Basale Stimulation wurde von Professor Andreas Fröhlich zum Unterrichten von Kindern und Jugendlichen mit schwerer Behinderung entwickelt. Das von Christel Bienstein weiterentwickelte Konzept findet in vielen Bereichen von Pflege und Therapie erfolgreich Anwendung. Unsere Gastautorin Jana Niehof hat das Buch Basale Stimulation: Palliativ Care für Einsteiger rezensiert.
Prägnant und innovativ
Im vorliegenden Buch gibt Autorin Heike Walper einen kurzen methodischen Überblick über Basale Stimulation und die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche. Die zentralen Ziele der Basalen Stimualtion aufgreifend, beschreibt sie in zwei Kapiteln, welche Symptome in der letzten Lebensphase auftreten können und gibt gleichzeitig einen Überblick über hilfreiche Angebote für den kranken oder sterbenden Menschen. Das Fachbuch im handlichen Format von 20 x 16 Zentimetern bringt in komprimierter Form das umfangreiche Konzept der Basalen Stimulation für schwerstkranke und sterbende Menschen auf den Punkt und beschreibt dabei trotzdem neue und individuelle Maßnahmen zur Symptomlinderung.
"Ein sterbender Mensch ist ein lebender Mensch in seiner letzten Lebensphase"
Für Autorin Walper ist "ein sterbender Mensch […] ein lebender Mensch in seiner letzten Lebensphase", der unter Einbeziehung seiner - wie sie es nennt - "Zugehörigen" individuell und in Anlehnung an die Biografie sowie unter Berücksichtigung seiner Vorlieben und Abneigungen umfassend versorgt werden sollte. Heike Walper stellt Bezüge zwischen Basaler Stimulation und Palliative Care her, sodass beides im Buch zu einer Einheit verschmilzt, aus der sie zielgruppenspezifische Angebote aufgezeigt, erläutert und in Bildern darstellt. Die Autorin zeigt allerdings nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Grenzen der Basalen Stimulation in der Begleitung Sterbender auf. So stellt sie die vibratorische Anregung für Sterbende infrage, zeigt aber gleichzeitig Möglichkeiten auf, wie und womit eine Stimulation der vibratorischen Wahrnehmung erfolgen kann und wofür dies hilfreich ist. Für alle Wahrnehmungsbereiche nennt Heike Walper sowohl bekannte Angebote der Basalen Stimulation wie zum Beispiel Fußbäder als auch spezielle Angebote für die Begleitung in der letzten Lebensphase (zum Beispiel Erfühlen von körperfremden Materialien wie Verbände oder Infusionszugänge).
"Jeder Betroffene hat sein Leben, seine Würde - und seinen individuellen Tod. Und jeder ist dabei der Erste"
In Kapitel 5 "Leben erleben - Die letzte Lebensphase" stehen die Symptome in der letzten Lebensphase im Mittelpunkt (Schmerzen, respiratorische Symptome, Angst - Unruhe - Agitation - Verwirrtheit - Delir, Schwäche und Fatique). Für den Leser in Beschreibung und Bild gut nachvollziehbar erläutert die Autorin symptombezogen verschiedene Angebote wie die atemstimulierende Einreibung oder die Nestlagerung. Kurze Fallbeispiele oder Zitate heben sich farblich vom Text ab und ergänzen ihn. Im letzten Kapitel des Buches fasst Heike Walper noch einmal die Inhalte des Buches zusammen und zeigt in Stichwortform die Angebote der Basalen Stimulation für sterbende Menschen für die unterschiedlichen Wahrnehmungsbereiche auf.
Theoretische Anleitungen sofort in der täglichen Praxis umsetzen
Das insgesamt sehr ansprechende Buch überzeugt durch nachvollziehbare und auch für Laien gut lesbare Texte, stimmungsvolle, zu den Kapitelthemen passende Bilder, übersichtliche Tabellen und Schaubilder sowie ergänzende Zitate, Erklärungen und Maßnahmenbeschreibungen, die sich vom Haupttext in Farbe und Schriftart absetzen, ohne zu sehr abzulenken und den fortlaufenden Text zu stören. Das broschierte, erst vor kurzem erschienene Buch kann ich für Interessierte und in diesem Bereich tätige Kollegen durchaus empfehlen und hat bei mir dafür gesorgt, dass ich mit Spannung erwarte, welches Thema der Verlag in der Reihe "Palliative Care für Einsteiger" in Band 2 veröffentlicht.
Walper, Heike (2014): Basale Stimulation: Palliativ Care für Einsteiger. der hospiz verlag. 100 Seiten. 24,99 Euro. ISBN: 978-3-941251-64-9.
Zur Gastrezensentin
Jana Niehof ist 27 Jahre alt und seit 2009 Diplom-Ergotherapeutin. Ihre Ausbildung hat sie an der Europa Fachhochschule Fresenius Idstein absolviert und anschließend in Zwickau studiert. Aktuell arbeitet sie in einem Seniorenheim mit 201 Bewohnern sowohl auf einem gerontopsychiatrischen Bereich mit schwer dementiell veränderten Bewohnern als auch auf einem offenen Bereich mit vielen rüstigen Senioren.