Der Aufbau einer guten Kommunikation ist ein Hauptbestandteil der therapeutischen Arbeit mit Patienten, die an Demenz erkrankt sind. Über verbale, auditive oder taktile Kommunikationsmöglichkeiten gibt es bereits zahlreiche Literatur. Das Buch "Visuelle Kommunikation für Menschen mit Demenz" von Petra Breuer ist allerdings bisher das einzige einschlägige Werk, das sich mit dieser Kommunikationsform auseinandersetzt. Die Autorin ist Krankenschwester und die erste Designerin in Deutschland, die passende Wohnräume für diese Klienten erforscht und entwirft.
Testfolien simulieren Augenerkrankungen
Durch die vielen farbenfrohen Abbildungen, das große, fast quadratische Format und den strukturierten Aufbau regt das Buch sofort zum Lesen an. Drei Testfolien in grau, gelb und milchig-trüb sollen den Gelbschleier eines alten Auges sowie den Grauen Star und unscharfes sehen vortäuschen.
Strukturierter Inhalt
Das Werk gliedert sich in die fünf Hauptkapitel "Farbe", "Bilder", "Grafik", "Schrift" und "Licht", von denen jedes wiederum die folgenden Unterkapitel beinhaltet: Barrieren, Wissen, Theorie, Lösungsansätze und Spezial.
Im Kapitel "Barrieren" beschreibt die Autorin Probleme, die im Alltag bei hochbetagten Patienten sowie solchen mit Demenz auftreten können. So schildert sie sehr ausführlich die unterschiedlichen Demenzstadien und Augenerkrankungen im Alter. Das Unterkapitel "Wissen" veranschaulicht dem Leser Grundlagen für die Erarbeitung von Lösungsansätzen in der visuellen Gestaltung für Menschen mit Demenz. Dies sind zum Beispiel Farbsysteme, die visuelle Informationsverarbeitung, Zeichentheorien, lineare und malerische Darstellungen sowie dreidimensionales Sehen und die visuelle Lesbarkeit. Wer mehr erfahren möchte, kann sich im Abschnitt "Theorie" über den Vorgang des Sehens oder die Funktionen des Gehirns informieren. Das Unterkapitel "Lösungsansätze" beinhaltet Empfehlungen und Tipps, die Ergotherapeuten bei der visuellen Gestaltung für diese Zielgruppe beachten sollen. Dieses Kapitel ist besonders für Ergotherapeuten interessant. Sie erfahren hier, wann an Demenz Erkrankte Hinweisschilder am besten lesen können und wie Räume optimal gestaltet werden, damit sich die alten Menschen gut orientieren können und wohl fühlen. Im letzten der beiden Unterkapitel, dem "Spezial", berichtet die Autorin exemplarisch von Persönlichkeiten, die unter Demenz und Augenerkrankungen gelitten haben.
Fazit: Schön illustriertes Buch mit viel Theorie
In diesem Buch finden Ergotherapeuten wertvolle Tipps zur bestmöglichen Raumgestaltung für Menschen mit leichter Demenz. Die visuellen Angebote können Patienten mit einer mittleren bis schweren Demenz allerdings nicht mehr erreichen. Für diese Klientel müssen Ergotherapeuten andere Sinne wie beispielsweise den auditiven oder taktilen Sinn zur Kontaktaufnahme anregen. Das Buch schildert keine Übungen oder Aktivitäten für die Therapie. Die meisten Inhalte vermitteln theoretisches Wissen, sind schön illustriert und sehr verständlich geschrieben. Bei Umbauten oder Renovierungsarbeiten in Altenpflegeeinrichtungen sollte dieses Buch nicht fehlen.
Breuer, Petra (2009): Visuelle Kommunikation für Menschen mit Demenz. Bern: Huber. 108 Seiten, broschiert. ISBN: 3456847688.