SWR Fernsehen, die noch für ein paar Tage in der ARD Mediathek zu sehen ist. Wir haben für euch vorher reingeschaut.
Ihr kennt Naomi Feil oder habt schon von Validation gehört. Das Leben und Wirken dieser mit gut 80 Jahren noch äußerst umtriebigen Star-Gerontologin zeigt die TV-Dokumentation des"Ihr Geschwätz interessiert mich überhaupt nicht!"
Im Bremer Pflegeheim Haus O’land ist immer was los: Nachdem letztes Jahr die kuschelige Roboter-Robbe Paro dazukam und nach einer Probezeit schließlich übernommen wurde, schaut jetzt Naomi Feil nach dem Rechten. Entschlossen geht die resolute, deutsch-amerikanische Gerontopsychologin auf wehrlose Bewohnerinnen und Bewohner zu, um ein validierendes Schwätzchen zu halten. Nicht immer gelingt das. Und manch Zuschauer wird sich heimlicher Schadenfreude wohl kaum erwehren können, wenn eine Bewohnerin Naomi Feils Bemühungen als "Geschwätz" harsch zurückweist oder ihre Zahnprothese bewundert. Hier zeigt der Film ganz deutlich die Grenzen dieser grundsätzlich dennoch wertvollen Methode.
Bühne frei
Sicherlich kommen der Demenz-Expertin ihre schauspielerischen Wurzeln früher Jahre sehr zugute, da Validation wie Schauspielerei verlangen, sich in eine Rolle innerhalb einer bestimmten Geschichte einzufinden und den Dialog, der immanenten Logik dieser Welt folgend, unterzuordnen. Recht deutlich zeigt der Film, wie Naomi Feil durch und durch Darstellerin ist. Das geht nahtlos über in Selbstdarstellung, zu der die gewiefte Geschäftsfrau auf ihren beliebten Workshops neigt. Doch kommt wohl gerade das so gut an beim Publikum. So braucht wohl jedes Metier seine Ikonen. Und dank mangelnder Konkurrenz an ähnlich charismatischem und witzigem Personal im Bereich der Demenzarbeit hat sie leichtes Spiel. Dass sie ihren mittlerweile demenzkranken Mann von Auftritt zu Auftritt über Kontinente hinweg mitschleppt, rührt an, befremdet dann aber angesichts der Binsenweißheit vom alten Baum, den man nicht mehr verpflanzen soll - besonders wenn man Mister Feil verloren an Orten des Transits wie Hotellobbys unschlüssig und verloren dreinblicken sieht.
Gute Unterhaltung
Wie schon zuletzt beim Paro-Film gelingen der TV-Jounalistin Annette Wagner auch diesmal wieder anrührende Momente - genau dann, wenn es Naomi Feil eben doch glückt, für eine kurze Weile eine Brücke in die Welt einzelner Demenzkranker zu bauen, sie wieder zum Reden, Singen und Lachen zu bringen. Daneben lernen wir Naomi Feils Werden und Wirken kennen, wenngleich eine Einordnung fehlt innerhalb der aktuellen, durch die Bank vorwissenschaftlichen Methoden und deren Protagonistinnen wie etwa Gudrun Schaade oder Nicole Richard. Macht aber nichts. Statt eines Lehrfilms genießen wir einfach gute Unterhaltung!