Musik begleitet Menschen durch das ganze Leben und kann weitgehend unabhängig von geistigen und körperlichen Einschränkungen empfunden werden. Deshalb musizieren Demenzkranke auch so gern. Das Buch "Musik erleben und gestalten mit alten Menschen"liefert vollständig ausgearbeitete Stundenbilder, Bewegungsvorschläge und Möglichkeiten zur Instrumentalbegleitung. Es vermittelt Mitarbeitern der Altenarbeit die nötigen Kenntnisse, sodass sie sofort loslegen können.
Musik aktiviert Demenzkranke
"Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an."Dieses Zitat des Schriftstellers Ernst Theodor Amadeus Hoffmann gilt in der Altenarbeit ganz besonders; Musik bietet oftmals die einzige Möglichkeit, einen Zugang zum demenzkanken Menschen zu finden und ihn zu aktivieren. Melodien und Liedertexte aus der Kindheit und Jugend sind fest im Langzeitgedächtnis verankert und können trotz weit fortgeschrittener Demenz noch lange Zeit abgerufen werden. Nicht umsonst gilt daher der Einsatz von Musik als Königsweg in der Betreuung und Aktivierung demenziell erkrankter Menschen. Denn Musik spricht die Emotionen an, den Verstand und den Körper.
Praxisnäher geht es nicht
Die Autorinnen gehen auf altersbedingte Einschränkungen und typische Krankheitsbilder ein. Sie machen deutlich, welche Bedeutung das Musikhören für alte Menschen hat und geben Hinweise, was Mitarbeiter bei der Musikaktivierung, beim Singen und der Kombination von Singen mit Körperbewegung beachten sollen. Die Verfasserinnen stellen typische Orff'sche Instrumente sowie Handgeräte für Bewegungen zur Musik (z. B. Schlagstäbe, Handtrommeln, Kastagnetten, Tücher und Bälle) vor und geben Hinweise zu deren Einsatzmöglichkeiten. Besonders praktisch: Die meisten Musiktitel zu den im Buch genannten Beispielen sind auf der beigelegten CD enthalten, sodass Ergotherapeuten die vielen Vorschläge sofort umsetzen können. Darüber hinaus bietet das Buch interessante Hintergrundinformationen und Anekdoten zu verschiedenen Komponisten, Sachinformationen zum Musikstück sowie methodische Anleitungsvorschläge. Das bewusste Musikhören können Mitarbeiter im Seniorenheim daher sinnvoll mit Erinnerungspflege und biografischem Arbeiten kombinieren. Das regt zu Erinnerungen und zum Ausdruck von Gefühlen an. Das Buch wendet sich an alle Mitarbeiter, die in der sozialen Betreuung in Alteneinrichtungen tätig sind und über keine musikalischen Vorkenntnisse verfügen.
Fazit: Ein unentbehrliches Grundlagenbuch
Das Buch knüpft an die Erfahrungen und Erinnerungen alter Menschen an. Die Autorinnen stellen keine hohen Anforderungen. Sie bieten theoretische und praktische Vorschläge zu Singen mit Musik, Musik und Bewegung, Musizieren mit Rhythmus- und Melodieinstrumenten sowie Musikhören. Das hilft dabei, eigene Hemmungen und die der Teilnehmer abzubauen. Mitarbeiter in Alteneinrichtungen lernen Möglichkeiten für wirkungsvolle und ganzheitliche Angebote kennen, profitieren von den vielen Impulsen für neue Gruppenstunden und werden befähigt, eigene Gruppenstunden mit Musik zu planen. Obwohl bei weit fortgeschrittener Demenz einige Vorschläge sicher nur in abgewandelter Form durchführbar sind, sollte das Buch in keiner stationären Altenhilfeeinrichtung fehlen.
Harms, Heidrun; Dreischulte, Gaby (2007): Musik erleben und gestalten mit alten Menschen, München: Urban & Fischer. 304 Seiten. ISBN 978-3-437-27835-8. 44,95 Euro.