Irgendwie war dieses Jahr bei der Altenpflegemesse 2012, die vom 27. bis 29. März in Hannover stattfand, alles anders. Mehr Bürokratie, weniger Aussteller, kaum Neuigkeiten für Ergotherapeuten. Aber ein paar nette Kontakte. Wo bleibt der beschäftigungstherapeutische Ansatz der Fachmesse?
Größerer Aufwand für weniger Inhalt
Trotz vorhandenem Messeticket müssen sich Besucher mit Namen, E-Mail und Angaben zum Beruf via Computer registrieren. Wozu das Ganze? Um anschließend ein Namensschild mit dem Aufdruck "Besucher" zu erhalten, das in Kombination mit dem Messeticket zum Einlass berechtigt. Beim Durchstöbern der Messehallen fiel recht schnell auf, dass zahlreiche Aussteller fehlten, die auf die Therapie und Beschäftigung von Senioren mit Einschränkungen spezialisiert sind. Die vom Veranstalter angepriesenen Innovationen waren entweder professionell erstellet Medien, die Ergotherapeuten in zahlreichen Varianten normalerweise mit dem Klienten zusammen oder in liebevoller Handarbeit selbst herstellen. Oder eine gute Idee, die oftmals nur eine ziemlich lieblose Präsentation des Mediums darstellte.
Was als positive Erinnerung dem Besucher bleibt, sind zahlreiche Fachgespräche mit den Ausstellern und Besuchern. Es mangelte aber an Material für aussagekräftige Schnappschüsse und an Neuheiten für Ergotherapeuten, die mit demenzerkrankten Menschen arbeiten. Je nach Messehalle kam sich der Besucher vor wie in einer Technikhalle zur Präsentation von Lüftern, Spülmaschinen, Staubsaugern, Möbeln oder auf einem riesigen Spielplatz für Erwachsene. Weshalb außerdem die Altenpflege-App Lese- und Schreibrechte für das persönliche Adressbuch fordert, bleibt im Dunkeln. Das lässt Fragen nach dem Datenschutz aufkommen. Unsere diesbezügliche Anfrage beim Messe-Veranstalter blieb bis heute unbeantwortet.
Wirkliche Neuigkeiten gab es ausnahmsweise nur bei den großen Produzenten von Therapiemedien und bei den Verlagshäusern zu begutachten. Die im Katalog präsentierten Medien konnten auf der Messe angefasst und durchstöbert werden. So wurde zum Beispiel der Stand vom Vincentz Verlag gut angenommen. Die aktuellen Spiele und Bücher lagen vor Ort aus und wurden von den Autoren in netten Präsentationen und Vorträgen persönlich vorgestellt.
Fazit
Die Altenpflegemesse hat deutlich an Flair und Bedeutung verloren. Beim neuen Registrierungsverfahren werden Betreuungsberufe und therapeutische Berufe nicht mehr abgefragt, sondern laufen unter sonstige Besucher. Eine Nennung der Qualifikation oder des Arbeitsbereichs auf dem Namensschild fehlt. Das Angebot für Menschen, die in der Betreuung und Therapie tätig sind, ist minimal. Verpasst die Altenpflege den Trend? Spricht man mit Kollegen und Mitarbeitern, die im Pflegewesen tätig sind, so äußern diese immer wieder, dass vermehrt Wert auf die persönliche Betreuung und Beschäftigung zur pflegerischen Leistung gelegt wird. Nimmt der Besucher aber den Impuls von der Messe mit, so heißen die neuen Schwerpunkte: schöner Wohnraum, viel Technik zur Arbeitserleichterung, Windeln, Pflegeprodukte und Fachliteratur.