…lautet der Titel des Buchs von Sophie Rosentreter, die mit Unterstützung der Journalistin Marion Seigel einen weitreichenden Einblick in das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen gibt.
Menschen mit Demenz in die Mitte der Gesellschaft rücken
Das Buch richtet sich an Betroffene, Angehörige, Pflegepersonal und Betreuungskräfte. Bei der fachlichen Überprüfung der einzelnen Kapitel standen Sophie Rosentreter mehr als ein halbes Dutzend Fachlaute zur Seite. Die Überarbeitung durch die Journalistin Marion Seigel gab dem Text noch den letzten Feinschliff. 250 Seiten umfasst das in 10 Kapiteln unterteilte Werk. Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Prof. Dr. Dr. Reimer Groenemeyer, Vorsitzender der Aktion Demenz e.V., worin er mit wenigen Worten beschreibt, welches Ziel die beiden Autorinnen mit ihrem Erstlingswerk erreichen möchten: Menschen mit Demenz in die Mitte der Gesellschaft rücken. Auch wenn in den letzten Monaten Demenz immer wieder Thema in den Medien war, allein schon wegen des öffentlichen Outens prominenter Betroffene wie beispielweise Fußballlegende Rudi Assauer, fehlt es an ausreichender Aufklärung über Entstehung, Diagnose, Verlauf und weiterführende Maßnahmen der Erkrankung.
Das verstehen auch Medizin-Laien!
"Ist das normal?", Lautet das erste Kapitel und beschreibt die persönliche Erstbegegnung der Autorin mit der Demenzerkrankung ihrer Oma Ilse. Gleich hier finden sich viele Angehörige von Demenzkranken wieder und sind beruhigt, dass sie nicht allein mit dem Problem zurechtkommen müssen. Nahtlos geht Sophie Rosentreter zur Entdeckung der Krankheit über bis hin zum heutigen medizinischen Stand der Dinge. Leser müssen sich nicht durch massenhafte Fachlektüre kämpfen, weil die Autorinnen es verstehen, das gesammelte Material gebündelt und leicht verständlich in eigenen Worten wiederzugeben. Natürlich sind Statistiken und Forschungsergebnisse, die über eine weite Zeitspanne angelegt wurden, gerade für Laien keine leichte Kost. Darum wurde der Fokus geschickt auf das Wesentliche gelenkt. Interessierte bekommen in den weiteren Kapiteln ausführliche Informationen über den Stand der Pflegestufen, die verschiedenen Formen der Pflege und die Betreuung.
Fixierung, Medikation und künstliche Ernährung
Besonders interessant: Der " Besuch" im Bethesda-Seniorenzentrum in Gronau - eine Einrichtung für Demenzkranke ohne jede Fixierung. Hier führen der Einrichtungsleiter und die Pflegedienstleitung die Leser durchs Haus und klären über die verschiedenen Handlungsprinzipien im Umgang mit Sturzgefährdeten Bewohnern auf. Auch eiin wichtiges Thema im Buch ist Medikation. Kapitel 6 heißt "Zugedröhnt dahindämmern". Gerade Angehörige kennen das Problem, wenn Menschen mit Demenz laut, unruhig und sogar aggressiv auf gewisse Situationen reagieren. Hier bringen die Autoren dem Leser durch verschiedene Fallbeispiele den Umgang mit der richtigen Medikation näher. Künstliche Ernährung ist ein weiteres wichtiges Thema, wo es besonders um die Würde des Menschen geht. Wie weit darf medizinische Hilfe gehen? Ab wann dreht es sich nur noch ums Geldverdienen? Kapitel 10 beschäftigt sich mit sozialen Strukturen, die für Betroffene und Angehörige wichtige Hilfen sein können.
Fazit
Für alle, die das Thema Demenz beschäftigt ist "Komm her, wo soll ich hin?" eine lesenswerte Reise in die Thematik über eine der mysteriösesten Krankheiten unserer Zeit. Abgerundet durch Verweise auf viele nützliche Internet- und Lokaladressen kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Rosentreter, Sophie (2010): Komm her, wo soll ich hin? Warum alte und demenzkranke Menschen in die Mitte unserer Gesellschaft gehören. Frankfurt am Main: Westend Verlag GmbH. 250 Seiten. 19,99 Euro. ISBN 3-86489-004-7.
Zum Gastrezensenten
Ulle Bowski sucht ständig nach neuen Gelegenheiten - so ist er nicht nur Gelegenheitsreporter, sondern auch Gelegenheitsreisender, Gelegenheitsmusiker, Gelegenheitskoch, Gelegenheitskünstler und Gelegenheitsautor. Ulle Bowski heißt aber auch nur gelegentlich Ulle Bowski - sein richtiger Name ist Uwe Iserlohe. Er stammt aus Recklinghausen und arbeitet seit April 2012 als Betreuer für Menschen mit Demenz nach §87b in der Elbschlossresidenz Klein Flottbeck in Hamburg. Bisher geleistete Fortbildung: Integrative Validation nach Richard.