Täglich dokumentieren Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen, welche Leistungen ihre Patienten erhalten haben. Das trifft auch den Bereich der sozialen Betreuung zu. Grundsätzlich gilt: Nur was dokumentiert ist wurde auch geleistet. Zum Erfassen einer Leistung tragen viele Mitarbeiter eine Abkürzung für das jeweilige Angebot in Kombination mit ihrem Zeichen ein. Das sagt aber noch nichts aus über die Qualität des Angebotes oder über die Interessen und Fähigkeiten der Bewohner. Individuelle Formulierungen können diese Lücke schließen. Das Buch "Formulierungshilfen - Aktivitäten der sozialen Betreuung dokumentieren" von Andrea Friese hilft mit einer Vielzahl an Vorschlägen.
"Wortlos" vor der Dokumentation
Die Mitarbeiter der sozialen Betreuung kennen das Problem. In regelmäßigen Abständen müssen besondere Ereignisse, das Verhalten, die Motivation und abgelehnte Angebote dokumentiert werden. Aber welche Worte geben all das kurz und aussagekräftig wieder? Andrea Frieses Buch enthält für nahezu alle Angebote der sozialen Betreuung Formulierungsvorschläge, die direkt zum Übernehmen in die eigene Dokumentation einladen.
Ausrichtung an der Prüfanleitung des MDK
Nach einer kurzen Einleitung mit dem Augenmerk auf das Grundwissen über die Anforderungen an die soziale Betreuung und sowie auf die Handhabung des Buchs folgt der "Leistungskatalog" der sozialen Betreuung und der "Begriffskatalog zur schriftlichen Darstellung von Befindlichkeiten". Die Autorin richtet sich mit ihrem Leistungskatalog nach der MDK-Anleitung zur Prüfung der Qualität nach den §§112,114 SGB XI in der stationären Pflege vom 10. November 2005 und spiegelt die darin abgefragten und von der Heimaufsicht überprüften Elemente wider.
Orientierungshilfe zur Konzepterstellung
Seit 2005 sind Alten- und Pflegeheime verpflichtet, für den Bereich "Soziale Betreuung" ein aktuelles Konzept nachzuweisen. Da Andrea Frieses Buch die Grobstruktur der MDK-Prüfanleitung widerspiegelt und diese mit inhaltlichen Angebotsvorschlägen füllt, können ausgebildete Mitarbeiter der sozialen Betreuung, wie zum Beispiel Ergotherapeuten, mit etwas Kreativität und Phantasie die einzelnen Kapitel als Orientierungshilfe in der Konzepterstellung produktiv zweckentfremden.
Folgende Elemente, auch Leistungskatalog genannt, werden in den gleichnamigen Kapiteln bearbeitet: 1. Einzelbetreuung, 2. Gruppenangebote, 3. Feste und Veranstaltungen in den Jahreszeiten, 4. Veranstaltungen in Kontakt mit dem örtlichen Gemeinwesen und 5. Maßnahmen zur Kontaktpflege mit den Angehörigen. Jedes der fünf Kapitel gliedert sich in folgende Rubriken: Ziele, Kurzbeschreibung des Angebots und schließlich Formulierungshilfen zur Dokumentation. Hierbei sind die Angebots- und Therapieziele stichpunktartig für das jeweilige Kapitel aufgezählt. Die Kurzbeschreibungen der Aktivitäten weisen darauf hin, was die Mitarbeiter bei der Durchführung beachten sollen und welches unmittelbare Ziel die Aktivität hat.
Dokumentation leicht gemacht
Jede Formulierungshilfe ist mit einem Smiley versehen. So unterteilt die Autorin alle Stimmungen/Befindlichkeiten in drei Rubriken. Das lächelnde, neutrale und negative Smiley. So können die Mitarbeiter, nachdem die Aktivierung oder Therapie reflektiert ist, das jeweilige Kapitel im Buch aufschlagen und eine vorgeschlagene Formulierung in die Dokumentation übernehmen.
Ein Beispiel: Frau M. wurde das Angebot "Bewegungsübungen im Bett" gemacht, das sie dankend angenommen hat. Eine mögliche positive Formulierung aus dem Leistungskatalog Kapitel 1 "Einzelbetreuung", Abschnitt "Bewegungsübungen im Bett" lautet: "In Abstimmung mit dem behandelnden Arzt/Ergotherapeuten/Physiotherapeuten werden passive Bewegungsübungen im Bett durchgeführt." Dieser oder ein anderer Formulierungsvorschlag kann in die Dokumentation übertragen werden.
Die persönliche Lage sowie die Gefühle, Bedürfnisse und Begehren sollen in einer qualitativ hochwertigen Dokumentation ebenfalls erfasst werden. Dafür bietet das Buch treffende Formulierungen, die durch das Smiley-System schnell zu finden sind.
Zeitersparnis durch Nachschlagemöglichkeit
Das Buch "Formulierungshilfen - Aktivitäten in der sozialen Betreuung dokumentieren" ist ein reines Nachschlagewerk, das im Alltag weiterhilft. Besonders wenn Ergotherapeuten mit anderen Berufsgruppen und angelernten Kräften zusammenarbeiten, kann das Buch die Dokumentation erleichtern. Auch wer als Berufs- und Quereinsteiger in der sozialen Betreuung anfängt, hat sofort klare Formulierungsvorschläge zur Hand. Das spart Zeit.
Besonders gefällt, dass in den Kurzbeschreibungen auf grundlegende Vorraussetzungen und Verhaltensregeln hingewiesen wird. So schreibt Frau Friese zum Angebot "Spaziergänge" über die Angst vorm Stürzen und die motorische Unruhe demenziell erkrankter Menschen und empfiehlt zur Abhilfe begleitete Spaziergänge. Im Abschnitt über hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Kochen stellt die Autorin die Regeln auf "Dabei gilt: Nur wer möchte, schält Äpfel, schneidet Obstschnitzel, kocht Marmelade ein. Auch passives Dabeisein hat seine Berechtigung: das Beobachten, das Wahrnehmen der Aktivitäten, die vielfältigen Sinneseindrücke regen das Erinnern an, ermutigen zum Erzählen, machen wach und lenken von Problemen ab." welche die Vorraussetzung eines jeden Gruppenangebotes sein sollte.
Leider weckt das Buch an vielen Stellen den Eindruck, als könnten alle Mitarbeiter eines Alten- und Pflegeheims jedes der vorgeschlagenen Angebote ohne Vorkenntnisse umsetzten. Hinweise auf die erforderlichen Ausbildungen oder Schulungen wären hilfreich. Denn gerade die Mitarbeiter, die Demenzpatienten mit multimorbiden Krankheitsbildern betreuen, sollten über Fachwissen verfügen und besonders sensibel vorgehen. Mit ihnen steht und fällt die Qualität in Alten- und Pflegeheimen.
Friese, Andrea (2008): Formulierungshilfen. Aktivitäten der sozialen Betreuung dokumentieren. Hannover: Vincentz Verlag. 102 Seiten. ISBN 978-3-86630-059-0. 13,80 Euro.