Buchcover Demenz. Diagnose und Therapie von Förstl und KleinschmidtSelbst professionell Tätige verlieren manchmal den Überblick über die verschiedenen neurodegenerativen und vaskulären Demenzen. Hans Förstl und Carola Kleinschmidt geben in ihrem Buch Demenz. Diagnose und Therapie einen hilfreichen Überblick über die aktuelle Diagnostik und Behandlung der verschiedenen Demenzerkrankungen.

Den Überblick behalten

Alzheimer, Demenz mit Lewy-Körperchen, Frontotemporale Demenz und vaskuläre Demenzen- die Autoren erläutern die Merkmale und Unterschiede der wichtigsten Demenzerkrankungen in kompakter Form. Zu jedem Krankheitsbild führen sie die medizinischen Möglichkeiten bei der Diagnostik und der therapeutischen Intervention auf. Der Leser erfährt, dass bei älteren Menschen mit einer Demenz in der Regel auch Alzheimer-Veränderungen vorliegen. Die für die Alzheimer-Erkrankung typischen Plaques und Neurofibrillen sind in nahezu jedem älteren Gehirn zu finden. Die Frage ist nur, wie viele davon und welche anderen Hirnveränderungen bei dem Patienten sonst noch eine Rolle spielen. Ebenso treten mit zunehmendem Alter häufig Durchblutungsstörungen im Gehirn auf, so dass die Autoren davon ausgehen, dass sich neurodegenerative und vaskuläre Demenzen in vielen Fällen überlagern. Eine sorgfältige Diagnostik ist demnach unabdingbar und entscheidet über den weiteren Therapieverlauf. Neben den körperlichen Untersuchungen können die psychometrischen Tests Aufschluss über die kognitiven Defizite geben. Erwähnt werden hier der Uhren-Test, der DemTect und der Mini-Mental-State-Test. Die Tests bilden einen wesentlichen Baustein in der Gesamteinschätzung des Patienten, dürfen aber niemals allein zur Diagnosestellung herangezogen werden.

Medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien

Bei der medikamentösen Behandlung der kognitiven Störungen bei Alzheimer sind vor allem Memantin und die Cholinesterase-Hemmer symptomatisch wirksam. Diese Substanzen wirken direkt auf die Botenstoffe im Gehirn und können die kognitiven Funktionen für einige Zeit stabilisieren. Das Buch gibt auch Informationen über neue pharmakologische Ansätze, die weitere Verbesserungen der synaptischen Signalübertragung und bei der Neurofibrillenpathologie bewirken sollen. Die Autoren äußern sich kritisch gegenüber nicht-medikamentösen Therapien. Eine jüngere, umfangreiche Studie konnte keine wesentlichen Verbesserungen von geistiger Leistungsfähigkeit oder subjektivem Wohlbefinden nachweisen. Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass durch kognitives Training die Leistungskraft des Gehirns bei demenziell erkrankten Menschen positiv beeinflusst werden kann. Die Wirksamkeit solcher kognitiven Trainingsversuche ist jedoch nicht belegt. In der Regel werden nur die aktuell im Training gelernten Inhalte besser wiedergegeben. Auch Ansätze wie Ergotherapie oder Validation brachten keine überzeugenden Effekte. Förstl und Kleinschmidt weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass das rechte Maß und die rechte Art der Zuwendung zu deutlich positiveren Effekten führen können als allein die Gabe einer Tablette.

Fazit

Das Buch richtet sich an alle medizinisch Tätigen und Interessierten und gibt einen gut strukturierten Überblick über die wesentlichen Fakten zum Thema Demenz. Das kleine Büchlein passt in jede Tasche des Berufsalltags und bietet so die Gelegenheit zum schnellen Nachschlagen. Neben vielen medizinisch geprägten Informationen plädieren die Autoren für mehr Aufklärung und psychosoziale Unterstützung bei den Betroffenen und ihren Angehörigen. Ein Erfahrungsbericht einer betroffenen Angehörigen veranschaulicht die Schwierigkeiten und die Hilfestellungen, die sie bei der Pflege und Betreuung ihres demenzerkrankten Mannes erfahren hat. So erhält der Leser theoretische wie praxisnahe Informationen und am Ende noch einen Ausblick auf zukünftige Therapieoptionen.

Förstl, Hans; Kleinschmidt, Carola (2011): Demenz. Diagnose und Therapie. Stuttgart: Schattauer. 162 Seiten. 19.95 Euro (D). ISBN: 978-3-7945-2708-3

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