu spannen. Nach einer kurzen verbalen und gestischen Erklärung ging das Spiel dennoch los. Auch hier wurde schnell klar, dass die Bewohner Probleme hatten, den grünen Ball auf dem blauen Untergrund zu erkennen. Als Ersatz diente ein gelber Tennisball etwa gleicher Größe. Nach kurzer Zeit kamen die Bewohner in Schwung und jubelten bei jedem Treffer mit. Trotz der schweren kognitiven Defizite erkannte jede Testperson das Ziel des Spiels.

Selbst für eine Gruppe mit stark demenziell beeinträchtigten Personen ist Tuchgolf ein schöner und sinnvoller Zeitvertreib. Antriebsarme Bewohner fanden Spaß an Bewegung und die motorische Unruhe anderer Teilnehmer konnte zielgerichtet in positive Bahnen gelenkt werden. Aus Menschen, die ansonsten in ihrer eigenen Welt leben, wurde für die Zeit des Spiels eine Gruppe, die zusammen ihre Aufgabe mit Freude meisterte.

Fazit

Tuchgolf ist ein praxisgerechtes Spiel, das Motorik, Hand-Auge-Koordination und das soziale Miteinander fördert. Das Spiel bringt Spaß und Spannung, ist schnell einsatzbereit und für jeden Mitarbeiter in der Altenpflege leicht durchzuführen. Einzig Haltegriffe an der Decke und ein zusätzlicher heller Ball fehlen. Leider ist der Anschaffungspreis mit gut 94 Euro recht hoch.

Erhältlich bei seni-on per Katalog oder im Online-Shop.